Salon der Lüste - 3
versehen waren.
Mit einem stummen Schrei trat Ivy zurück und stieß gegen etwas Festes. Sie wirbelte herum, sah aber nicht Saint vor sich, sondern Justin. Er lächelte.
»Ivy, es besteht kein Grund, sich zu fürchten.«
Das gefiel ihr nicht - ganz und gar nicht. »justin, wo ist Saint?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, aber ich bin sicher, dass er bald hier sein wird.«’
Fast wollte sie erleichtert aufatmen.
»Keine Sorge, sobald der Vampir feststellt, dass ich dich mitgenommen habe, kommt er zu uns. «
Ivy verschluckte sich an ihrem Atem. »Was?!«
»Du hast mich verstanden.« Sein Lächeln wurde noch breiter. »Möglicherweise braucht er eine Weile, um uns zu erschnüffeln, aber seine Art hat erstaunlich gut ausgeprägte Sinne. Er findet uns schon noch. «
Ivy hatte das Gefühl, ihr gesamtes Blut wäre in ihre Füße geflossen. »Woher weißt du es?«
Er streckte ihr seine Hand hin und zeigte ihr den silbernen Siegelring, den er trug.
Das Bild darauf hatte sie schon einmal gesehen. Es war eine nach oben gerichtete Hand. Doch erst jetzt fiel ihr auf, dass sie keine andere Hand hielt, sondern einen Kelch. Genau wie auf Daisys Wange.
Ivys Blut rauschte aus ihren Füßen aufwärts und füllte sie mit einem Zorn, wie sie ihn nie zuvor empfunden hatte. Für eine Sekunde starrte sie Justin an. Bei dem Gedanken, dass sie sich hatte schändlich betrügen lassen, wurde ihr speiübel.
Dann aber holte sie aus und stürzte sich tretend und boxend auf Justin. Sie versuchte sogar, ihm ihren Kopf ins Gesicht zu rammen.
»Ivy, hör auf! «, rief er. »Lass mich dir alles erklären! Du verstehst nicht, worum es geht.«
Was sie auch nicht interessierte. Sie kämpfte weiter. Sie würde ihn mit bloßen Händen in Stücke reißen, wenn sie könnte.
Im nächsten Moment explodierte ein stechender Schmerz in ihrem Gesicht, und ihr Kopf schnellte nach hinten. Justin hatte ihr seine Faust ins Gesicht geknallt. Die Wucht war so groß, dass sie hintenüberkippte und mit einem scheußlichen Krachen auf dem Boden landete. Ihr blieb die Luft weg, während sie das Gefühl hatte, ihr Hinterkopf würde zerbersten.
Danach wurde alles schwarz.
Saint nahm London auseinander.
Er folgte Ivys Duft, gemischt mit Fontaines und dem von dessen Pferden, in die Stadt zu einer sehr vornehmen Gegend im West End. Als er bei Fontaines Stadthaus ankam, musste er gewaltsam eindringen, fand jedoch nichts. Das verschreckte Personal gab gleich mehrere Orte an, wo er sein könnte. Und Fontaines Kammerdiener bemerkte, dass sein Herr einen kleinen Koffer bei sich gehabt hätte.
Dort starb die Geruchsfährte. Die Pferde standen im Stall, und der Stallbursche sagte Saint, dass Fontaine das Automobil genommen hätte, als er wegfuhr. Und ja, er hatte eine Frau bei sich, auf die Ivys Beschreibung passte.
Verzweifelt eilte Saint zu Fontaines Club, aber dort hatte ihn niemand gesehen oder wusste, wo er sein könnte. Saint suchte noch zwei weitere Clubs sowie eine private Gesellschaft auf. Nichts. Niemand wusste etwas.
Inzwischen erschien das erste graue Licht am Horizont, das den Tag ankündigte.
Machtlos im Angesicht der Zeit, kehrte Saint ins Maisen Rouge zurück, gerade rechtzeitig, bevor er zu einem Aschenhäufchen verschmorte.
Er ließ seine Wut nicht an der Wohnung aus. Das wäre zu einfach gewesen.
Stattdessen ging er in die Katakomben, wo er Fäuste und Stiefel in die Felsen rammte, auf Eisen und Stahl einprügelte, bis er genug Schmerz fühlte, um den in seinem Herzen zu übertönen. Bis sich die tobende Hilflosigkeit in ihm ein wenig gelegt hatte.
Verdammt! Warum war sie mit Fontaine gegangen? Von ihren Kleidern fehlte nichts, mithin konnte von Durchbrennen keine Rede sein.
Es war seine Schuld, dass sie fort war. Er hätte Fontaine verdächtigen müssen. Wer so makellos angenehm war, führte nie Gutes im Schilde.
Hätte er sich mehr auf die Mördersuche und weniger auf Ivys Verführung konzentriert, wäre sie jetzt noch hier. Egal, wie viele Leute ihm zu erzählen versuchten, dass ihn keine Schuld traf -und das taten alle im Maison Rouge -, er konnte nur sich allein verantwortlich machen. Entweder sich oder Ivy, und sie vermisste er dazu viel zu schmerzlich.
Dessen ungeachtet würde er ihr Vorwürfe machen, sobald er sie wiederhatte. Und hinterher würde er dafür sorgen, dass sie nie wieder mit einem Mörder weglief.
Hatte er das wirklich gerade gedacht? Es war so absurd, dass er beinahe grinsen musste.
»Sie hat
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