Salz der Hoffnung
nicht sie und David Gegenstand dieser scheußlichen Klatschgeschichte waren, doch sie vermochte nicht die letzten Zweifel zu zerstreuen. Sie fühlte sich so elend, daß sie ihre Kutsche rufen ließ und sich davonstahl.
Männer, die im Dienst für ihr Land fern von zu Hause weilten und das mitunter jahrelang, hatten sexuelle Bedürfnisse. Maria akzeptierte das, doch es war einer Dame nicht würdig, darüber nachzudenken. Man zog es vor zu glauben, daß sie der Versuchung widerstanden. Waren sie dazu nicht in der Lage, wenn beispielsweise David sich versündigt hatte, dann war das eine Sache zwischen diesem Mann und seinem Gott.
›Er hat Frauen genug, um sein Bett anzuwärmen.‹ Die Worte erschütterten sie bis ins Mark. ›Frauen‹. Unheilvoll. Furchteinflößend. ›Allgemein bekannt‹. Und Kinder? Das wollte Maria nicht glauben, sie konnte einfach nicht. Ein Gouverneur konnte keine unehelichen Kinder haben, es war undenkbar. Nichtsdestotrotz, ob es nun stimmte oder nicht, der Vorfall hatte sie so sehr beunruhigt, daß sie beschlossen hatte, es sei an der Zeit, sich auf die lange Reise zu begeben, vor der ihr immer so gegraut hatte. Zeit, ihrem Gatten nach Hobart zu folgen.
Davids nächster Brief traf wenige Tage vor Ostern ein. Voller Stolz erzählte er von seiner blühenden Stadt am Ufer des Derwent und schloß wie gewöhnlich mit den Worten, sie möge doch nun wirklich kommen und die Kolonie besuchen. Maria weinte vor Erleichterung. Dieses Mal würde sie seine Einladung annehmen.
Er erwähnte auch, daß er bei seinem alten Freund Admiral Phillip eine Beschwerde eingereicht hatte, um Jorges Anspruch zu unterstützen, und darin einen scharfen Verweis an die Gefängnisverwaltung gefordert hatte, die einem dänischen Captain das Recht verweigerte, als Offizier behandelt zu werden.
Major Reynolds war außer sich vor Zorn, als der Befehl kam, Jorgensen zu entlassen. Er sandte mehrere Rückfragen ans Hauptquartier, um die Freilassung hinauszuzögern, und bat um Klarstellung; der Befehl sei doch sicher so zu verstehen, daß Jorgensen in ein Gefängnis für Offiziere überstellt werden solle. Doch die Antwort war unmißverständlich: Entlassung.
Von seinem hohen Fenster aus sah er zu, wie sich die Gefängnistore für den Dänen öffneten, und war überzeugt, der Admiralität sei ein schwerer Fehler unterlaufen, indem sie diesen Freibeuter, diesen Verbrecher, unterschätzte. »Aber ich werde ihn im Auge behalten«, murmelte er. »Mein Verdacht ist keineswegs ausgeräumt.«
8. Kapitel
Beschwingt von Liebe und Glückseligkeit wirbelte Regal durchs Haus und traf ihre Vorbereitungen, hatte immer ein kleines Lied auf den Lippen, für jeden ein Lächeln … Jorge war frei und erwartete sie.
Sie hatte einen Kurier angeheuert, der vor dem Gefängnis auf ihn wartete und ihm einen Brief übergab, in dem sie ihm riet, sich unverzüglich zu ihrem Haus auf der Insel zu begeben. Dort konnte er sich ausruhen und von den Strapazen seiner Gefangenschaft erholen.
Doch er konnte so starrsinnig sein und zog es immer vor, seine eigenen Pläne zu machen, so daß Regal befürchtet hatte, er könne ihre Einladung ausschlagen. Aber ihre Gebete waren nicht vergeblich gewesen. Er war dort und – oh, wie typisch für Jorge – enttäuscht, daß sie ihn nicht schon in ihrem Cottage erwartet hatte, ungeduldig sie endlich wiederzusehen, weil er sie brauchte. Sie trug seinen Brief gleich über dem Herzen, zusammengefaltet in ihrem Kleid versteckt.
Und nun war es Zeit aufzubrechen. Endlich würde sie Charles verlassen. Glücklicherweise war er wieder einmal in Schottland, so daß sie in Ruhe packen konnte, ohne sich auf eine lästige Aussprache einlassen zu müssen. Sie hatte alles genau geplant: Sie würde sich von Charles scheiden lassen, ihren geliebten Jorge heiraten und mit ihm nach Amerika gehen, wo er vor Kriegswirren sicher war.
Nachdem sie Leonard geschrieben hatte, um ihn von dieser Entwicklung in Kenntnis zu setzen, fiel ihr ihr Freund William Sorell ein, der sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert sah. Er hatte seine Frau verlassen, um mit Mrs. Kent zusammenzuleben, doch ihr Mann, ebenfalls ein Offizier, strebte eine strafrechtliche Verfolgung an. Er verklagte William wegen »krimineller Beziehungen zu seiner Ehefrau«, eine
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