Salz der Hoffnung
»Was?« Regal war mit ihren Gedanken bereits weit weg, überlegte fieberhaft, wer ihr bei ihrem Vorhaben wohl helfen könnte. »Oh … ja. Er dort am Tor, Major Reynolds.«
Sie winkte Reynolds zu, und Bonnie lehnte sich vor, um ihm zuzulächeln.
»Du bist schon zurück?« fragte Maria Collins überrascht.
»Geht es dir jetzt besser, Regal? Du mußt unbedingt Edwina besuchen. Sie war gekränkt, daß du ohne sie gefahren bist. Sie liebt die Isle of Wight.«
»Oh, sie beruhigt sich schon wieder. Wir werden bald wieder hinfahren. Ich gewöhne mich langsam an die Reise. Aber hör zu, Maria, ich habe wirklich interessante Neuigkeiten. Erinnerst du dich an deinen Freund Mr. Jorgensen? Ich habe ihn gefunden.«
»Du hast was?« Maria ließ ihre Näharbeit sinken. »Und nun sitz um Himmels willen still, Regal. Du zappelst herum wie ein Springteufel. Was meinst du damit, du hast ihn gefunden?«
»Nun, ich habe einige Nachforschungen angestellt und ich finde, ich gebe einen recht brauchbaren Detektiv ab. Während ich auf der Insel war, habe ich einen Ausflug nach Yarmouth unternommen, und du hattest recht. Die dänische Flotte ist tatsächlich dorthin gebracht worden. Die Leute im Ort sagten mir, die Mannschaften der dänischen Schiffe seien alle im Gefängnis von Yarmouth eingesperrt. Und weil ich nichts Besseres vorhatte, dachte ich mir … warum nicht? Es gibt kein Gesetz dagegen. Also habe ich den Kommandanten aufgesucht.«
»Augenblick. Welchen Kommandanten? Was hast du nur wieder angestellt?«
Regal nahm eine Geleekirsche aus der Schale mit Süßigkeiten und steckte sie in den Mund. »Den Kommandanten des Gefängnisses natürlich.« Sie lutschte auf ihrer Kirsche herum, während Maria sie anstarrte und wartete. »Er war freundlich und sehr hilfsbereit«, fuhr Regal fort. Diesen Teil der Geschichte wollte sie so einfach und kurz wie möglich halten. »Und er sagte, ja, Mr. Jorgensen sei dort, und ich durfte sogar ein paar Minuten mit ihm sprechen.«
»Mit wem hast du gesprochen?«
»Mit Jorge Jorgensen!« Regal lehnte sich triumphierend zurück und nahm noch eine Geleekirsche.
»Lieber Himmel, du bist wirklich in dieses Gefängnis gegangen!«
»Natürlich. Es war völlig ungefährlich.«
Maria schüttelte den Kopf. »Regal, du scheinst nicht zu verstehen. Es gibt Dinge, die tut man einfach nicht. Was würde Charles dazu sagen?«
»Ach, Charles. Tja, ich denke, diese Sache wollen wir Charles lieber nicht erzählen.«
»Da stimme ich dir zu. Und du hast Jorge tatsächlich gesehen?«
Regal nickte. Sie hatte einen Kloß im Hals und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ja, ich habe ihn gesehen. Und du würdest ihn nicht wiedererkennen, Maria. Er sieht furchtbar aus, so dürr und in schreckliche Lumpen gehüllt, mit einer schmutzigen Decke um die Schultern. Er sieht aus wie ein alter Mann.«
Maria zog ihr Taschentuch hervor und putzte sich die Nase. »Oh Gott, das ist ja furchtbar. Ich bin ganz durcheinander. Der arme Jorge. Ich habe an die Admiralität geschrieben und mich nach ihm erkundigt, aber bislang keine Antwort erhalten. So schnell geht das nicht. Ich wünschte, wir könnten irgend etwas tun. Natürlich werde ich David schreiben, aber es dauert sechs Monate, bis er etwas unternehmen kann.«
»Es kommt noch schlimmer«, sagte Regal. »Während ich dort war, hatte Jorge eine kleine Auseinandersetzung mit dem Kommandanten. Jorge sagte, er sei Offizier und Major Reynolds bestritt das. Dieses Gefängnis ist den niederen Rängen vorbehalten.«
»Wenn Jorge in der dänischen Marine war, sollte man doch denken als Offizier«, sagte Maria nachdenklich. »Sie werden doch wohl kaum sein Wort in Zweifel ziehen?«
»Ich fürchte doch. Der Major hat ihm nicht geglaubt.«
»Dann war er vielleicht doch kein Offizier.«
»Doch. Das habe ich selbst herausgefunden. Wie gesagt, die Schiffe liegen alle in Yarmouth, also habe ich ein paar Erkundigungen eingezogen. Ein Schiff, das dort liegt, heißt Admiral Juul. Und jetzt rate mal, wer ihr Kapitän war.« Allmählich fand Regal Gefallen an ihren eigenen Lügengeschichten.
»Doch nicht Jorge?« fragte Maria
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