Salz der Hoffnung
Island.«
»Worum sorgt sie sich denn?«
»Sie hat allen Grund zur Sorge«, sagte Cameron. »Eine Horde von Marineoffizieren ist in ihrem Haus eingefallen. Sie haben Samuels Kontor und Lagerhaus bis auf weiteres geschlossen, das Haus von oben bis unten nach Dokumenten durchsucht. Die arme Frau weiß nicht mehr ein noch aus.«
»Aber was für Dokumente? Was suchen sie denn?«
»Alles, das ihnen Aufschluß über diesen Staatsstreich geben kann«, erklärte Cameron. »Wir gehen fort aus London, und wenn du auch nur einen Funken Verstand hast, kommst du mit.«
»Wieso? Ich verstehe nicht, warum ihr Hals über Kopf fortgeht.«
Cameron rang die Hände. »Um Himmels willen! Wenn sie jetzt die Phelps’ heimsuchen, werden sie als nächstes hinter mir her sein. Ich habe bei der ersten Fahrt eine Ladung mitgeschickt, also bin ich in die Sache verwickelt. Gott sei Dank hatte ich mit dieser Expedition nichts zu schaffen.«
»Also sagst du ihnen einfach, daß du nichts damit zu tun hast«, sagte Regal. »Es ist ohnehin verrückt. Wie könnte Jorge ein ganzes Land an sich bringen?«
»Du solltest es lieber glauben«, gab Cameron zurück.
»Der Zirkus fängt gerade erst an. Wie es aussieht, hat er das Staatsoberhaupt festgenommen, einen gewissen Grafen Tramp, und hat sich selbst mehr oder weniger zum …« Er zögerte, das Wort in den Mund zu nehmen, aber Edwina tat es für ihn: »König erklärt.« Sie grinste. »Jorge ist jetzt ein König.«
Regal starrte sie einen Moment an und begann dann zu lachen. »Wenn das stimmt, ist es die verrückteste Geschichte, die ich je gehört habe.« Sie ließ sich in einen Sessel fallen und schüttelte sich vor Lachen. »Er ist erstaunlich, nicht wahr? Er ist wunderbar! Der König von Island! Er hat mir kein Wort davon gesagt.«
Edwina wandte sich an ihren Mann. »Müssen wir wirklich fortgehen? Du hast gegen kein Gesetz verstoßen, Cameron, also besteht doch eigentlich kein Grund zu dieser Hast. Du meine Güte, man muß sich das einmal vorstellen. Ein Freund von uns auf einem europäischen Thron. Wer weiß, vielleicht könnten wir ihn eines Tages sogar besuchen!«
»Ihr Frauen denkt vielleicht, das alles sei nur ein wunderbares Märchen. Aber das ist es nicht, es ist eine sehr ernste Angelegenheit, und ich kann es mir nicht leisten, darin verwickelt zu sein. Sonst kann es durchaus passieren, daß sie mir auch mein Geschäft schließen. Ich habe nicht die Absicht, in London zu bleiben und mich von Journalisten ausfragen zu lassen, die nur darauf warten, mich der Lächerlichkeit preiszugeben. Das will ich auf keinen Fall riskieren. Und jetzt solltest du lieber ein paar Sachen zusammenpacken, Regal. Wir fahren für eine Weile nach Surrey.«
Edwina seufzte. »Nicht ganz dasselbe wie Brighton.«
»Danke für die Einladung, aber ich werde hierbleiben«, erklärte Regal.
»Wie du willst«, sagte Cameron ein wenig pikiert. »Aber ich halte das für nicht besonders klug.«
Ein Dienstmädchen klopfte, und Regal ging zur Tür.
»Was gibt es?«
»Ein Major Reynolds wünscht Sie zu sprechen, Madam.«
»Schick ihn fort«, sagte Regal schnell.
»Wer ist es?« wollte Edwina wissen.
»Nur einer von diesen Journalisten«, log Regal.
»Da hast du’s, ich hab’s dir ja gesagt«, brummte Cameron. »Es geht schon los. Sie werden in Scharen hier einfallen.«
»Das ist mir gleich. Ich werde einfach niemanden empfangen. Ich weiß auch nicht mehr als sie. Aber wenn es zu schlimm wird, werde ich Maria Collins bitten, zu mir zu ziehen. Sie kann sehr streng sein, wenn sie will. Ich glaube sogar, ich werde sofort nach ihr schicken.«
Regal wollte verhindern, daß die Spencers draußen auf Major Reynolds trafen, darum bestand sie darauf, daß sie eine Eislimonade tranken, ehe sie aufbrachen. Sie tat, als sei sie die Ruhe selbst, doch insgeheim konnte sie es kaum erwarten, Cameron aus dem Haus zu haben. Er wirkte wie ein Dämpfer an diesem aufregendsten Tag ihres Lebens.
Und dann fegte ein Wirbelsturm über sie hinweg. Zeitungen und Zeitschriften schlachteten die Geschichte weidlich aus, ihre Darstellungen
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