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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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faktisch sogar über ihm. Ein kleiner Napoleon. Der Korse hat sich zum Kaiser ernannt, unser Däne ernennt sich zum König! Jorgensen ist der König von Island! Dieser Mann ist wie eine geladene Kanone, die unkontrolliert über das Deck eines unserer Schiffe rollt.«
             
            Samuel Phelps hatte erwartet, daß Reykjavik eine weiße Stadt mit dicken Eiszapfen an den Dächern sei, in der Eskimos und Eisbären umherliefen. Statt dessen erinnerte Island im Juli ihn an Schottland: In den Fischerdörfern herrschte lebhaftes Treiben, Heidekraut wuchs auf den hügeligen Weiden. Es gab keine Eskimos, und das war ein Jammer, hatte er doch gehofft, von diesen Eingeborenen ein paar günstige Felle kaufen zu können. Und einen Eisbär hatte er auch noch nicht zu Gesicht bekommen.
            Nach der ersten Fahrt zu dieser fernen Insel, hin- und hergeschleudert in seiner Koje und so krank, daß es ihm gleich war, ob er lebte oder starb, war Samuel einfach nur dankbar, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Er hatte sich geschworen, niemals wieder ein Schiff zu besteigen. Auch als er wieder in seinem vertrauten Haus in London war, hörte er noch das Kreischen des Windes, spürte die Aeolus erzittern, als Jorgensen sie immer weiter auf das sturmgepeitschte Meer hinausjagte, das sich ihnen wie eine gewaltige Mauer entgegenstellte. Irgendwann war er vollkommen außer sich vor Angst gewesen und hatte Jorge angefleht, er möge umkehren. Vor der Rückfahrt hätten sie ihn fast gewaltsam an Bord bringen müssen.
            »Sie kriegen mich kein zweites Mal auf Ihr verfluchtes Schiff, nicht um alles in der Welt!« hatte er Jorgensen angeschrien.
            Jorgensen, der jetzt Herrscher von Island war. Der gottverdammte König! Er erstickte beinah, wenn er nur daran dachte.
            Jorge hatte ihm von seinem Plan berichtet, als sie wieder in London waren. Samuel hatte sich inzwischen von seiner Seekrankheit erholt und war vollauf damit beschäftigt, seinen beachtlichen Profit auszurechnen. Er hörte kaum hin. Wozu auch? Ein verrückter politischer Umsturz war nichts für ihn. Doch Jorgensen hatte keine Ruhe gegeben, hatte ihm immer wieder aufgezählt, in welchen Bereichen lukrative Gewinne zu erwarten waren. Ein Londoner Kaufmann als Monopolist für die Versorgung eines ganzen Landes? Das klang zu gut, um wahr zu sein.
            Samuel blieb nach wie vor skeptisch. »Warum ausgerechnet ich? Woher soll ich wissen, daß Sie nicht hinter meinem Rücken günstigere Geschäfte mit anderen Kaufleuten aushandeln?«
            »Weil ich keine unliebsamen Zwischenfälle gebrauchen kann. Wenn Sie dabei sind, müssen Sie mich voll unterstützen. Andere Kaufleute könnten versuchen, mich zu betrügen.«
            Jorgensen hatte ihn davon überzeugt, daß er sich auf der zweiten Überfahrt viel besser fühlen, daß er seefest werden würde. Aber er irrte sich … Es war schlimmer, zehnmal schlimmer. Und der Captain, in Sorge um die Sicherheit der anderen beiden Schiffe, hatte sie durch klippenreiche Gewässer in die, wie er es nannte »ruhigere See« bei den Faröerinseln gebracht, wo sie ausruhen sollten. Vielleicht einen Tag blieben sie dort. Es war schwer zu sagen. Wenn man nur hin und wieder aus purer Erschöpfung eine Stunde schlafen konnte, hatte man womöglich gleich eine ganze Nacht verpaßt, wo es hier doch kaum je dunkel wurde. Als sich die Kommandanten der beiden anderen Schiffe wieder sicherer fühlten, segelten sie in nördlicher Richtung weiter zu den Westmännerinseln, lagen leeseits der gewaltigen, himmelhoch aufragenden Felsen und lauschten den Brechern, bis Jorgensen den Befehl gab, die letzte Etappe bis nach Reykjavik zu segeln. Als sie in der Faxabucht landeten, jubelten die Mannschaften vor Erleichterung.
            Wie ein Echo wurde ihr Jubel von den Menschen am Kai erwidert. Aber dann ging der Ärger los; man verweigerte ihnen die Erlaubnis, an Land zu kommen.
            »Ich wußte es! Ihr großartiger Plan klang zu einfach, um aufgehen zu können«, sagte Samuel zu Jorgensen. »Und was jetzt?«
            »Nur Geduld«, erwiderte der Däne und berief eine Lagebesprechung mit den beiden Kapitänen der anderen Schiffe ein.
            Samuel hörte, was er zu ihnen sagte, und dachte bei sich, es würde sich gut im Parlament machen. Jorge war der überzeugendste Redner, den er je gehört hatte. Obwohl Samuel doch nur an der

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