Salz der Hoffnung
zum Rathaus hinübergehen, Mr. Phelps. Dort ist ein großes Fest im Gange. Es ist geschafft. Der Captain hat das Kommando übernommen, Graf Tramp ist im Gefängnis, wo er hingehört, und alles ist gutgegangen.«
»Bis jetzt«, erwiderte Samuel. »Aber ich habe den Matrosen da draußen zugehört, den englischen Matrosen, unseren eigenen Leuten sozusagen. Sie sehen die britische Flagge auf diesen Schiffen und glauben daher, Jorgensen habe diesen Staatsstreich im Namen der britischen Regierung durchgeführt. Sie prahlen damit, daß sie den Dänen hier die Macht entrissen haben, ohne einen einzigen Schuß abzufeuern.«
»Na ja. Sie verstehen die Sprache eben nicht«, sagte Jacob.
»So ist es. Sie begreifen nicht, daß der Captain die Absicht hat, die Unabhängigkeit dieses Landes zu verkünden.«
»Das hat er schon getan.« Jacob lächelte. »Die Menschen hier haben darauf gehofft, daß er sie befreit. Sie haben ihn bereits voller Ungeduld erwartet.«
»Ja, aber was ist mit diesen Seeleuten? Sie wissen, daß Island jetzt nicht mehr dänisch ist, aber sie ahnen nicht, daß es ebensowenig englisch ist!«
Jacob sah ihn fragend an. »Und wenn schon. Das ist ihnen doch gleich. Sie feiern ein bißchen, und dann segeln sie nach Hause und vergessen Island.«
»Die Kapitäne auch?«
»Natürlich. Sie beherrschen die Sprache genausowenig. Schwer zu lernen für Engländer.«
»Das ist Irrsinn«, murmelte Samuel vor sich hin. »Das Ganze ist ein verdammter Irrsinn! Aber wie Jacob schon sagte – und wenn schon. Für mich hat es sich gelohnt. Und wie es sich gelohnt hat!«
Eine Kutsche hielt vor dem Haus am Woburn Place. Cameron Spencer sprang heraus und half seiner Frau beim Aussteigen.
»Wir hätten nicht herkommen sollen«, sagte er. »Wir müssen weiter.« Er war wütend, sein Gesicht hochrot und schweißüberströmt an diesem heißen Morgen. »Nur ein paar Minuten«, sagte Edwina. »Wir müssen mit Regal sprechen, ehe wir fahren. Vielleicht möchte sie uns begleiten.«
Cameron schritt vor ihr durchs Tor und eilte zur Vordertür. Er lief die Stufen hinauf und betätigte den Türklopfer aus Messing. Ein Diener öffnete, und Cameron fegte an ihm vorbei in die Halle. »Hol Mrs. Howth!«
Ohne eine Einladung abzuwarten, betrat er den Salon, nahm den Hut ab, behielt den Mantel aber an. Edwina folgte ihm bis zur Tür und blieb dann stehen, um auf Regal zu warten.
Als sie erschien, lief Edwina ihr entgegen und flüsterte ihr zu: »Regal, Liebes, Cameron ist ganz außer sich, also hab Geduld mit ihm.«
»Was ist passiert?«
»Hast du es etwa noch nicht gehört?«
»Komm herein, Regal«, rief Cameron, als sei dies sein Haus. »Und schließ bitte die Tür.« Er sah das ärgerliche Aufblitzen in ihren Augen, aber er ignorierte es. »Gehe ich recht in der Annahme, daß du nicht weißt, was dein Freund Jorgensen angestellt hat?«
»So ist es. Was hat er denn ›angestellt‹?«
»Er hat mich … uns alle zum Narren gemacht. Du erinnerst dich vermutlich, daß er mit drei Handelsschiffen von hier aufgebrochen ist?«
Sie nickte, hielt den Kopf hoch und senkte die Lider ein wenig, nahm diesen Ausdruck von Arroganz an, der immer dann auftrat, wenn sie böse wurde. Er wußte, jede Kritik an Jorgensen würde sie verärgern, aber das war ihm gleich.
»Nun … Mr. Jorgensen hat euch allen Sand in die Augen gestreut. Mit Hilfe der Mannschaften dieser drei Schiffe hat er die Macht auf Island an sich gerissen.«
»Was?«
»Es ist wahr«, hauchte Edwina. »Er hat die Regierungsgewalt übernommen. Jorge ist der König von Island.« Ihre Augen leuchteten vor Aufregung, ungeachtet der Empörung ihres Mannes.
»Das glaube ich einfach nicht.« Regal dachte, die beiden hätten den Verstand verloren.
»Das ist kein Grund zur Freude«, fuhr Cameron Edwina an.
Regal war verwirrt. »Ich weiß nicht, wovon ihr redet. Woher wißt ihr das überhaupt?«
»Mrs. Phelps hat heute früh nach Cameron geschickt. Sie ist vollkommen außer sich und wußte nicht, an wen sie sich sonst wenden sollte, denn ihr Samuel ist ja mit Jorge in
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