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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nicht. Selbst wenn er freigelassen würde, würdet ihr ihn vermutlich gleich wieder wegen irgendwelcher erfundener Vergehen verhaften.«
            »Denken Sie, die Vorwürfe gegen ihn sind erfunden?«
            »Natürlich sind sie das. Er hat kein Gesetz gebrochen. Es ist nichts als ein Rachefeldzug.«
            »Nun, damit kennen Sie sich ja aus«, bemerkte er. »Ich verlange einen Schuldschein, bevor ich auch nur einen Finger krumm mache.«
            Regal ging an Marias kleinen Sekretär, schrieb einen Schuldschein über zweihunderttausend Pfund aus und unterzeichnete. »Ich werde ihn versiegeln und Maria Collins zur Aufbewahrung geben mit der Bitte, ihn an Sie auszuhändigen, sobald Jorge freigelassen wird. Niemand braucht von dem Inhalt zu wissen.«
            »Ich würde sagen, wir sind uns einig«, sagte er.
            »Und natürlich vergessen Sie diesen Unsinn mit den staatsfeindlichen Aktivitäten?«
            Er erhob sich. »Ich bin einzig an einer Entschädigung für die von Ihnen verursachten Schäden interessiert.«
            Regal sah durchs Fenster mehrere Kutschen vor dem Haus ausrollen. »Habe ich Ihr Wort?« fragte sie.
            »Sie haben mein Wort als Gentleman. Ich werde tun, was ich kann.«
            »Da bin ich sicher«, erwiderte sie. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muß zu Maria gehen. Die ersten Besucher kommen.«
            Als sie den Raum verlassen hatte, atmete sie erleichtert tief durch. Sie war sicher, daß Mulgrave Jorge aus dem Gefängnis holen konnte, denn er hatte ihr Ansinnen nicht als unmöglich von sich gewiesen. Und darüber hinaus hatte sie gerade einhunderttausend Pfund gespart. Hätte er insistiert, hätte sie auch dreihunderttausend gezahlt. Jorge mochte seine Hoffnungen auf eine Verhandlung vor dem Kriegsgericht setzen, aber das konnte Jahre dauern, und selbst dann bestand keinerlei Garantie, daß er freigelassen wurde. Nun hatte sie einen weitaus schnelleren Weg gefunden.
             
            Jorge war nach wie vor im Gefängnis, und Regal war todunglücklich. Sie liebte ihn so leidenschaftlich, daß das Leben ohne ihn für sie einem Alptraum gleichkam. Egal ob sie wach war oder schlief, sein geliebtes Gesicht war ihr immer gegenwärtig, ihr ganzes Selbst sehnte sich nach ihm. Sie brauchte ihn an ihrer Seite, seine Kraft, seine bewundernswerte Gabe, mit allem und jedem fertig zu werden. Immer erwartete er von den Menschen seiner Umgebung, daß sie mit ihm Schritt hielten, und das konnte sie auch. Sie würde ihn nicht im Stich lassen, sie würde ihm ein für allemal beweisen, daß niemand sie voneinander trennen konnte. Niemand! Auch nicht die ganze verdammte britische Regierung. Allerdings war das Wissen darum, daß ihre größte Hoffnung ausgerechnet in Basil Mulgrave bestand, nicht wenig erniedrigend.
            Eigentlich hätte sie Edwina auf Mulgraves Andeutung ansprechen sollen, doch inzwischen glaubte Regal, daß er nur geblufft hatte. Er war ein geschickter Redner. Und sehr gerissen. Kein Wunder, daß Großvater damals nichts mit ihm zu schaffen haben wollte. Großvater war kein Dummkopf.
            Gerade wegen ihres eigenen Kummers fühlte Regal ganz besonders mit Maria. Sie empfand den Schicksalsschlag, der sie getroffen hatte, als eine furchtbare Tragödie. Jedesmal, wenn sie sie besuchte, hatte sie Mühe, ihre eigenen Tränen zurückzuhalten. Aber sie fühlte sich Maria verpflichtet, und zum erstenmal ging ihr auf, wie sehr sie sie liebte, die Frau, die sie adoptiert hätte, hätte man ihr die Möglichkeit dazu gegeben.
            Ein offizieller Gedenkgottesdienst für Colonel Collins war in Vorbereitung, an dem auch Vertreter der Regierung und viele andere hohe Gäste teilnehmen sollten, so daß das Ereignis sehr aufwendig geplant werden mußte. Den ganzen Tag herrschte Hochbetrieb im Haus am Portman Place; Freunde, Verwandte und offizielle Regierungsvertreter gaben sich die Klinke in die Hand.
            Es war typisch für Maria, daß sie über den eigenen Kummer Jorges Los nicht vergaß und Regal zu trösten versuchte. »Ich weiß, wie sehr du ihn liebst, mein Kind, doch du darfst nicht verzweifeln. Ich bin im Augenblick wie in einen Nebel gehüllt, ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Aber so bald wie möglich werde ich dir helfen, ihn zu suchen.«
            Sie nahm den versiegelten Umschlag, den Regal ihr zur Aufbewahrung

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