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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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anvertraute, und schloß ihn kommentarlos in eine der Schubladen ihres Sekretärs ein.
            Auch Edwina hielt sich oft bei Maria auf. In Regals Augen führte sie sich auf wie ein bezahltes Klageweib, jammerte und heulte zu Tee und Brandy. Regal beobachtete sie nachdenklich.
            Edwina Proctor, geborene Foy, war vor Großvaters Tod nach Boston zurückgekehrt, doch sie hatte die Hayes’ niemals besucht. Doch kaum hatte sich die Nachricht verbreitet, daß er unter einer tödlichen Lawine herabstürzender Holzstämme in der Sägemühle begraben worden war, hatte Mrs. Proctor Regal umgehend aufgesucht. Damals hatte Regal sich nicht darüber gewundert. Sie war nur dankbar gewesen, daß diese feine Dame sich ihrer annahm und nicht gleich wieder davoneilte wie alle anderen. Timothy Foy, Edwinas Vater, war in der guten alten Zeit Geschäftspartner ihres Großvaters gewesen, und die Foys waren eine sehr reiche, angesehene Familie in Boston.
            Regal hegte nicht den geringsten Zweifel, daß Edwinas Freundlichkeit ihr gegenüber aufrichtig war. Allen Problemen der letzten Zeit zum Trotz, die auch für Edwina teilweise unangenehme Folgen gehabt hatten, war sie ihr stets eine gute Freundin gewesen. Regal erinnerte sich noch genau daran, wie sie damals mit rauschenden Röcken in dem alten Haus in Boston aufgetaucht war: »Ich bin sofort gekommen, als ich es hörte, Liebes. Sie armes Kind, Sie müssen denken, sie seien ganz allein auf der Welt.« Sie hatte Regal so herzlich umarmt, daß sie in den feinen Pelzen und dem Duft teuren Parfums beinah erstickt wäre. »Ihre liebe Mutter war eine gute Freundin von mir. Sie würde wollen, daß ich mich Ihrer annehme.«
            Doch wenn Edwina wirklich eine so gute Freundin ihrer Mutter gewesen war, warum hatte sie sie nie besucht, als Großvater noch lebte? Was hatte sie zu verbergen?
            Diese Fragen ließen ihr keine Ruhe. Doch es schien nicht richtig, dieses Thema in Marias Haus anzuschneiden. Darum beschloß Regal, Edwina zu Hause aufzusuchen, auch wenn sie wußte, daß sie Cameron nicht gerade willkommen war. Er hatte sie mit steinerner Miene ignoriert, wenn sie sich bei Maria begegneten. Und dasselbe taten auch einige andere Leute, die kamen, um Maria ihre Anteilnahme auszudrücken. Es kümmerte Regal nicht. Verglichen mit den Qualen, die sie Jorges wegen litt, erschien ihr diese Schmähung als kaum der Rede wert.
            Edwina schien unsicher, ob sie sie hereinbitten sollte.
            »Wir können uns ja hier draußen auf die Stufen setzen, wenn du willst«, schlug Regal kühl vor.
            »Nein, nein. Komm herein, das ist schon recht«, erwiderte Edwina beinah flüsternd. »Es ist nur, nun ja, jetzt da Jorge wieder verhaftet worden ist, meint Cameron, es sei langsam genug. Du verstehst schon …«
            »Nein.«
            »Dann versuch es wenigstens. Seit du diesem Mann begegnet bist, hat es nichts als Ärger gegeben, und Cameron ist beunruhigt, daß er mit ihm in Verbindung gebracht wird.«
            »Und mit mir?«
            Edwina stieß sie förmlich ins Wohnzimmer. »Das kannst du ihm nicht vorwerfen, er muß schließlich an seine Position denken.«
            »Cameron ist ein Hasenfuß«, versetzte Regal unverblümt. »Ich kenne keinen anderen Mann, der so unablässig jammert wie er. Außer vielleicht seinem Freund Samuel Phelps.«
            »Regal, was willst du eigentlich? Bist du nur hergekommen, um meinen Mann schlechtzumachen? Wenn ja, dann finde ich das reichlich taktlos von dir.«
            Regal streifte ihre Handschuhe ab und setzte sich. »Ich unterhielt mich kürzlich mit Sir Basil Mulgrave. Man könnte sogar sagen, wir haben sehr nett miteinander geplaudert.«
            »Wirklich?« Edwina begann, die Messingfigurensammlung auf ihrem Bord neu zu arrangieren. »Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt …«
            »Wenn man was bedenkt?«
            »Nun … Ich muß dir doch nicht erst erklären, was ich meine.«
            Ihr aggressives Auftreten machte Edwina offenbar nervös, aber Regal war fest entschlossen, sie weiter unter Druck zu setzen.
            »Doch, das mußt du. Was genau meinst du?«
            Edwina fuhr herum. »Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt und kommst erst wieder, wenn du besserer Stimmung bist. Ich lasse mir von dir keinen zusätzlichen Kummer bereiten, ich bin

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