Salz der Hoffnung
verschwamm alles. Er versuchte sich zu erinnern, wie alt David gewesen war. »Er war erst … lassen Sie mich rechnen … vierundfünfzig«, murmelte er, nahm das Glas entgegen und kippte den Inhalt hinunter.
»Ja. Es traf uns alle wie ein Schock. Er hinterläßt eine schmerzliche Lücke.«
Der Captain war so taktvoll, schweigend zu warten, während Basil sich sammelte. Die Trauer stieg in ihm hoch wie Galle, und er wiegte seinen Oberkörper leicht vor und zurück. »Er war ein großer Mann«, sagte er schließlich. »Ich bin sicher, man wird sich lange an ihn erinnern, hier ebenso wie in den Kolonien.«
»Ganz gewiß, Sir. Es heißt, sein Begräbnis sei ein großes Ereignis gewesen, alle Kolonisten waren dort und trauerten um ihn. Er war eben sehr beliebt.«
Basil stand auf. »Nun, Captain, ich danke Ihnen, daß sie hergekommen sind.«
»Sir, wenn ich so frei sein darf, die Lords haben eine Bitte an Sie. Da Sie seit so vielen Jahren mit dem Colonel und Mrs. Collins befreundet sind, lassen sie anfragen, ob Sie bereit wären, Mrs. Collins die Nachricht zu überbringen, ehe die offizielle Benachrichtigung sie erreicht.«
Basil dachte einen Moment nach. »Ich denke, das muß ich wohl«, sagte er dann. »Aber es ist eine sehr traurige Pflicht. Ich hoffe, ich bin dieser Aufgabe gewachsen. Und Sie meinen, ich sollte keine Zeit verlieren, damit sie es nicht von anderer Seite erfährt?«
»Ganz recht, Sir.«
»Also gut, Captain. Ich mache mich sogleich auf den Weg.«
In ihrer Hast, zu Maria zu gelangen, war Regal gar nicht auf die Idee gekommen, daß sie bereits Besuch haben könnte. Doch als sie auf das Haus zufuhr, sah sie eine sehr elegante Kutsche vor dem Tor stehen, daneben den Kutscher und zwei Lakaien warten.
Sie hatte den halben Tag verschlafen und war wütend aufgewacht, weil sie kostbare Zeit vergeudet hatte. Es war wichtig, daß sie auf der Stelle mit Maria sprach und ihr erzählte, daß Jorge verhaftet worden war; sie brauchte dringend ihren Rat, an wen sie sich seinetwegen wenden sollte. Es war unmöglich, vor ihren Gästen zu sprechen, aber sicher konnte Maria ein paar Minuten für sie erübrigen, sie waren Freundinnen, sie würde ihr ihr unangemeldetes Erscheinen bestimmt nicht übelnehmen. Unentschlossen wartete Regal in ihrer Kutsche und hoffte, die Gäste würden sich bald verabschieden, aber niemand erschien. Schließlich entschied sie sich hineinzugehen. Sie eilte zur Tür und legte sich eine Entschuldigung für ihr Eindringen zurecht.
Das Mädchen öffnete ihr, hörte kaum, was Regal sagte, sondern führte sie mit gesenktem Blick zum Salon. »Nein, Augenblick noch!« Regal blieb stehen. »Ich muß Mrs. Collins allein sprechen.«
»Ich verstehe, Mrs. Howth«, sagte das Mädchen. »Aber Sie können ebensogut hineingehen, wir sind alle so erschüttert.«
»Erschüttert? Worüber?«
Erschrocken riß das Mädchen die Augen auf. »Ich bitte um Verzeihung. Ich dachte, Sie wüßten es bereits. Colonel Collins ist tot. Mrs. Collins hat soeben die Nachricht erhalten. Sie nimmt es sehr schwer, und es ist nur ein Gentleman bei ihr. Ich denke, sie wird froh sein, Sie zu sehen.«
Regal eilte zum Salon, hielt vor der Tür an und trat dann geräuschlos ein. Sie fand Maria auf dem Sofa sitzend vor, klein und zusammengesunken. Als sie den Kopf hob, sah man, daß ihre Augen gerötet waren, ihr Gesicht naß von Tränen war. Sie wirkte völlig besiegt. Regal empfand tiefstes Mitgefühl für sie, und als Maria sie erblickte, brach sie erneut in Tränen aus.
Regal schloß sie in die Arme. »Maria. Es tut mir so leid. So furchtbar leid.«
Maria weinte und weinte. Regal versuchte sie zu trösten, und als sie sich ein wenig beruhigt hatte, sah Regal zu dem anderen Besucher hinüber. Basil Mulgrave!
Es war ein Schock, aber sie wollte Maria nicht noch mehr bekümmern, darum nickte sie höflich, und er erwiderte diese Geste mit einer knappen Verbeugung.
Marias Trauer war herzzerreißend, und Regal merkte, daß sie selber weinte. Es war einfach zuviel. All das war zuviel. Sie entsann sich, daß Maria ihr erst vor kurzem erzählt hatte, sie werde nach Van Diemens Land reisen und mit David zusammenleben. Und nun war es
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