Salz der Hoffnung
erschüttert genug über Davids Tod.« Sie schniefte in ihr Taschentuch.
»Sir Basil sagt, er sei nicht mein Vater«, fuhr Regal unbeirrt fort.
»Nun, was kannst du auch anderes von ihm erwarten. Maria und ich haben dir doch mindestens ein Dutzend Mal gesagt, du sollst all das vergessen. Ja, mein Gott, hast du denn nicht schon genug anderer Sorgen?«
»Sir Basil meinte auch, ich solle mich mit der Frage nach meinem Vater an dich wenden.«
Das zeigte Wirkung. Edwinas Augen weiteten sich, und sie wich zurück. »Was sollte ich denn darüber wissen?«
»Das will ich ja gerade von dir erfahren. Wenn nicht, dann werde ich Sir Basil hierherbringen, in dieses Haus. Ich bin sicher, du erinnerst dich an ihn, aus der Zeit in Halifax damals. Er kann ein sehr furchteinflößender Gentleman sein. So schrecklich britisch.«
»Meine Güte, wie prächtig ihr zwei euch jetzt plötzlich versteht!« bemerkte Edwina gehässig.
»Ja«, sagte Regal und war darüber selbst überrascht.
»Wenn ich es mir recht überlege, finde ich ihn sogar recht sympathisch.«
»Unglaublich!« Edwina war wieder ganz sie selbst. »Erst Polly, jetzt du. Dieser Mann könnte mit seinem Charme Schlangen beschwören.«
»Da irrst du dich. Er kann alles andere als charmant sein. Und jetzt sagst du mir entweder die Wahrheit, oder ich bringe ihn her. Und wenn du glaubst, Cameron befinde sich jetzt in einer peinliche Lage, dann warte, bis Mulgrave hier ist. Ich kann dir sagen, Edwina, er hat mehr als genug von der ganzen Angelegenheit und ist sehr erbittert darüber.« Regal dachte, diese Übertreibung werde Edwina vielleicht zum Reden bringen. »Nun? Wer ist mein Vater?«
»Es nützt doch nichts, wenn du es weißt.«
»Wer ist es!« schrie Regal sie an.
Edwina ging ruhelos im Zimmer auf und ab, streifte mit den Händen über die Möbel, rückte Vasen zurecht, schüttelte Kissen auf. Dann zog sie einen Stuhl ein Stück zu sich heran und stützte sich auf die Rückenlehne. »Nach allem, was ich für dich getan habe, hätte ich nie gedacht, einmal erleben zu müssen, daß du so mit mir sprichst. Mein Gott, du hörst dich an, als wolltest du mir drohen.«
»Drohen? Edwina, wach endlich auf! Ich werde alle Dämonen der Hölle über dich bringen, wenn du mir nicht endlich die Wahrheit sagst. Ich habe die Nase voll von all den verdammten Lügen!«
»Regal! Wie du redest!« Edwina ging hinüber in eine Ecke des Zimmers und pflückte welke Blütenblätter von den Hortensien, die in einem Übertopf aus Messing standen. »Jack Proctor«, sagte sie plötzlich und so leise, daß Regal es fast nicht verstanden hätte.
»Jack Proctor? Dein erster Mann? Was ist mit ihm?«
»Er ist dein Vater.«
»Was?« Regal war wie erstarrt. Sie hatte einen Namen erwartet, den sie nie zuvor gehört hatte, von jemandem, der längst tot war. »Jack Proctor? Marias Bruder? Weiß sie davon?«
»Nein. Wir haben es ihr nie gesagt. Regal, du mußt verstehen, in welch einem Schlamassel wir damals steckten. Deine Mutter, Polly, war mit Jack verlobt, doch als wir nach Halifax kamen, hat er sich nach einiger Zeit in mich verliebt. Ich wußte nicht, daß er und Polly schon … intim gewesen waren. Es war Krieg, verstehst du, alles war so konfus und wir drei Mädchen fort von zu Hause.«
»Warum hast du mir das nicht eher gesagt?«
»Oh, um Himmels willen, Regal! Ich wollte es vergessen. Jack löste die Verlobung, Polly war wütend, und dann beschlossen Jack und ich zu heiraten. Das Aufgebot war bestellt, und alles schien sich wieder beruhigt zu haben, als mir Polly plötzlich eröffnete, sie sei schwanger! Von Jack!« Edwina sah sie flehentlich an. »Was hättest du an meiner Stelle getan? Ich liebte Jack, und er mich. Warum sollte er Polly heiraten müssen und unser aller Leben ruinieren?«
»Weil es das einzig Anständige gewesen wäre.«
»Ach ja? Du hast Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt für diesen Jorgensen, also wirf mir nicht vor, daß ich dasselbe getan habe. Jack war und ist ein Frauenheld, aber das wußte ich damals noch nicht. Und selbst als er hörte, daß Polly schwanger war, hat er sich geweigert, sie zu heiraten. Er hatte sich
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