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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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besuchen, das Zentrum der Welt.
            Man hatte ihm das Hotel Colchester als das erste Haus am Platze empfohlen, und seine Pracht überwältigte ihn.
            Er hatte bereits im voraus eine Suite gebucht, und alles war für seine Ankunft gerichtet. Die Arrangements waren exzellent, die Angestellten vornehm und tüchtig, auch wenn sie alle ein wenig erstaunt darüber zu sein schienen, daß Leonard ohne Diener reiste. Leonard kam der Gedanke, was es wohl kosten würde, ein solches Hotel mit all seinem Luxus, das den wirklich Reichen vorbehalten war, in Boston zu bauen.
            Nachdem er seine Räume bezogen hatte, nahm er eine weitere Droschke und fuhr zum Woburn Place. Es war früher Nachmittag, vielleicht war Regal ja daheim. Wenn nicht, wollte er seine Karte mit seiner Londoner Adresse hinterlassen.
            Ihr Haus war beeindruckend. Ein dreistöckiges, prächtiges Gebäude, das ein Stück von der Straße zurückgesetzt war. Ein Pfad führte zur Haustür aber keine Auffahrt, also vermutete er, daß Ställe und Einstellplätze für die Kutschen auf der Rückseite lagen. Er bat den Kutscher zu warten für den Fall, daß sie nicht zu Hause war. Dann ging er zur Tür. Plötzlich freute er sich unbändig darauf, sie wiederzusehen.
            Das Geräusch des Türklopfers schien im ganzen Haus widerzuhallen, aber niemand kam. Er klopfte noch einmal, ohne Erfolg. Die Vorhänge an den Fenstern zur Straße hin waren geschlossen, also ging er um das Haus herum. Doch zu seiner Enttäuschung mußte er feststellen, daß das Haus gänzlich verlassen war. Es war ein kalter, trüber Tag, und es sah so aus, als würde es jeden Augenblick zu regnen anfangen, die grauen Wolken hingen tief und unheilschwanger über der Stadt. Leonard schauderte und wandte sich ab. Irgend etwas war unheimlich an diesem Haus, es schien eine seltsame Bösartigkeit davon auszugehen. Er sah die efeubewachsene Mauer hinauf, und das Haus schien bedrohlich über ihm aufzuragen. Der Pfad war schlüpfrig und teilweise von Moos überwachsen, so daß man vorsichtig gehen mußte. Leonard war froh, daß er sich im Colchester einquartiert hatte. Doch wohin jetzt?
            »Niemand zu Hause«, sagte er zu dem Kutscher und stieg wieder ein. Vielleicht sollte er noch eine Weile warten. Wo zum Teufel war Regal? Natürlich würde er sie finden. Leonard Rosonom überließ nichts dem Zufall. Er hatte die Adresse von Edwina Foy, die jetzt Mrs. Cameron Spencer hieß, ebenso die Adresse von Colonel und Mrs. Collins. Er würde zum Hotel zurückfahren und ihnen einige Zeilen schreiben. Schließlich konnte er ja schlecht einfach unangemeldet bei ihnen erscheinen. Und er würde Regals Partner bei Northern Star eine Nachricht schicken, dem Ehrenwerten Basil Mulgrave. Ein interessanter Mann, bedachte man die Kopie der Geburtsurkunde, die daheim in Boston im Safe lag. Regal hatte Jameson Jones offenbar nichts von der Verbindung erzählt, und warum sollte sie auch. Es ging ihn nichts an. Judith schien zu glauben, daß Regal sich aus sentimentalen Gründen in die Gesellschaft eingekauft habe, aber Leonard hielt das für unwahrscheinlich. In Geldfragen war Regal niemals sentimental.
            »Was haben Sie denn erwartet, Mister?« Leonard hatte gar nicht bemerkt, daß der Kutscher von seinem Bock gestiegen war.
            »Ich weiß nicht«, antwortete er, insgeheim amüsiert über den Akzent. »Was sollte ich denn erwarten?«
            »Die Dame dieses Hauses ist im Gefängnis«, erklärte der Kutscher. »Das Haus steht seit Wochen leer. Es gehört dieser Hayes. Sie ist eine Mörderin. Erst hat sie ihren Mann umgebracht, dann einen Offizier. Sie haben sie eingesperrt.«
            Leonards Herz setzte einmal aus, und seine Hand fuhr an seine Brust. Der Herzschlag setzte zwar sogleich wieder ein, raste jetzt aber so sehr, daß ihm das Atmen Mühe machte. Er ließ sich in die Sitzbank zurücksinken und rang nach Luft, während ihn ein lähmender Schmerz überkam.
            »Oh Gott«, hörte er den Kutscher sagen, der plötzlich an seiner Seite war, seinen Kragen lockerte und ihm links und rechts ins Gesicht schlug. »Kommen Sie, Mister, alles in Ordnung. Beruhigen Sie sich. Sie sind ganz blau im Gesicht. Atmen Sie …« Er schrie ihn jetzt an. »Atme, Kamerad, los, atme! Hol Luft! Na, mach schon!«
            Es kam Leonard vor, als reiße man ihn aus großer Tiefe wieder empor, und er kämpfte um

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