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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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durchmachte. Vielleicht würde es Reynolds erweichen, wenn sie ihn anflehte oder ihm anbot zu zahlen, was immer er verlangte, damit er sie zufriedenließ, doch dann schüttelte sie den Kopf. Nein, er war zu boshaft. Er genoß diese ganze Sache und würde einen Bestechungsversuch mit Freuden gegen sie verwenden. Gegen Jorge. Er war es, auf den Reynolds es in Wirklichkeit abgesehen hatte. Der Fuchs, den er zu Tode hetzen wollte.
            Das letzte Mal, daß sie und Jorge zusammen waren, war in diesem Zimmer gewesen. Er hatte die Arme um sie gelegt, um sie zu trösten, und sie hatte gesagt, er solle die Pistolen nehmen und fliehen …
            Die Pistolen! Sie öffnete die oberste Schublade der Anrichte und betrachtete den langen Kasten aus poliertem Eichenholz. Dann klappte sie den Deckel hoch und sah das Pistolenpaar, wie es da in dem Bett aus rotem Samt lag. Es waren gute, leistungsfähige Waffen mit langen Läufen, blank poliert, richtige Waffen, nicht wie diese altmodischen, verschnörkelten Instrumente aus Charles’ Sammlung. Und in den Deckel eingelassen waren alle Utensilien, die man zum Reinigen und Laden benötigte. Unwillkürlich mußte Regal lächeln. Sie war in einem Haus aufgewachsen, wo Schußwaffen zum Alltag gehörten, denn Großvater und seine Freunde waren Jäger gewesen, die allerdings nie ihre Zeit damit verschwendet hatten, nur so zum Spaß arme, kleine Füchse zu jagen. Sie nahm eine der Pistolen und spannte den Hahn. Sofort fühlte sie sich ein wenig sicherer. Das würde das Kräftegleichgewicht drüben im Salon wiederherstellen. Mal sehen, wie es Reynolds gefiel, wenn zur Abwechslung einmal er der Bedrohte war.
            Sie hob die Waffe und zielte auf eine kleine Boudicca-Figur aus Marmor auf der anderen Seite des Zimmers, und es reizte sie abzudrücken. Reynolds würde den Schreck seines Leben bekommen. Er sollte am eigenen Leibe erfahren, daß es Menschen auf der Welt gab, die sich nicht herumstoßen ließen.
            Sie legte die Pistole auf das Tablett und räumte alle Schreibutensilien bis auf die Feder in ihrem Ständer und das Tintenfaß beiseite. Die Waffe bedeckte sie mit einem Leinentuch.
            Caroline Smythe wartete immer noch. »Mrs. Howth!« rief sie, als Regal mit ihrem Tablett zum Salon zurückging. »Ich bin in Eile. Haben Sie eine Minute Zeit für mich?«
            Regal hielt an. »Tut mir leid, Caroline. Aber es dauert nicht mehr lange. Und Sie haben vergessen, ich habe meinen Mädchennamen Hayes wieder angenommen.« Sie lachte. »Eine Abmachung mit den Howths, ausnahmsweise mal im gegenseitigen Einvernehmen. Bitte gehen Sie nicht, ich bin gleich bei Ihnen.« Sie schritt leichtfüßig durch die Halle, fühlte sich beinah schwindelig vor Erleichterung und trug ihr Tablett wie ein königlicher Page ein Schmuckkissen bei einer Zeremonie. Sie betrat den Salon, wo Reynolds jetzt entspannt in einem Sessel lehnte.
            Als er aufstand, entdeckte er die Feder. »Ah, Sie werden also unterschreiben. Gut. Es ist das Beste für Sie, wirklich.«
            Sie stand mit dem Rücken zu ihm, als sie die Pistole aufnahm.
            »Das einzig Vernünftige, das Sie tun können«, fuhr er fort. Er sprach schnell, wohl um zu verhindern, daß sie ihre Meinung noch einmal änderte. »Unterschreiben Sie die Aussage und dann haben Sie es hinter sich.«
            Regal wandte sich langsam um, die Pistole in der Hand und mit ausgestrecktem Arm auf ihn gerichtet. »Ich wünschte, Sie würden es nicht ständig als Aussage bezeichnen. Es ist ein Geständnis, basierend auf den von Ihnen verbreiteten Lügen.«
            Reynolds wankte entsetzt zurück, stolperte beinah über einen niedrigen Hocker und streckte ihr abwehrend die Hände entgegen. »Mrs. Howth! Legen Sie das Ding weg! Seien Sie nicht dumm. Geben Sie sie mir!«
            »Haben Sie wirklich geglaubt, ich würde mich von Ihnen dazu benutzen lassen, eine Verurteilung gegen Jorge zu erwirken?«
            »Bitte, beruhigen Sie sich. Legen Sie die Waffe beiseite, und wir reden über alles. Ich wäre vielleicht in der Lage, Ihnen entgegenzukommen. Und ihm ebenfalls.«
            Sie war verwundert, wie ruhig sie sich fühlte, während sie mit der Pistole in beiden Händen dastand und direkt auf sein Herz zielte.
            Er hatte Todesangst, sah sich in Panik nach einer Waffe um, und sein Blick fiel auf den Schürhaken nur wenige Schritte

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