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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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seiner Pritsche aus. Er würde Regal nach Frankreich bringen, dann weiter nach Portugal oder nach Afrika hinüber, und dann würden sie in das neue Land Australien segeln. Regal hatte recht gehabt, und das wollte er ihr sagen. Europa verkam in Kriegen und Unruhen. Sie würden in dieses reine, unverdorbene Land gehen. Nach Hobart oder Sydney. Oder, wenn sie Lust verspürten, könnten sie sich ein Boot nehmen und auf dem himmelblauen Meer der Whitsunday-Inseln segeln. Oder nach Brisk Bay. Was immer sie wollte. Er würde alles wiedergutmachen, würde sie vergessen machen, daß sie je ein Gefängnis von innen gesehen hatte.
             
            Er hörte schwere Schritte, und der Posten beeilte sich strammzustehen.
            Captain Carrington erschien an der Tür. »Aufstehen, Jorgensen, Sie haben Besuch.«
            Jorge erhob sich und nahm gewohnheitsgemäß Haltung an. Ein Zivilist wurde hereingeführt, ein einarmiger Gentleman, der ihm als der Ehrenwerte Basil Mulgrave vorgestellt wurde.
            Jorge ließ sich nicht anmerken, daß er diesen Namen schon einmal gehört hatte; er war auf der Hut. Das war der Kerl, den Regal so sehr haßte, der Geschäftspartner ihres Mannes. Regal. Warum hatte sie Reynolds erschossen?
            »Mr. Jorgensen«, begrüßte ihn sein Besucher und winkte Carrington hinaus. »Ich dachte, wir sollten uns vielleicht unterhalten.« Er zog sich den Stuhl heran und setzte sich, so daß Jorge turmhoch über ihm stand. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« fragte Mulgrave. »Ich werde sonst einen steifen Nacken bekommen.«
            Der freundliche Plauderton verwirrte Jorge ein wenig. Er setzte sich auf die Pritsche und streckte seine langen Beine vor sich aus.
            »Also, der Reihe nach: Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie ein Freund von Colonel Collins in Van Diemens Land waren?« fragte Mulgrave.
            »Ich würde sagen, ich war schon lange vor dieser Zeit ein Freund des Colonels.«
            »Dann habe ich Ihnen eine traurige Mitteilung zu machen. Collins ist tot.«
            »Das ist unmöglich!« Jorge klang aggressiv, als argwöhnte er, dies sei ein Trick.
            »Er starb im vergangenen Frühjahr in Hobart an Herzversagen.«
            Jorge schüttelte den Kopf. »Was für eine verfluchte Ungerechtigkeit. Gerade, als seine Kolonie Fuß zu fassen begann.« Er war wirklich bekümmert. »Der Colonel war ein großartiger Mann. Kannten Sie ihn?«
            »Collins war mein ältester und bester Freund. Wir haben zusammen bei Bunker Hill gekämpft.«
            »Haben Sie dort den Arm verloren?«
            »Ja.«
            Jorge nickte. »Wenn ein Offizier der römischen Armee in der Schlacht einen Arm verlor, bekam er eine Villa voll schöner Frauen und eine Pension bis an sein Lebensende. Ich nehme nicht an, daß die britische Regierung ähnlich großzügig ist?«
            »Leider nein.«
            »Und Mrs. Collins? Wie geht es ihr?« Die Frage war ein Schachzug, um die Führung in dieser Unterhaltung zu übernehmen, damit er in einer besseren Ausgangsposition wäre, wenn Mulgrave mit dem eigentlichen Grund für seinen Besuch herausrückte. Denn soviel war klar: dieser Mann wollte etwas von ihm.
            »Sie ist sehr gefaßt.«
            »Sie hat bittere Jahre vor sich«, meinte Jorge. Dieser alte Soldat war Collins’ Freund gewesen, hatte er gesagt.
            »Nun ruht er am Ufer des Derwent, und sie bleibt zurück mit dem Wissen, daß sie ihm niemals ermöglicht hat, ihr seinen Traum zu zeigen. Man wird ihn nie vergessen dort unten.«
            Mulgrave stimmte ihm zu. »Sie haben ihn gebührend verabschiedet, sagte man mir. Für die Beerdigung wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, die ganze Insel erschien. Und die Rechnung schickten sie nach London.«
            Jorge lachte. »Das hätte dem Colonel gefallen. Er hat immer darum gekämpft, daß man den Kolonien mehr Geld bewilligte. Er hat eine Zeitlang Unsummen über das Hospital abgerechnet, die sie anstandslos bezahlt haben, bis herauskam, daß in dem Hospital nicht ein einziger Patient lag … Aber Sie sind nicht hergekommen, um über alte Zeiten zu plaudern, Sir. Was kann ich für Sie tun?«
            Der plötzliche Umschwung traf Mulgrave unvorbereitet.
            »Mr. Jorgensen, es ist anders herum«, widersprach er.
           

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