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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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eines Abends sagte er: »Ich meinte, was ich gesagt habe, als wir uns zum erstenmal begegnet sind, Polly. Du bist hinreißend. Könntest du dich nicht entschließen, ein kleines bißchen freundlicher zu mir zu sein? Du behandelst mich, als sei ich dein Leibwächter, irgendein Soldat, der der vom Schicksal gebeutelten Dame zur Seite gestellt wurde.«
            »Es tut mir leid, das wollte ich nicht. Außerdem bin ich nicht vom Schicksal gebeutelt.«
            »Ich bin froh, das zu hören. Du siehst bereits viel besser aus. Es war eine unangenehme Erfahrung für dich …«
            Polly wandte sich ab, entsetzt, daß er das Thema zur Sprache brachte. Er nahm ihren Arm. »Du darfst dich nicht unterkriegen lassen von dieser Sache. Kopf hoch, Mädchen. Sie werden mich bald nach Hause schicken. Laß uns also ein bißchen Spaß haben, solange wir können.«
            Er küßte sie und murmelte: »Fühlst du dich jetzt besser?« Und er küßte sie noch einmal. Zunächst war Polly etwas verwirrt, doch dann fühlte sie sich getröstet von seiner Nähe hier draußen im Mondlicht, mit der fernen Orchestermusik im Hintergrund, und sie liebte ihn dafür. Was war an den Proctors schon so Besonderes? Hier stand sie mit Basil Mulgrave zusammen, einem weitaus nobleren Charakter, als der schreckliche Jack Proctor es je sein könnte.
             
            Captain Collins hatte ein kleines Haus nahe der Kaserne gemietet, und da es ihm nicht erlaubt war, Halifax zu verlassen, hatten sie die Absicht, ihre Flitterwochen eben hier zu verbringen und Halifax zu ihrer Heimat zu machen, solange David in den Kolonien diente. In all der Aufregung wurde Maria erst nach und nach bewußt, daß sie früher oder später nach England gehen würden. Es war ein bittersüßer Gedanke. Sie würde wieder in ein fremdes Land ziehen, aber dieses Mal Freunde und Familie zurücklassen. Alle bis auf ihren geliebten Mann. Und das tröstete sie über alles andere hinweg. Sie würde einfach nicht zurückschauen, beschloß sie, sondern London entgegenfiebern. Dort wollten sie eines Tages leben.
            Sie waren erschrocken, als sie erkannten, daß Polly es als selbstverständlich ansah, daß sie gleich nach der Hochzeit zu ihnen ziehen würde. »Wenn du ausziehst, kann ich doch nicht in Jacks Haus bleiben, Maria«, sagte sie. »Edwina wird es tun, und das ist doch wohl skandalös genug. Es ist ja nur für kurze Zeit, dann kehre ich allein nach Boston zurück.«
            So wie sie das sagte, empfand Maria tiefes Mitgefühl mit ihrer Freundin und überredete David, Polly für ein Weilchen das Gästezimmer in ihrem Haus anzubieten.
            »Es bleibt uns wohl kaum etwas anderes übrig«, sagte er ohne große Begeisterung. Aber wie immer war er ausgesprochen höflich zu Polly, nachdem sie eingezogen war, und seine freundliche Aufmerksamkeit tat ihr gut.
            Obgleich der Krieg mit unverminderter Heftigkeit wütete und David viele Pflichten in der Kaserne hatte, fand er immer Zeit für neue Interessen. Halifax war belebter und voller denn je zuvor. Sie hatten eine Gruppe amerikanischer Flüchtlinge getroffen, Loyalisten, die außergewöhnliche Pläne schmiedeten, bei denen David aufhorchte. Er wollte unbedingt mehr darüber erfahren.
            Unterdessen zeigte Polly keinerlei Anzeichen, daß sie bald nach Boston aufbrechen wollte, also brachte Maria das Thema von sich aus zur Sprache. Es versprach kein einfaches Gespräch zu werden.
            »Du möchtest also, daß ich fortgehe?«
            »Ach Polly, es hat doch keinen Sinn, daß du noch länger in Halifax bleibst. Ich dachte, du würdest selbst fortgehen wollen, jetzt da Edwina und Jack bald Hochzeit feiern.«
            »Mir ist gleich, was sie tun. Ich muß mein Leben nicht nach ihnen ausrichten. Wenn ich in Halifax bleiben will, dann bleibe ich eben.«
            »Bitte, ganz wie du willst. Aber was soll werden, wenn David und ich fortgehen? Hast du die Absicht, ganz allein in diesem Haus zu bleiben? Ich glaube nicht, daß dein Geld für deinen Unterhalt ausreichen wird.«
            »Mein Geld ist meine Angelegenheit. Ich will ganz einfach noch nicht nach Boston zurück. Ich bin sitzengelassen worden, hast du das etwa schon vergessen? Stell dir doch nur einmal vor, wie es für mich sein wird, zurückzukommen und alle zeigen mit dem Finger auf mich. Und meine Mutter wird eine unglaubliche Szene

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