Salz der Hoffnung
versöhnt«, erwiderte Polly und starrte aus dem Fenster. »Das mußten wir. Edwina will ihren Hochzeitstag festlegen, und ich habe ihr gesagt, sie soll nicht länger warten, weil ich nämlich beschlossen habe, in Halifax zu bleiben.«
Maria spürte, daß hier etwas nicht stimmte. »Sagst du mir auch die Wahrheit, Polly? Ihr habt euch nicht wieder gestritten? Du bist furchtbar blaß.«
»Selbstverständlich sage ich dir die Wahrheit. Wir haben uns ausgesprochen.«
»Das freut mich. Aber deine Eltern erwarten dich zu Hause.«
»Ich kann jetzt nicht nach Hause«, schrie Polly plötzlich.
»Nie wieder. Die Wahrheit ist, ich bekomme ein Baby.« Ihre Stimme klang scharf und trotzig. »Ein Baby! Hast du gehört? Und das letzte, was sie wollen, ist, daß ihre sitzengelassene Tochter mit einem Kind nach Hause kommt!«
»Oh, Polly. Es tut mir so leid. Wer ist der Vater?«
»Basil natürlich. Wer denn sonst?« Sie ging ruhelos im Zimmer auf und ab. »Ich habe mir alles genau überlegt. Ich werde meinen Eltern schreiben, daß du gerne möchtest, daß ich hierbleibe, während David fort ist, und sie werden mir weiterhin mein Geld schicken.«
»Aber was ist mit Basil? Weiß er es?«
»Nein.«
»Oh je. Es wird jetzt ewig dauern, bis ihn ein Brief erreicht. Möchtest du, daß David ihm in deinem Namen schreibt?«
»Ganz sicher nicht. Das ist meine Angelegenheit. Ich kümmere mich selbst darum. Ich will, daß ihr mich alle zufrieden laßt und mir das Recht zugesteht, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Jetzt werde ich mich hinlegen, ich fühle mich ein wenig schwindelig.«
David kam heim, desillusioniert über den Verlauf des Krieges. Er war erschöpft und dürr nach Monaten der mageren Armeerationen, entsetzt über die englischen Verluste und überzeugt, daß sie diesen Krieg gegen die Amerikaner verlieren würden, ganz gleich, wie lange er noch dauern würde. Er war niedergeschlagen, und es besserte seine Stimmung nicht gerade, Polly nach wie vor in seinem Haus vorzufinden – zu allem Überfluß noch guter Hoffnung und ein Bild der Melancholie. Maria nahm an, daß Polly an Basil geschrieben hatte, doch als sie dies David gegenüber erwähnte, fuhr er sie wütend an, er weigere sich, in diese schmutzige Affäre hineingezogen zu werden.
Die letzten sechs Monate waren schwer gewesen für Maria. Er hatte ihr gefehlt, sie sorgte sich um ihn und gleichzeitig mußte sie mit Polly fertig werden, deren nervliche Verfassung sehr zu denken gab. Wenn sie aufstand, war sie reizbar und nörgelte ohne Unterlaß, dann wiederum weigerte sie sich, das Bett zu verlassen, blieb teilnahmslos und wollte weder essen noch reden. Um des Kindes willen blieb Maria nichts anderes übrig, als streng mit Polly zu sein. Sie bestand darauf, daß Polly sich damit beschäftigte, die Babyausstattung zu nähen. Und sie verlangte etwas mehr Höflichkeit, wenn Polly weiterhin in ihrem Haus zu bleiben wünsche. Sie stellte fest, daß dieser Ton Wunder wirkte, daß Polly meist widerspruchslos auf sie hörte, wenn sie ihre Ratschläge in energische Worte kleidete. Aber es war eine ermüdende, unangenehme Pflicht, ihre Freundin herumkommandieren zu müssen.
Das Baby wurde an einem wunderschönen, sternklaren Abend um zehn Uhr geboren. Es war ein hübsches kleines Mädchen, so niedlich, daß David seine eisige Haltung aufgab und sie ins Herz schloß.
Polly nannte sie Regal.
Dann bekam David endlich seinen Marschbefehl: Sein Regiment kehrte nach Hause zurück! Und damit nicht genug, David und anderen Infanterieoffizieren wurde gestattet, mit ihren Frauen auf dem Passagierschiff Aurora nach England zu segeln, anstatt auf einem Truppenschiff. Die Seereise über den Atlantik sollte nun ihre nachgeholte Hochzeitsreise werden.
Jack und Edwina, endlich verheiratet, schenkten Maria einen wunderbaren Polarfuchsmantel für die Gesellschaften in London. Für David hatten sie eine Pelzmütze, wie die Russen sie trugen, und er war ganz begeistert davon. Er sagte, er fühle sich recht exotisch damit und werde sie immer in Ehren halten.
»Er ist ein wunderbarer Mann«, meinte Edwina. »Und nach wie vor eine Augenweide, jetzt wo du ihn wieder aufgepäppelt hast. Geradezu der
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