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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Schimmer einer Wellenkrone. Es war ein furchteinflößender Anblick. Wie tief war diese schreckliche See? Viele, viele Meilen tief, unvorstellbar. Und diese Wellen wogten bis in alle Ewigkeit, ohne jemals einzuhalten … Sie fühlte sich schwindelig, das Rauschen des Windes schien immer lauter zu werden und das Stimmengewirr zu übertönen.
            Lose Segel flatterten und knarrten. Ein paar Männer kamen näher, drängten sie beiseite und ließen ein Boot zu Wasser. Maria sah sich um, blickte in graue, starre Gesichter und fand nicht ein bekanntes darunter. Sie floh vor dem gleichgültigen Klatschen der Wellen in den Salon zurück, hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu und versuchte so, das Entsetzen fernzuhalten, das durch die feuchte Nachtluft angekrochen kam.
            Erst als der Kapitän einen namentlichen Aufruf aller Passagiere befahl, wurde entdeckt, daß Polly Hayes fehlte. Polly hatte nicht zum Konzert kommen wollen, weil das Baby unruhig war. Jetzt schlief Regal friedlich, doch ihre Mutter war nirgends zu finden.
            Außer sich vor Sorge bestand David Collins darauf, das Schiff selbst zu durchsuchen. Er hämmerte an sämtliche Kabinentüren, trat Luken ein und stieß Menschen beiseite, als glaube er, Polly könne sich hinter ihnen versteckt halten. Doch seine Suche verlief ergebnislos, und schließlich mußte er dem Kapitän beipflichten: Polly war nicht mehr an Bord. Erst als sie Davids Gesicht sah, konnte Maria glauben, daß es wirklich geschehen war; daß Polly für immer von ihnen gegangen war, daß sie für immer in diesem entsetzlichen Ozean zurückbleiben würde, allein und verlassen, umgeben von den Ungeheuern der Tiefe.
            »Sie muß gestürzt sein«, rief sie weinend. »Sie muß gestürzt sein.« Und dann stürzte sie selbst ins Dunkel, fiel in eine tiefe Ohnmacht.
            Das erste Licht des Tages kroch wie eine endlose Reihe flackernder Signalfeuer über den Horizont, als sie erwachte. Sie starrte aus dem Bullauge und versuchte, sich einzureden, daß alles nur ein böser Traum gewesen sei. Doch dann kam David herein, müde und unrasiert, immer noch in Abendgarderobe, und da wußte sie, daß es wahr war.
            »Das Baby!« rief sie. »Wo ist da Kind?«
            »Ein paar Frauen kümmern sich darum, sie sind sehr freundlich«, antwortete David. »Das Kind ist in guten Händen. Geht es dir besser?«
            »Nein. Ich fühle mich furchtbar.«
            Er nickte. »Der Steward wird dir Kaffee bringen.«
            »Ich kann nicht glauben, daß Polly gesprungen sein soll. Es ist zu entsetzlich. Sie hätte doch einen Abschiedsbrief hinterlassen. Habt ihr einen Abschiedsbrief gefunden?«
            Er schüttelte den Kopf. »Nichts. Wir haben ihre Kabine durchsucht – nicht ein Wort. Vermutlich war es eine unüberlegte Verzweiflungstat. Ich kann nicht glauben, daß Polly so etwas geplant hätte. Sie war schwermütig. Ich könnte mir vorstellen, daß sie sich, ohne weiter nachzudenken, über Bord gestürzt hat, so als werfe sie ihre Sorgen über Bord, und für den Augenblick vielleicht zu umnachtet war, um zu erkennen, daß sie damit das Leben selbst wegwarf.«
            Maria wandte sich entsetzt von ihm ab. »Ich will das nicht hören. Sag so etwas nicht! Ich will mir einfach nicht vorstellen, daß ihr vielleicht nicht klar war, was sie tat, bis es zu spät war.«
            »Dann stell es dir nicht vor. Stell dir vor, daß sie jetzt ihren Frieden gefunden hat. Für sie ist jetzt alles vorbei, und das war es doch, was sie wollte.«
            »Bist du sicher, daß sie gesprungen ist?«
            »Oh ja, dafür gibt es Zeugen. Arme Polly. Ich wünschte, ich würde mich nicht so verantwortlich fühlen. Aber ich glaube nicht, daß wir mehr für sie hätten tun können.«
            »Du trägst keine Schuld«, entgegnete Maria. »Ganz im Gegensatz zu Basil.«
            »Es hat keinen Sinn zurückzublicken«, sagte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. »Wir müssen an das Kind denken. Polly hat keine Instruktionen hinterlassen.«
            Da er offenbar keine Kritik an seinem Freund zulassen wollte, beschloß Maria, ebenfalls treu zu ihrer Freundin zu stehen und den bitteren Gedanken für sich zu behalten, der sich ihr aufdrängte: Polly hatte ihr Baby im Stich gelassen. »Arme kleine Regal«, sagte sie. »Wir werden uns um sie kümmern. Wir könnten sie

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