Salz der Hoffnung
Jasper hat genug Geld, um dort drüben ihren Unterhalt zu bestreiten.«
Maria gab nach. »Nun, vermutlich ist es wirklich das beste. Wir werden für sie tun, was wir können, wenn sie ankommt.«
Edwina sah überrascht auf. »Ankommt? Aber erwähnte ich es denn nicht? Sie hat auf der Aurora gebucht. Sie fährt mit euch, damit du ihr mit dem Baby helfen kannst. Sie kann die weite Reise ja schlecht allein machen.«
An Bord der Aurora fand sich eine Schar amerikanischer Loyalisten zusammen, die planten, in Neusüdwales eine Kolonie zu gründen, und niemals von etwas anderem sprachen. Sie betrachteten Captain David Collins als wichtiges Mitglied ihrer Gruppe und hofften, er werde unter seinen Freunden bei der Truppe weitere Freiwillige werben.
Es ging ein Gerücht, der Familie Matra drohe die Vertreibung aus New York, weil sie für die Briten Partei ergriffen hatte, und James de Lancy zeigte sich überglücklich darüber. »Das besiegelt unsere Pläne. James Matra bereitet soeben eine Eingabe an die britische Regierung vor, denn er braucht ihre Erlaubnis und Unterstützung. Da wir uns als loyale Untertanen der Krone erwiesen haben, kann ich mir nicht vorstellen, daß man sie ihm verweigern wird. Soweit wir wissen, hat niemand sonst die Besiedlung von Neusüdwales vorgeschlagen.«
Maria lauschte diesen Debatten schweigend, und anschließend versuchte sie, ihren Mann von diesem Vorhaben abzubringen. Doch er sagte, sie mache sich unnötige Sorgen. »Es steckt ja noch alles in den Anfängen. Solche Dinge brauchen ihre Zeit. Zunächst einmal wird sich das Parlament mit der Eingabe befassen. Außerdem habe ich nicht gesagt, daß ich mit ihnen gehen will.«
»Sie scheinen aber davon auszugehen.«
»Maria, wir müssen an unsere Zukunft denken. Wir können eine solche Gelegenheit nicht einfach abtun.«
»Ich kann das ohne weiteres. Ich will nicht dorthin. Ich würde es hassen.«
»Wir werden sehen. Mach dir jetzt keine Gedanken darüber.«
Doch sie machte sich Gedanken. Insgeheim hoffte sie, wenn er erst einmal daheim in England war, würde er diese abenteuerlichen Kolonisierungspläne vergessen und sein Leben und seine glanzvolle Karriere in gewohnten Bahnen fortsetzen. Sie war sicher, sein Enthusiasmus rührte einzig und allein von seiner Verblüffung angesichts des enormen Aufschwungs, dessen sich die amerikanischen Kolonien erfreuten. Doch niemand, der bei klarem Verstand war, konnte freiwillig zu den primitiven Tagen der Pioniere zurückkehren wollen.
Ein Steward trat zu ihr. »Könnten Sie bitte zu Mrs. Hayes hinunterkommen, Madam? Sie ist sehr aufgeregt.«
»Ich komme.« Was war nun schon wieder? Vielleicht war das Baby krank, litt unter den Auswirkungen der Seefahrt. Bislang hatten sie mit dem Wetter Glück gehabt und die See war ruhig geblieben, wofür Maria sehr dankbar war, denn sie hatte gehört, der Atlantik könne zuweilen tückisch sein. Auch so litten viele der Passagiere an Seekrankheit, warum sollte es da nicht auch ein Baby treffen können?
Sie fand Polly in einem Zustand vor, den sie seit den Tagen der Schwangerschaft nicht mehr an ihr erlebt hatte: Sie weinte hysterisch, und Regal lag neben ihr in der Koje und schrie.
Maria hob das Kind auf und klopfte ihr liebevoll den Rücken. »Was in aller Welt ist los, Polly? Ist Regal krank?« Sie sah in das kleine Gesicht, das feuerrot war vor Anstrengung und tränenüberströmt, doch jetzt, da sie sie aufgenommen hatte, ließ das Weinen bereits nach. »Sie scheint gesund und munter, Polly. Also, was ist los?«
»Ich habe Angst. England ist so fremd und so weit weg. Mir war nicht klar, daß es so lange dauern würde, dort hinzukommen. Ich wünschte, ich wäre nicht mitgefahren. Was erwartet uns dort? Vielleicht haßt man uns Amerikaner ja da wegen des Krieges. Womöglich sperren sie uns ein.«
»Sei nicht albern. Dir gehen nur die Nerven durch, weiter nichts. In Halifax haben uns die Briten jedenfalls nicht feindselig behandelt.«
»Ach, Halifax! Dort herrscht doch das reinste Kuddelmuddel vor, das zählt nicht. Und in London werde ich mutterseelenallein sein, ihr wollt mich ja nicht haben.«
Maria seufzte. Wie kam es nur, daß es Polly immer wieder gelang, ihr ein
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