Salz der Hoffnung
ins Glas geschaut zu haben, denn heute morgen fühlte sie sich gar nicht wohl. Charles bevorzugte Portwein und Brandy als Heilmittel gegen den Kater, aber das brachte sie nicht fertig. Kaffee und Muffins wären da sicher besser. Also, warum zog sie sich nicht an und ging hinunter? Im Gegensatz zu den meisten englischen Damen hielt sie nichts von Frühstück im Bett.
Kaum hatte sie es sich mit ihrem Frühstück und ein paar Zeitschriften vor dem Feuer bequem gemacht, als das Mädchen hereinkam und sagte, ein Gentleman wünsche sie zu sprechen.
»Führ ihn herein«, sagte sie und vergaß zu fragen, wer es denn eigentlich sei. Oder vielleicht war es auch Absicht, denn tief in ihrem Innern wußte sie genau, daß nur Jorgensen dieser Besucher sein konnte, so unwahrscheinlich es auch erscheinen mochte.
»Ich hoffte, Sie würden mich empfangen«, sagte er zur Begrüßung. »Störe ich?«
»Allerdings. Möchten Sie Kaffee?«
»Ja. Mit Sahne.« Er stand auf der anderen Seite des Kamins und sah sie einfach nur an.
»Jorge, was führt Sie her?«
»Es schien mir das Vernünftigste, das ich tun konnte.« Er nahm seinen Kaffee von ihr entgegen und trank ihn im Stehen. »Guter Kaffee.«
»Möchten Sie nicht Platz nehmen?«
»Nein, danke. Ich habe Ihnen etwas zu sagen.« Er nahm sich zwei Muffins und begann zu essen. »Ich habe den gestrigen Abend sehr genossen. Ich habe Sie doch hoffentlich nicht in Verlegenheit gebracht, oder?«
»Nein, natürlich nicht.«
Er nickte und aß nachdenklich auf. »Gut. Ich möchte heute noch einmal ganz von vorn anfangen. Ich bin hier, um Ihnen den Hof zu machen.«
Sie starrte ihn an. »Wie bitte?«
»Sie haben mich sehr gut verstanden.« Er seufzte erleichtert. »Ich bin heute bei Tagesanbruch aufgestanden und habe seither die ganze Zeit diesen Satz geprobt. Ich habe mit mir selbst gewettet, daß ich niemals den Mut aufbringen würde, aber es gibt keinen anderen Weg.«
Er wirkte auf einmal jünger, dieser Weltenbummler, aber darum nicht weniger beunruhigend. »Also wirklich, Jorge. Ich muß Ihnen letzte Nacht wohl einen falschen Eindruck vermittelt haben. Ich bin eine verheiratete Frau, wie Sie sehr wohl wissen. Ich war nur deshalb gestern mit William … ich meine, er war nur mein Begleiter. Als Freund. Mein Mann …«
Er hob die Hand. »Ich will nichts über Ihren Mann hören. Ich weiß, daß es nicht einfach für Sie ist, aber ich habe nicht viel Zeit.«
»Sie sind sich Ihrer Sache sehr sicher.«
»Da irren Sie sich. Das bin ich keineswegs. Wenn ich Sie falsch eingeschätzt habe, werde ich gehen und hoffen, daß ich Sie nicht beleidigt habe. Sollte ich allerdings recht haben …« Er hatte ein sehr entwaffnendes Lächeln.
Regal spürte, daß sie hier in gefährliche Gewässer geriet. Er gab ihr Gelegenheit, ihn fortzuschicken, aber sie wollte nicht, daß er ging. Er war ein sehr attraktiver Mann.
»Wir haben nichts gemeinsam«, wandte sie ein in dem kläglichen Versuch, die Vernunft walten zu lassen.
»Oh doch.« Er machte sich nicht die Mühe zu erklären, was er im einzelnen meinte. Statt dessen stellte er seine Tasse auf das Tablett und das Tablett beiseite auf die Anrichte. »Sagen Sie mir, was wünschen Sie sich vom Leben?«
Regal betrachtete ihn einen Augenblick und beschloß dann, genauso offen zu sein wie er. »Ich kann Ihnen genau sagen, was ich mir nicht wünsche, und das ist eine Affäre. Auch wenn Affären hier in London ein sehr beliebtes Spiel zu sein scheinen, darüber zu reden ebenso wie eine zu haben.«
»Und welches Spiel spielen Sie gern?«
»Ich weiß nicht. Ich glaube, es ist noch nicht erfunden.«
»Ah! Das gibt mir Hoffnung. Das Leben ist ein einziges großes Spiel, vorausgesetzt man hat den richtigen Partner.«
»Sie vergessen, ich habe bereits meinen Partner.«
»Ich sagte, den richtigen Partner.« Er ging ans andere Ende des Zimmers und kam wieder zurück. »Also gut. Keine Affäre. Das hier ist zu wichtig. Es wird nur uns geben. Dich und mich. Was sagst du dazu?«
»Sie meinen das wirklich ernst, nicht wahr?«
»Die Frage gehört
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