Salz der Hoffnung
zur Jagd?«
»Ja. Ich hoffe, Sie nicht, sonst bin ich gerade wohl ins Fettnäpfchen getreten.«
Als sie schließlich aufbrachen, waren sie beide bester Laune, genossen die Abwechslung, einmal für ein paar Stunden frei von ehelichen Bindungen zu sein.
»Ich muß Ihnen erzählen, was so urkomisch an unserer ersten Begegnung war«, verkündete Regal. »Maria und Edwina hatten sich vorgenommen, Sie und mich zu verkuppeln. Und dann tauchten Sie mit Ihrer Frau auf. Ich will Harriet gegenüber nicht unhöflich sein, aber Sie haben die beiden Damen in hoffnungslose Verwirrung gestürzt. Jedesmal, wenn ich sie ansah, mußte ich lachen.«
5. Kapitel
Maria Collins verwöhnte ihre Gäste mit einem erlesenen Menü aus sieben Gängen. Sie aßen gemächlich, und die Konversation war lebhaft, angeführt von Reverend Barnes-Smith, einem ausgesprochen belesenen, exzentrischen Kauz und altem Schulfreund von Marias Mann.
Er brachte einen Trinkspruch auf David Collins aus und hielt eine wunderbare Rede, und als sie in den Salon hinübergingen, bestand er darauf, daß jeder einen Beitrag zur Unterhaltung leisten solle. Sogar Cameron wurde überredet, ein paar Verse zu rezitieren, und erntete tosenden Beifall. Edwina spielte auf dem Pianoforte, und Major Sorell sang ein fröhliches Soldatenlied. Eine der Damen hatte eine so wunderschöne Stimme, daß Regal nur ungern unmittelbar nach ihr antreten wollte. Major Sorell erlöste sie aus ihrer Verlegenheit und sang mit ihr zusammen ein Duett aus der Bettleroper.
Während sie die Notenblätter durchgingen, bemerkte Regal, daß einer der Diener Maria zur Tür winkte und sie ihm hinausfolgte.
Sie begannen ihren Vortrag, und William spähte über ihre Schulter, denn keiner von ihnen kannte den Text besonders gut, doch nach ein paar Strophen klangen ihre Stimmen bereits recht sicher.
Ein großer, gutaussehender Mann betrat den Salon, blieb stehen und lauschte. Er war etwa in Regals Alter und trug ein schwarzes Hemd mit Stehkragen und lederne Hosen – äußerst unpassende Kleidung für diese Gesellschaft, aber das schien ihn nicht weiter zu stören. Seine blauen Augen sahen der Welt direkt und unerschrocken entgegen, und Regal hatte dabei den Eindruck, daß er sie ein wenig zu lange anstarrte. Sie wünschte, er würde den Blick abwenden. Er stand reglos mit verschränkten Armen und leicht gespreizten Beinen da und überragte jeden anderen im Raum wenigstens um Haupteslänge.
William war ebenfalls abgelenkt und kam ein paarmal aus dem Takt. Sobald ihr Duett zu Ende war, ging er auf den Neuankömmling zu und schlug ihm herzlich auf die Schulter. »Jorgensen! Bei allen Heiligen, wo kommen Sie denn her?« Er wandte sich an Maria. »Sie haben nichts davon gesagt, daß er kommt.«
»Weil ich es nicht wußte«, lachte sie. »Jorge ist gerade erst in London eingetroffen. Was für eine wundervolle Überraschung. Und das ausgerechnet heute abend! Jorge war in Hobart, er bringt uns Neuigkeiten von David aus erster Hand.«
Sie freute sich offenbar wirklich sehr über die plötzliche Ankunft dieses Fremden und führte ihn herum, um ihn allen vorzustellen. Doch Regal sah ihn mehrmals in ihre Richtung blicken, als warte er ungeduldig darauf, endlich auch sie kennenzulernen.
Schließlich brachte Maria ihn zu ihr. »Und jetzt möchte ich Ihnen noch zwei amerikanische Damen vorstellen, Jorge, Mrs. Cameron Spencer und die Ehrenwerte Mrs. Charles Howth.«
Er verneigte sich vor Edwina und sprach mit leichtem Akzent: »Es ist mir eine Ehre, Ma’am.« Seine Stimme war tief. Dann nahm er Regals Hand und wandte sich an Maria. »Mrs. Howth ist so schön, ich bin jetzt schon ganz verliebt in sie. Wäre es unangemessen, ihr das zu sagen?« Maria lächelte. »Lieber nicht, Jorge, ihr Mann könnte Einwände haben.«
Edwina kicherte, und Regal war die Szene peinlich. Sie sah zu William hinüber in der Hoffnung, er werde sie vor diesem unverschämten Kerl retten, da nahm Jorgensen auch schon ihren Arm. »Welcher ist Ihr Mann? Ich muß ihm unbedingt gratulieren.«
»Er ist nicht hier«, sagte William. »Ich bin heute abend Mrs. Howths Begleiter.«
»Wunderbar«, gab Jorgensen zurück. »Dann werde ich mich euch anschließen. William und ich sind alte Freunde. Wie
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