Salz der Hoffnung
wohl kaum vergleichen, Sir. Wir sind keine Wilden.«
»Doch, das sind wir«, entgegnete Jorgensen und fuhr mit seiner Geschichte fort.
Er war die Ostküste des unerforschten australischen Kontinents entlanggesegelt und nördlich von Sydney in Cooks Whitsunday-Straße hinein, einer schmalen Durchfahrt zwischen dem Festland und einem großen Korallenriff, wo das Wasser warm und leuchtend blau sei. »Sollte ich der Welt je überdrüssig werden, möchte ich meine Tage am Ufer von Brisk Bay beschließen. Es ist eine verzauberte Welt. Eine idyllische Strandbucht inmitten der Tropen mit Blick auf die Whitsunday-Inseln. Und ich hätte sie ganz für mich allein.« Er grinste. »Ich wäre König eines warmen, gesegneten Landes.«
Regal erfuhr, daß er die Marine in Sydney verlassen hatte und an Bord der Alexander auf Walfang gegangen war. Danach war er mit verschiedenen Handelsschiffen zurück nach England gekommen, über Neuseeland und Tahiti und die gefürchtete Route um Kap Horn, wo das Schiff beinah gesunken wäre wie so viele vor ihm.
Dieser Mann hatte wirklich viele Abenteuer erlebt. Regal beneidete ihn. Welch wundersame Orte er gesehen hatte! Was für Gefahren bestanden! Ein Mensch mußte wohl über viel Kraft und Mut verfügen, um es mit den Elementen auf den fernen Meeren aufzunehmen.
»Aber jetzt darf ich Sie nicht länger langweilen«, sagte er.
»Vom Horn ging es nach St. Helena, dann nach England.«
»Endlich daheim«, bemerkte Cameron.
»Nein, ich bin nicht in England daheim, ich komme aus Kopenhagen.«
»Und werden Sie weiterreisen nach Dänemark?« fragte Regal, und er nahm wie selbstverständlich ihre Hand.
»Ich weiß es noch nicht. Es ist bitter, in ein Land heimzukehren, wo Krieg und Unruhe herrschen. Kommen Sie mit mir in die Südsee, Mylady, und wir werden im tropischen Paradies ein glückseliges Dasein führen.«
»Ich habe noch nie einen so unverfrorenen Menschen getroffen«, sagte Regal zu Maria, aber niemand hörte sie, alle bestürmten Jorgensen mit ihrem Dank für die faszinierende Erzählung und mit weiteren Fragen.
Am nächsten Morgen schlief Regal lange, obwohl die Gesellschaft sich zu einer durchaus vertretbaren Zeit aufgelöst und William sie sicher nach Hause geleitet hatte.
Sie waren sich einig, daß der Abend ein voller Erfolg gewesen sei. »Das beste Dinner, zu dem ich seit langem war«, sagte Regal. »Lassen Sie gelegentlich von sich hören, William, damit ich Ihre Karriere im Auge behalten kann. Schließlich behauptet Jorge doch, Sie würden einmal ein bedeutender Mann sein.«
Sie hatte gelacht und ihn zum Abschied auf die Wange geküßt, doch als sie ins Haus treten wollte, hielt er sie zurück. »Regal. Verzeihen Sie mir, aber ich muß es Ihnen sagen: Nehmen Sie sich in acht vor Jorgensen. Er ist, na ja …«
»Extrem gutaussehend?« schlug sie lächelnd vor.
»Ja, das ist er ganz bestimmt. Diese Nordmänner sind große, kräftige Kerle, aber es ist noch etwas anderes. Ich meine es nicht abwertend, aber er ist … wild, in gewisser Weise. Er hat sich überall in der Welt herumgetrieben.«
Sie tätschelte ihm die Wange. »Ja sicher, das sagt er schließlich selbst. Seien Sie nicht albern, William. Wir waren doch nur in Feierlaune. Ich bin eine verheiratete Frau und habe keineswegs die Absicht, mich in einen dänischen Seefahrer zu verlieben. Meine Güte, Marias einsames Leben ist wohl abschreckendes Beispiel genug. Die Frauen sollten sich einfach vor diesen Kerlen hüten, die durch die Südsee vagabundieren.«
Sie lag im Bett und betrachtet ihr blaues Satinkleid, das nicht besonders ordentlich auf der Chaiselongue ausgebreitet lag, und bewunderte die weichen Falten und das Funkeln der Stickerei. Jorge hatte behauptet, es sei das schönste Kleid, das er je gesehen habe.
Und William! Wie er sie vor Jorgensen gewarnt hatte! Ein klein bißchen eifersüchtig vielleicht? Sie ließ sich zurückfallen und rekelte sich in ihren Seidenlaken. Sie war froh, daß Charles fort war. Nicht daß er noch häufig in ihrem Bett schlief. Wenn er spät heimkam, zog er es vor, seinen Rausch in seinem einstigen Junggesellenzimmer auszuschlafen. Doch letzte Nacht schien auch sie etwas zu tief
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