Salz der Hoffnung
überschwenglich.
»Warum dauert es so lange, bis Nachricht von ihm kommt?«
»Meine Liebe, es ist sehr schwierig. Um Informationen vom Kontinent zu bekommen oder dorthin zu übermitteln, brauchen wir Leute, die bereit sind, ein Risiko einzugehen. Manchmal fährt einer unserer eigenen Leute hinüber, manchmal müssen wir uns darauf verlassen, daß irgendein Matrose eine Nachricht überbringt. Es kann sehr kompliziert werden.«
»Es ist so nett von diesen Leuten, daß sie das tun«, sagte sie, doch Joseph lachte. »Nett? Es sind keine glühenden Patrioten, sondern Leute, die wir für ihre Dienste bezahlen müssen. Und es ist nicht leicht, das Geld aufzubringen.«
Sie betrachtete ihn neugierig. Aber natürlich! Wie naiv von ihr, daß sie nicht selbst darauf gekommen war. Doch Jorge hatte sie völlig im Dunkeln gelassen. Sie fühlte sich ausgeschlossen, und das war deprimierend. »Vielleicht kann ich helfen«, schlug sie vor und überlegte, welche Summe wohl angemessen wäre. Sie war sicher, Joseph würde sich größere Mühe geben, an Neuigkeiten von Jorge zu gelangen, wenn sie ihm einen Anreiz bot.
»Sie meinen mittels einer Spende?« fragte er.
»Ja. Und andere Dinge mehr.«
Er war vorsichtig. »Was für andere Dinge könnten das sein, Mrs. Howth?«
Sie atmete tief durch, plötzlich fürchtend, sie könnte sich lächerlich machen. »Nun, falls es von Nutzen sein könnte, ich habe hin und wieder Zugang zu Informationen über Fracht und Route englischer Schiffe.«
Joseph nickte und trank einen Schluck Kaffee.
»Das könnte hilfreich sein«, setzte sie hinzu, als er sich nicht sonderlich beeindruckt zeigte.
Joseph dachte eine Weile nach. »Ich schlage folgendes vor, Mrs. Howth: Sie lassen mich alles wissen, was Sie herausfinden, und wir werden darüber nachdenken. Heutzutage weiß man nie, welche Information sich als nützlich erweisen wird. Man weiß nie.« Er lächelte und nickte wieder. »Ja, wir wüßten Ihre Hilfe zu schätzen. Männer wie Jorgensen brauchen jede Unterstützung, die wir ihnen geben können. Es sind mutige Männer, doch sie sind auf geheime Informationen über den Feind angewiesen, um ihren Kurs planen und Gefahren ausweichen zu können.«
Sie wünschte, er hätte das nicht gesagt. Ihr Magen krampfte sich vor Angst zusammen, und sie spürte, wie das Blut aus ihrem Gesicht wich, bis ihre Haut sich ganz kalt anfühlte. Um die Fassung zu bewahren, erhob sie sich und zeigte auf den Ring, den sie kaufen wollte. »Wieviel kostet er?«
Er nahm ihn von der Unterlage. »Achtzig Pfund. Ein wundervoller Ring, eine französische Arbeit.«
»Ich nehme ihn.« Sie sah zu, während er ein kleines Samtkästchen für den Ring auswählte. »Und Joseph, es ist sehr wichtig für mich, Neuigkeiten über Mr. Jorgensen zu erfahren. Ich werde ihnen tausend Pfund für ihre Leute geben und werde Sie auch in Zukunft unterstützen, wenn ich als Gegenleistung auf dem laufenden gehalten werde.«
Josephs Kopf ruckte hoch, und für einen Augenblick starrte er sie an, als traue er seinen Ohren nicht. Doch er faßte sich schnell. »Das ist eine großzügige Geste, Mrs. Howth. Jedes bißchen hilft.«
»Bißchen? Ich denke, eintausend Pfund sind in jedem Fall eine beachtliche Spende.«
»Verzeihen Sie mir, ich wollte ganz gewiß nicht undankbar erscheinen. Ich meinte lediglich, daß es uns besser ginge, wenn mehr Leute ihre politische Überzeugung mit einer Spende untermauern würden. Es ist meine ständige Sorge. Wir sind bemüht, Geld für weitere Schiffe für Dänemark zusammenzubekommen, aber es ist eine gewaltige Aufgabe.«
Sie sah ein beunruhigendes Flackern in seinen Augen, als er den Aquamarinring in das Samtkästchen bettete. War er vielleicht das, was Großvater einen Schnorrer zu nennen pflegte? Wollte er noch mehr Geld aus ihr herausholen? Bis dahin war nie die Rede von zusätzlichen Schiffen gewesen.
»Ich habe nicht die Absicht, eine Flotte auszurüsten, Joseph, das überlasse ich den Staatskassen. Aber solange Ihre Leute Mr. Jorgensen unterstützen, bin ich sicher, daß er meinen Beitrag gutheißen wird. Sie können auf meine Unterstützung bauen.«
6. Kapitel
Seit Charles aus Irland
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