Salz der Hoffnung
können. Schönheit war nicht alles, das hatte er inzwischen gelernt. Mrs. Conroy war dunkel, ihr Haar viel zu ölig und ihr Gesicht zu stark geschminkt, um die Pockennarben zu verdecken, aber weil sie ebenso dicklich war wie er, konnten sie zusammen darüber lachen und scherzen, und sie war ebenso weich und nachgiebig wie ihr Federbett.
»Nun, Basil ist da anderer Ansicht.« Er versuchte erfolglos, ein offenbar nicht ganz gares Hammelkotelett vom Knochen zu reißen.
»Basil hat wie üblich unrecht«, bemerkte sie.
»Gut möglich. Aber was soll ich wegen Northern Star unternehmen? Er sagt, wir müssen die Gesellschaft stützen, auf lange Sicht sei sie es wert.«
Sie betrachtete die Koteletts. »Das Fleisch ist ja noch halb roh. Ich habe dir doch gesagt, Charles, Frauen kochen besser als Männer. Dieser Koch wird gehen müssen.«
»Was immer du sagst.« Der Koch war ihm von einem Freund empfohlen worden, und Charles hatte ihn entgegen Regals ausdrücklichem Wunsch eingestellt. Jetzt war es an der Zeit zu kapitulieren. »Du hast vermutlich recht, aber es ist eine eher unübliche Meinung. Im allgemeinen heißt es, Männer seien die besseren Köche.«
»Und er ist der lebende Beweis für das Gegenteil«, gab sie zurück und ließ ihr Kotelett angewidert auf den Teller fallen. »Sag Basil, du könnest nichts weiter tun, du habest kein Geld mehr.«
»Aber das glaubt er mir doch nicht. Er hat keine Ahnung von meiner Situation. Du mußt endlich einsehen, wie problematisch es für mich ist, Außenstehenden deine Einstellung darzulegen. Es ist erniedrigend, eine reiche Frau zu haben und selber ohne einen Penny dazustehen. Ich weiß wirklich nicht, warum du mir das antust.«
»Doch, das weißt du. Ich habe es dir schon tausendmal erklärt. Ich wüßte nicht, warum ich die finanzielle Verantwortung für meinen Ehemann übernehmen sollte.«
Er schickte den Diener hinaus und stand auf, um die Gläser selber aufzufüllen. Dann nahm er neben ihr Platz. »Was soll ich wegen Basil unternehmen? Er wirft mir vor, ich versuchte mich herauszureden. Er sagt, ich müsse dich verklagen.«
Sie lächelte schwach. »Ach ja?«
»Meine Rechte einklagen.«
»Wirklich? Es erstaunt mich, daß er nicht vorgeschlagen hat, du sollst dich von mir scheiden lassen.«
»Hat er ja, wenn du es genau wissen willst. Und ich hätte jetzt auch guten Grund dazu, wo du frigide geworden bist.«
Sie lachte. »So, bin ich das? Na ja, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Charles, finde heraus, wieviel genau Basil von dir haben will, und ich werde es bezahlen.«
»Das würdest du tun?« Das war ja ein radikaler Sinneswandel – besser, er nutzte sein Glück, solange es anhielt. Basil hatte behauptet, Northern Star benötige dreißigtausend Pfund von jedem von ihnen. Auf der Stelle. »Nun, dafür wäre ich dir wirklich dankbar. Northern Star wird sich halten können, wenn Basil und ich beide vierzigtausend Pfund einzahlen. Hältst du das für zuviel?«
»Nicht wenn es dir wichtig ist, Basil Mulgrave zufriedenzustellen. Und wenn er außerdem möchte, daß du dich scheiden läßt, können wir beide Probleme auf einen Schlag lösen. Du reichst die Scheidung ein und bekommst die vierzigtausend. Ich werde den Betrag morgen bei den Anwälten hinterlegen, damit du weißt, daß ich es ernst meine.«
»Was?« Charles schleuderte seine Serviette auf den Tisch.
»Was soll dieser Unsinn? Wieder eins deiner verrückten Geschäfte? Glaubst du, ich sei beschränkt? Du willst mich mit einer Summe abspeisen, die ich geradewegs an Basil weiterreichen muß. Und wo bleibe ich?«
»Ich würde sagen, du siehst einer rosigen Zukunft entgegen, wo Basil doch so fest davon überzeugt ist, daß Northern Star sich als profitabel erweisen wird. Und er hat das Thema Scheidung selbst aufgebracht, Charles, also warum nicht?«
»Weil ich nicht zustimme, darum nicht.«
»Dann kriegst du nicht einen Penny für deine Schiffe. Von mir aus sollen sie doch alle untergehen.«
»Das werden sie auch.« Warum war es immer so schwierig, mit ihr über Geld zu reden? Sie deprimierte ihn. Eine Scheidung wäre eine wunderbare Idee, aber noch nicht, nicht ehe er nicht sein
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