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Salz der Hoffnung

Titel: Salz der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sie den Kopf. »Lieber nicht. Die Versuchung ist zu groß.«
            »Welche Versuchung?«
            »Madam, ich sag’s Ihnen ganz ehrlich: Wenn Sie mir das Geld für sie gäben, würd’ ich’s für mich selbst behalten. Ich würd’ mir sagen, daß sie’s eh nicht rauskriegen.«
            Die Ehrlichkeit der jungen Frau verblüffte Regal. Und sie war erfrischend, vertrieb die Gewissensbisse, die sie zu dieser plötzlichen Freigebigkeit getrieben hatten. Sie grinste und wünschte, Jorge hätte das gehört. Anscheinend waren nicht einmal die Armen selbst zu Opfern bereit, um ihresgleichen unter die Arme zu greifen.
            »Na schön«, sagte sie. »Dann behalte es eben.«
            Dieses Mal zögerte Bonnie nicht. Sie wog die Münzen in der Hand. »Ganz schön schwer. Das ist viel Geld. Sind sie auch sicher, Madam?« Aber sie ließ Regal keine Zeit, es sich anders zu überlegen. »Vielen Dank, das ist wirklich freundlich von Ihnen, Madam. Aber so ist das eben, verstehen Sie, ich muß an mich denken und sparen, damit ich im Alter nicht selber dort lande.«
            »Vor allem solltest du nach Möglichkeiten Ausschau halten, mehr Geld zu verdienen«, riet ihr Regal. »Wenn du bei mir bleibst, soll es dein Schaden nicht sein.«
            Ihr war eine Idee gekommen, und nachdem Bonnie gegangen war, begab sie sich in ihr privates Wohnzimmer, wo sie am besten nachdenken konnte. Gerade jetzt brauchte sie einen Freund, nicht jemanden, dem sie sich anvertrauen konnte, sondern der ohne zu fragen tat, was sie sagte. Bonnies Aufrichtigkeit hatte sie beeindruckt. Sie hatte etwas Besseres verdient als ihr ärmliches Los.
            Am liebsten hätte Regal dieses Haus verlassen und wäre mit Bonnie zur Begleitung auf die Isle of Wight gezogen, um dort auf Jorges Rückkehr zu warten. Doch sie mußte ihren Kontakt zu Mr. Crouch aufrechterhalten. Sie mußte sich vergewissern, daß Joseph durch seine geheimnisvollen Kanäle wirklich mit Jorge in Verbindung bleiben konnte. Das Wort ›Spione‹ kam ihr in den Sinn, doch sie verwarf es als zu melodramatisch. Es waren nur ganz gewöhnliche Leute, die die englische Haltung gegenüber Dänemark mißbilligten – und zwar zu Recht. Jeder hatte schließlich ein Recht auf eine eigene Meinung. Hier debattierten sie beispielsweise ständig über die Irlandfrage, aber auch wer sich dabei auf die Seite der Iren stellte, galt deswegen nicht gleich als illoyal. So war das eben in diesem komplizierten europäischen Gefüge, wo die Länder soviel kleiner waren und soviel näher zusammenlagen, als sie es sich daheim jemals vorgestellt hatte. Ihr Geographieunterricht in der Schule hatte sie nicht mit den Maßstäben vertraut gemacht, und es war ein regelrechter Schock gewesen, als sie feststellte, daß Frankreich nur einen Steinwurf von England entfernt lag, und daß dieses ganze Europa im Vergleich zu Amerika ein Hühnerhof war. Es war doch eigentlich sehr vernünftig von Napoleon, eine Nation daraus schmieden zu wollen.
            Und Charles? Was sollte sie mit Charles anfangen?
            Sie würde ihn um die Scheidung bitten, und wenn er sich weigerte, würde sie sie ihm eben abkaufen. Der raffgierige Charles würde zustimmen, wenn sie ihm nur genug zahlte, da war sie ganz sicher. Aber der Zeitpunkt wollte gut gewählt sein. Sie hatte kurz vor ihrem Aufbruch gehört, daß Jorge und Mr. Crouch über Schiffe sprachen. Britische Schiffe und britische Häfen wurden erwähnt. Sie hatte ihnen sagen wollen, daß sie ihnen vielleicht helfen konnte, wenn sie sich die Zeit nahm, ihrem Mann besser zuzuhören, doch es schien nicht der richtige Zeitpunkt, ihren Mann zu erwähnen. Außerdem war Jorge sein eigener Herr, vielleicht würde er ihre Einmischung in seine Angelegenheiten nicht schätzen. Es war vernünftiger zu warten, bis Charles heimkam, und genau zuzuhören, wenn er über Schiffahrtsangelegenheiten sprach. Vielleicht fand sie etwas Brauchbares heraus. Etwas über Northern Star. Wäre das nicht eine wunderbare Rache an Sir Basil Mulgrave, seine Schiffe in Gefahr zu bringen?
            Es gab unzählige Unsicherheitsfaktoren und keinerlei Garantie, daß es klappen würde. Aber was für eine Gelegenheit! Natürlich gab es auch keine Garantie, daß Jorge in Kopenhagen ein Schiff bekommen würde, ganz gleich wie zuversichtlich er war. Fast wünschte sie, er ginge leer aus. Wenn die Dänen ihn abwiesen, hatte er einen guten

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