Salz der Hoffnung
hatte. Doch an diesem Morgen spürte sie zum ersten Mal wieder einen Hoffnungsschimmer. »Wie mutig von ihm!«
Maria runzelte die Stirn. »Wie dumm von ihm. Er schreibt weiter, ihre Liebe sei zu stark für irgendwelche Kompromisse. Was für ein Unsinn, seine Karriere deswegen aufs Spiel zu setzen. Vermutlich will er, daß ich bei David ein gutes Wort für ihn einlege.«
»Wieso braucht er einen Fürsprecher?«
»Nun, wenn er in Kapstadt in Schwierigkeiten gerät, wird er versuchen, sich nach Neusüdwales versetzen zu lassen. Vielleicht will er auch zu David nach Van Diemens Land.«
»Und du wirst doch ein gutes Wort für ihn einlegen, nicht wahr? Er ist so reizend.«
Maria seufzte. »Vermutlich ja.«
Regal sah zu, wie Maria den Brief einsteckte, dann begann sie auf ihr eigenes Ziel zuzusteuern. »Maria, was ich dir schon seit längerem erzählen wollte … Vor einiger Zeit bekam ich eine Nachricht von Mr. Jorgensen, du weißt schon, der junge dänische Seemann …«
»Wirklich? Wieso sollte er dir schreiben?«
»Ich weiß es nicht. Es war letzten Sommer, kurz bevor ich nach Pine Cottage gefahren bin. Und er trug mir Grüße an dich auf.«
»Ich verstehe das nicht. Woher hatte er deine Adresse?«
»Von William Sorell, nehme ich an.« Ihre Erfindungsgabe kehrte langsam zurück. »Bei unserem Aufbruch herrschte solch ein Durcheinander, du weißt ja, wie Edwina ist, ständig verlor sie irgend etwas und hielt uns auf, ich habe jedenfalls ganz vergessen, dir von seinem Brief zu erzählen. Aber darum geht es nicht. Er teilte mir mit, er werde England verlassen und heim nach Dänemark gehen, um sich der dänischen Marine anzuschließen.«
»Wirklich? Nun, das ist verständlich. Eine gute Möglichkeit für ihn, Karriere zu machen.« Plötzlich unterbrach sie sich. »Großer Gott, die dänische Marine! Ich hoffe, er ist in Sicherheit. Alles Mögliche könnte ihm dort zugestoßen sein.«
»Ja, das ist mir auch eben klargeworden. Kopenhagen ist unter Beschuß genommen worden, und dann haben die Engländer die dänische Flotte beschlagnahmt. Ich frage mich, was danach wohl geschehen ist. Was geschieht mit den Mannschaften aufgebrachter Schiffe?«
»Sie gelten als Kriegsgefangene. Es ist tragisch für sie, gute Männer, die womöglich jahrelang eingesperrt bleiben.«
»Wo bringen sie wohl all die Kriegsgefangenen unter? Armee und Marine zusammengenommen, müssen es doch Tausende sein.«
Maria preßte die Hände zusammen und schien konzentriert nachzudenken. »Ich bin nicht sicher. Ich meine gehört zu haben, daß sie die Schiffe alle nach Yarmouth gebracht haben, unten auf der Isle of Wight. Auf der anderen Seite der Insel, von Pine Cottage aus gesehen. Und in der Stadt gibt es ein Gefängnis. Vielleicht haben sie die Gefangenen der Marine dorthin gebracht, da es das nächste Gefängnis wäre, aber ich habe keine Vorstellung, wo alle anderen sein könnten.«
»Es ist seltsam, jemanden von der Gegenseite zu kennen«, bemerkte Regal, um das Gespräch in Gang zu halten.
»Nicht für mich«, sagte Maria traurig. »Während der Revolution in Boston kannten wir auch Menschen auf beiden Seiten, und es war furchtbar. Bis auf den heutigen Tag haben mir einige meiner ehemaligen Freunde nicht verziehen, daß ich einen englischen Offizier geheiratet habe. Darum wollte ich nie zurückkehren.«
»Gibt es einen Weg herauszufinden, was aus Mr. Jorgensen geworden ist?« fragte Regal.
»Ich weiß es nicht. Ich könnte mich erkundigen, denke ich. Wäre David daheim, er wüßte es.«
»Wenn er ein Kriegsgefangener ist, muß sein Name doch auf irgendeiner Liste stehen«, meinte Regal.
»Das stimmt. Ich sollte wirklich versuchen, ob ich etwas in Erfahrung bringen kann«, sagte Maria, als sei ihr diese Idee selbst gekommen. »David würde es sicher von mir erwarten. Schließlich ist es kein Verbrechen, seinem Land zu dienen.«
Regal war sehr zufrieden mit sich, nachdem Maria gegangen war. Maria konnte ihre Kontakte nutzen und Erkundigungen einziehen. Doch sie selbst würde in der Zwischenzeit auch nicht untätig herumsitzen und sich sorgen, sondern selber ein paar Nachforschungen anstellen. Sie machte sich
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