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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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»So? Na, das Gleiche habt ihr beide sicher auch getan, nicht wahr?«
    Dorotheas Schwester blieb vor Entrüstung der Mund offen stehen, während Dorothea die Lippen kräuselte, als würde sie auf ein Ungeziefer blicken. »Nun, ich habe mir schon gedacht, dass es mit dir nicht leicht werden würde. Aber lass dir gesagt sein, gerade weil du dieses Haus verlässt, werde ich ein scharfes Augenmerk darauf haben, dass du dich nicht auf seine Kosten bereicherst. Es ist Albernheit, zu leugnen, dass deine Schwester eine lebenslange Belastung für Martin und mich sein wird.«
    Unwillkürlich sprang Susanne auf. »Rede nicht von Regine, als könnte sie dich nicht verstehen. Sie ist heute keine Belastung, und sie wird auch in Zukunft keine sein. Sie wird ohnehin mit mir gehen.«
    Dorotheas Mund blieb gekräuselt. »Wenn du dich da nur nicht irrst. Aber gut wäre es. Schließlich ist dieses Haus klein, und wir werden Raum brauchen, wenn wir, so Gott will, erst eigene Kinder bekommen. Die fremden Jungen werden ja hoffentlich im Werkhof schlafen, wenn sie alt genug zum Lernen sind.«
    Lene wechselte mit Susanne einen fassungslosen Blick. Ihr schien soeben bewusst zu werden, dass auch ihr Leben sich bald entscheidend verändern würde.

    Regine war es nicht entgangen, dass über sie gesprochen wurde. Sie hatte ihre Stickarbeit im Schoß ruhen lassen und angestrengt den Wortwechsel verfolgt. »Wohin gehen wir denn, Suse? Ich möchte nicht fort«, sagte sie nun.
    »Wir gehen zu Lenhardt. Das wird dir gewiss gefallen.«
    Regine nickte, sah aber weiterhin nachdenklich aus. Sie zeigte auf Dorothea. »Wer ist sie?«
    Susanne hatte versucht, es ihr zu erklären, doch wie alles Neue musste die Erklärung für Regine wiederholt werden, damit sie in ihrem Gedächtnis haften blieb. »Das ist Martins Braut. Sie heiratet Martin. Und ich heirate Lenhardt, und wir beide leben dann bei ihm. Ja?«
    Regine sah sie so verdutzt an, als hörte sie das zum ersten Mal. »Ach ja«, sagte sie dann, wurde rot und senkte den Blick wieder auf ihre Stickerei.
    Dorothea stieß einen schnippischen Laut aus. »Keine Belastung, nicht wahr?«
    Susanne richtete sich auf und sah ihr in die Augen. »Für mich weit weniger, als du eine bist.«
    Endlich verlor Dorothea ihre steife Überheblichkeit und schnappte nach Luft. Langsam erhob sie sich. Susanne machte sich auf einen handfesten Streit gefasst, doch in diesem Moment öffnete sich die Dornsentür, und Martin und ihr Vater traten ein. »Nun hattet ihr genug Zeit für eure weiblichen Belange. Wir wollen unseren Sonntagskuchen genießen. Mach mal, Susannchen«, sagte ihr Vater.
    Nicht nur Lene folgte ihr, sondern auch Regine, die sonst die Dornse nur verließ, wenn sie dazu aufgefordert wurde.
    »Sag, Suse, kann der Sülfmeister nicht auch noch eine Kleinmagd brauchen?«, fragte Lene.
    Susanne seufzte. »Lene, vielleicht ist sie am Ende nicht
so schlimm, wie sie jetzt tut. Warte erst einmal ab. Wenn nicht einmal du bleibst, wie kann ich dann Liebhild hierlassen? Und bei aller Großzügigkeit - wir können doch nicht mit dem ganzen Hausstand umsiedeln.«
    Während Lene und Regine bei Anje und der Muhme in der Küche blieben, musste sich Susanne notgedrungen wieder zu den anderen in die Dornse setzen. Auch Lenhardt wollte später noch zu ihnen stoßen und über Hochzeitsvorbereitungen sprechen.
    Dorothea hatte sich wieder gefangen und brachte nun Susannes Vater gegenüber ihre Vorstellungen von einer angemessenen Hochzeit noch einmal in weit gefälligerer Art vor. Er setzte die höfliche Miene auf, mit der er Menschen zuhörte, die er nicht kränken wollte, deren Ansichten jedoch für ihn bedeutungslos waren.
    Susanne schwieg und wartete auf Lenhardt. Ein weiteres Mal in diesem trüben Sommer verdunkelte sich der Himmel. Nicht alle der kleinen, runden Scheiben, mit denen das Fenster verglast war, waren durchsichtig. Dennoch sah sie, dass starker Regen einsetzte. Die Bauern mussten über das Wetter längst verzweifelt sein, und im Herbst würden alle die schlechte Ernte zu spüren bekommen.
    Sie wurde unruhig, als sie sich an das Unwetter erinnerte, in dem sie mit Till nach Regine gesucht hatte. Mit einem entschuldigenden Lächeln nahm sie den Mostkrug vom Tisch, obwohl er noch halbvoll war, und verließ den Raum.
    Nur Lene und die Muhme waren in der Küche. »Wo ist Regine?«
    »Sie ist nach oben zu den Kindern. Anje ist auch dort.«
    Doch Anje war allein mit den Kindern. Sie hatte geglaubt, dass Regine wieder in die

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