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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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müde, um noch mit Liebhild zu plaudern, die nicht einschlafen konnte. Sie schloss die Augen, um Jan wieder vor sich zu sehen. Er hatte nicht den Hut getragen, sondern die Kappe, die er gewöhnlich trug, wenn sie ihm bei der Schmiede oder bei einer Auslieferung begegnete. Immer kamen ihm ein paar dunkelbraune Haarsträhnen darunter hervor und fielen ihm ins Gesicht, doch er sah nie liederlich aus, sondern nur jung.
    Nie wieder würde sie seine schön geschwungenen Lippen sehen, ohne sich daran zu erinnern, wie sie sich anfühlten.

5
    Der Mann mit den Doggen
    O bwohl die Büttners für Sonnabend an Lossius’ Tafel geladen waren, kam Lenhardt am Donnerstagvormittag mit einem weiteren kleinen Auftrag in die Böttcherei. Ein Butterfass und einen Waschzuber bestellte er für den Sülfmeisterhaushalt. Susanne hätte die vielsagenden Blicke ihres Vaters nicht gebraucht, um zu verstehen, dass die neuen Gerätschaften nur ein Vorwand für Lenhardts Besuch waren. Es schien tatsächlich, als fühlte er sich von etwas anderem angezogen. Im Gegensatz zu ihrem Vater konnte sie sich darüber nicht freuen. Lenhardt benahm sich so freundlich, dass sie ihn auf keinen Fall kränken wollte. Doch musste es darauf hinauslaufen, dass sie ihn abwies.
     
    Meister Schmitt wusste, dass Jan es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Paul und Minna Främcke zu suchen. Er stellte daher keine Fragen, wenn er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, jeden Abend gleich nach der Arbeit die Schmiede mit einem Stück Brot in der Hand verließ.
    Jan hätte vielleicht nicht ganz so eifrig gesucht, wenn ihn nicht eine innere Unruhe angetrieben hätte, die kaum auszuhalten war. Seit Susanne sich von ihm hatte küssen lassen, wusste er nicht mehr, wo er mit sich hinsollte. Die Suche nach dem Kinderhändler war ein willkommener Kanal für seine Rastlosigkeit und eine Ablenkung von den Sorgen,
die er vergessen wollte. Sonnabend würde er Susanne wiedersehen und bis dahin nicht darüber nachdenken, was zwischen ihnen geschehen war.
    Lüneburg hatte eine große Zahl von Wirtshäusern, Garküchen und Herbergen. Sie auszuforschen war nicht ganz so einfach, wie Susanne es sich vorstellte. Er war Schmied und schon an seiner Kleidung als solcher zu erkennen. Niemand wunderte sich, wenn er die Schenken in der Grapengießer- oder Wollweberstraße aufsuchte, wo die Eisenhandwerker sich zu Hause fühlten. Auch einige der Häuser, die überwiegend fremde Gäste hatten, konnte er besuchen, ohne aufzufallen. Doch die Stammwirtschaften der Salzknechte, Bäcker oder Kaufleute betrat er nur ungern.
    Bereits an den Vortagen hatte er an verschiedenen Orten unauffällig Erkundigungen eingeholt, ohne einen deutlichen Hinweis zu erhalten. An diesem Freitagabend wollte er sein Glück in den besseren Gasthäusern in der Wollweberstraße nahe dem Sande versuchen, die bekannt für ihr gutes Bier und Essen waren. Wohlhabende Kaufleute von außerhalb, die keinen Gastfreund in der Stadt hatten, stiegen oft dort ab. Gelegentlich trafen sie sich in den Wirtsstuben mit den Sülfmeistern und Salzfahrern, um Geschäfte abzuschließen.
    Er legte sich die Fragen zurecht, die er einem Knecht oder einer Magd der Wirtschaft »Zum Goldenen Stern« stellen wollte. Bevor er damit fertig war, hatte er sein Ziel schon erreicht. Die Wollweberstraße war an dieser Stelle schmal, ihre Häuser dennoch prächtig. Mehrere Geschosse hoch reckte sich das Gebäude des Brauhauses mit der Gastwirtschaft und seinen Nebengebäuden. Die edlen, in sich gedrehten Tausteine und hübschen Säulen, mit denen die Fassade und ihr Treppengiebel verziert waren, zeugten davon,
dass sich in Lüneburg schon immer nicht nur mit Salz, sondern auch mit der Bierbrauerei gutes Geld hatte machen lassen.
    Ein kleines Stück vom Eingang entfernt musste er langsamer gehen. Vor ihm trödelten vier junge Gecken, Söhne von Sülfmeistern und anderen reichen Herren, die die Breite der Gasse einnahmen. Notgedrungen hörte er, worüber sie sprachen.
    »Was soll das heißen: ›Eine Handwerkertochter kannst du nicht nehmen?‹ Solch ein Dünkel war der Untergang vieler guter Familien. Natürlich werde ich eine nehmen, wenn mir danach ist.«
    »Verzeih, Lossius, aber mit Verlaub gesagt wäre das grauenvoll blöd von dir, solange es noch Jungfern mit Vermögen in unserem eigenen Stand gibt. Du könntest doch die meisten haben.«
    Der Angesprochene lachte. »Nimm du sie doch, wenn es dir nichts ausmacht, wie sie aussehen. Ich will eine, die ich leiden

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