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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hier?«
    Ängstlich blickte sie zur Tür und trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich musch wieder hinein. Hascht genug gehört. Gilt esch die Dochtschere?«
    »Nur noch die eine Frage. Sitzt er drinnen?«
    Wieder warf sie einen Blick zur Tür, dann musterte sie ihn mit berechnender Miene von oben bis unten. »Du wirscht doch in der Wirtschaft keinen Ärger machen?«
    »Ich werde ihn nicht mal ansprechen.«
    Sie zuckte mit den Schultern, sodass ihre üppigen Brüste über den Rand der Spülwanne wippten, die sie noch immer gegen den Bauch presste. »Schitscht immer gantsch hinten. Wirscht ihn erkennen. Gilt esch nun?«
    Jan nickte und deutete eine dankende Verbeugung an. »Komm bei Schmitt vorbei. Bin tagsüber immer da.«
    Ohne Abschiedsgruß eilte sie im Laufschritt zurück in die Gaststätte, ihre Lederpantoffeln schlappten an ihren Füßen. Jan hörte sie im Flur einigen Männern antworten, die ihr entgegenkamen. Er machte, dass er vom Hof kam, bevor sie ihn sahen. Auf der Straße blieb er stehen.
    Nun hatte er die Möglichkeit, mit seinen Nachforschungen ein großes Stück voranzukommen, aber glücklich
war er darüber nicht. Die Stundenglocken hatten gerade acht Uhr geläutet. Noch zwei Stunden, bis die Wirtschaften schließen mussten. Was sollte er tun? Mehr als einen Krug Bier wollte er sich nicht leisten. Sollte er vor der Tür warten und hoffen, dass er den Diener erkannte, wenn er kam? Oder wollte er den narbigen Mann mit den Hunden belauschen und versuchen, sich an seinem Bierkrug so lange festzuhalten, bis der Diener erschien? Das Sinnvollste würde sein, diesem zu folgen, wenn er die Schenke wieder verließ. Vielleicht suchte der Mann danach den Ort auf, wo die Kinder versteckt waren. Denn falls der Narbige der Kinderhändler war, verwahrte er sie offensichtlich nicht selbst. Am besten jedoch wäre, wenn er sah, was zwischen den beiden Männern ablief.
    Er seufzte, zog sein Wams zurecht und schritt die Stufen zum »Goldenen Stern« hinauf. Bierdunst, Rauch und Essensgeruch schlugen ihm entgegen. Mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern bemühte er sich, unauffällig zu wirken, während er durch die Schenke ging. Von der Mitte des Wirtsraumes aus führte eine Treppe nach oben zu den Schlafkammern. Geschnitzte Pflanzenornamente bedeckten üppig ihre Säulen und das Geländer. Durch die offene Tür eines kleineren Nebensaales, der mit Wandgemälden ausgestattet war, sah er eine Gesellschaft der höheren Stände beisammensitzen. Dort musste Lossius sich mit seinen Freunden aufhalten, falls sie das Haus nicht gleich wieder verlassen hatten. Jan verbot sich den Gedanken an Lossius und Susanne und ging zielstrebig in den hinteren Teil des Raumes.
    Der Mann mit den Hunden war nicht zu übersehen. Als die Schankmagd »narbig« sagte, hatte Jan Pockennarben vor Augen gehabt, doch das Gesicht des Mannes war um
seinen grauen Bart herum von Messer- und Säbelnarben zerklüftet. Dem Hemd und dem Lederkoller und der weiten, blassroten Pluderhose nach war er ein alter Soldat. In Jans Magen zog sich ein Klumpen zusammen. Er hasste sie, diese vom langen Krieg Übriggebliebenen, die ihr ganzes Leben mit Rauben und Morden zugebracht hatten und nun ungestraft einhergingen, als wären sie immer rechtschaffene Leute gewesen. So einer saß hier, während der unschuldige Albert im Gefängnis vor Angst zitterte.
    Aber wie sollte es auch anders sein? Es gab so viele von diesen Ehemaligen, wo sollten sie hin? Sein Leben lang würden sie ihm immer wieder über den Weg laufen und ihn an die unaussprechlichen Dinge erinnern, die er lieber vergessen wollte.
    Unterwürfig nickte er dem Narbenkerl zu und wählte einen Platz auf der Wandbank an dem zweiten Tisch, der in diesem hintersten Winkel der Wirtschaft stand. Er stützte den Kopf auf und starrte Richtung Eingang, als würde er auf jemanden warten. Er spürte förmlich, wie der Mann ihn musterte, und rührte sich nicht, bis dieser sich etwas anderem zuwandte. Offenbar war seine Erscheinung langweilig genug.
    Eine Schankmagd brachte ein großes Holzbrett mit Brotscheiben und verschiedenen Wurstsorten und stellte es vor dem narbigen Mann ab. Zu Jans Erleichterung war es nicht die Frau vom Hinterhof, dennoch sah sie ihn auffallend eindringlich an, als sie sich ihm zuwandte. Es wunderte ihn nicht, er gehörte eben nicht hierher.
    »Was darf’s sein, der Herr?« Blaue Augen hatte sie, und unter ihrer weißen Haube lugten dunkle Haare hervor. Ihre Brauen waren dicht und

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