Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Liebhild und die Muhme. Als hätten sie sich verschworen, damit sie nur kein Wort mit Jan allein wechseln konnte, wenn er auf den Hof kam. Falls er kam. Zu ihrem Glück verabschiedeten sich wenigstens ihr Vater, Martin und Till für »ein Stündchen« ins Wirtshaus. Till zwinkerte ihr zu, als er ging. Möglicherweise hatte er den Vorschlag gemacht, damit sie in Ruhe mit Jan über die Kinder sprechen konnte. Falls er kam. Er hätte bereits da sein können, auch wenn in der Schmiede zurzeit länger gearbeitet wurde.
    Wahrscheinlich kam er nicht.
    Lene schwatzte, mit der Hüfte gegen die Tischkante gelehnt, die Muhme hielt fragend die Hand an ihre Ohrmuschel, Regine und Liebhild redeten sinnlos dazwischen. Gereizt legte Susanne die Puppe auf den Tisch. »Ich muss mich heute noch ein bisschen bewegen. Vielleicht gehe ich und sage beim Pastor guten Abend«, sagte sie und floh so schnell vom Hof, dass die anderen zu überrumpelt waren, um sich ihr anzuschließen.
    Den halben Weg bis zur Schmiede wollte sie gehen, sagte
sie sich. Wenn sie Jan bis dahin nicht begegnete, dann konnte sie die Hoffnung aufgeben. Sie nahm an, dass er den geraden Weg gehen würde, hielt aber inne, als sie an die Abzweigung zur Ohlingstraße gelangte. Sie blickte an den ungleichmäßig vorspringenden und zurückweichenden Giebeln und den vom Gips bauchig gewölbten roten Ziegelwänden entlang. Die Häuser mussten einmal hübsch in Reih und Glied gestanden haben, doch nun sah die Gasse aus wie ein schlechtes Gebiss voll schiefer Zähne. Nicht zum ersten Mal überlegte Susanne, wie weit sich der Boden noch senken würde. Neugierig musterte sie die Dachfirste auf Veränderungen. Nur aus den Kaminen am anderen Ende der Gasse drang Rauch.
    Jan bog dort mit dem Korb über dem Arm um die Kurve, als hätte er auf einen Moment gewartet, in dem sie gerade nicht an ihn dachte. Er blieb stehen, als er sie entdeckte. Ohne nachzudenken kam Susanne zu dem Schluss, dass sie sich hinter einem der leeren Häuser weit ungestörter mit ihm unterhalten konnte als auf dem Hof der Böttcherei oder der Straße. Eilig ging sie ihm entgegen.
    Ohne ein Wort zu wechseln schlüpften sie zusammen in den Durchgang zwischen zwei verlassenen schiefen Häusern und von dort auf einen Hinterhof. Im Winkel zwischen Hauswand, Mauer und den morschen Resten eines großen Kaninchenstalls, der nach modrigem Heu und Mist roch, hielten sie an. Jan lehnte sich an die Hauswand, den Korb vergessen in seiner Hand, und sah sie an, als wäre sie eine Strafe für ihn.
    Susanne schoss die Hitze ins Gesicht. Was hatte sie sich bloß eingebildet? Was musste er nun von ihr denken, nachdem sie ihn so in eine heimliche Ecke gelenkt hatte? Sie senkte den Blick und brachte kaum mehr als ein Murmeln
heraus. »Meine Base und meine Schwestern sitzen auf dem Hof, und ich wollte erst allein hören, was du …«
    Ein lautes Knacken aus Richtung des Hauses unterbrach ihren Satz. Sie zuckte zusammen, Jan stieß sich von der Hauswand ab und fuhr herum. Es knackte noch einmal, dann herrschte Stille. »Die Balken«, sagte Susanne. »Das Haus hat sich wieder bewegt.«
    Jan schnaubte. »Hoffentlich bricht es nicht zusammen, solange wir hier stehen.«
    »Die kleinen Häuser stürzen gewiss nicht ein. Sie werden nur immer krummer. Das ist anders als bei einem Kirchturm.«
    Jan wandte sich ihr wieder zu. Er stand nun näher bei ihr als vorher, sie nahm seinen Geruch wahr, vermischt mit einem Hauch von Asche. Es roch nicht unangenehm, die Schmiede wuschen sich abends, bevor sie ihr sauberes Hemd anzogen. Dennoch wurde sie unruhig davon, und das Funkeln in seinen Augen trug dazu bei.
    »Du hättest keine Angst, hineinzugehen?«, fragte er.
    »Es ist verboten.«
    »Das ist ein guter Grund, etwas nicht zu tun.«
    Er klang so ernst und sah sie weiter so durchdringend an, dass es Susanne erschien, als spielte er auf etwas anderes an. Auf etwas, von dem sie beide wussten, dass es ebenfalls verboten war. Nervös biss sie sich auf die Oberlippe. »Wenn es mir wichtig wäre, hineinzugehen, dann würde ich es tun. Es müsste ja niemand erfahren.«
    »Kann man in dieser Stadt etwas tun, wovon niemand erfährt? Ich würde meinen, hier kommt alles früher oder später ans Licht.«
    »Ach, was! Till war schon in allen leeren Häusern. Kein Mensch hat das bemerkt.«

    »Aber du weißt davon und hast es mir erzählt. Wer sagt dir, dass es ein Geheimnis bleibt?«
    »Ich glaube nicht, dass du es ausplauderst. Wirst du?«
    Er schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher