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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mit ihrer üblichen Geschwindigkeit vorauszueilen.
    Verwirrt warf Susanne Jockel einen Blick zu, doch der lächelte nur beseeligt. »Ist recht. Alles recht, mit diesem Weibe«, sagte er und nahm die Körbe auf.
    Susanne beeilte sich, um Kathi nicht zu verlieren.
    »Wie sehen sie denn aus, deine Schwestern? So hübsch wie dein Bruder?«, fragte die über ihre Schulter.
    Till hübsch zu nennen wäre Susanne nicht eingefallen, aber da die Ähnlichkeit zwischen ihren Geschwistern nicht zu leugnen war, nickte sie. »Regine ist älter als ich, Liebhild erst sieben Jahre alt. Ich habe Angst, dass ihnen etwas zustößt. Regine ist … Sie ist wie ein Kind und bringt sich oft in Gefahr.«
    Kathi schritt vorwärts, ohne sie anzusehen. »Schwachsinnig, sagen die Leute. Schön und irr, wenn nicht gar behext. Du musst mir nichts vormachen, ich störe mich nicht daran. Ich finde nur lustig, dass du anscheinend deine ganze Zeit damit verbringst, Kinder zu suchen.«
    Abrupt blieb sie stehen und versperrte Susanne mit ausgestrecktem Arm den Weg. Von oben war ein spitzer Warnschrei zu hören, dann platschte einige Schritte vor ihnen ein Schwall schmutziges Wasser auf die Straße. Passanten, die weniger Abstand gehalten hatten, fluchten, Kathi lachte wieder. Susanne verlor die Geduld, sie hatte keinen Sinn mehr für Tollereien. »Ich mag es nicht, wenn man meine Schwester schwachsinnig nennt. Und wer sie für behext hält, der ist selbst nicht richtig im Kopf. Regine ist ein liebes Mädchen.« Genau so hätte ihre Mutter es gesagt, dachte Susanne und fühlte einen schmerzhaften Stich. Alles war so viel schwieriger ohne sie.

    Kathi tätschelte ihr den Arm. »Das glaube ich dir ja. Nun reg dich nicht auf. Du wirst sie schon gleich finden. Wo werden sie denn hin sein?«
    »Ich will das Flussufer absuchen.«
    »Dann auf, auf.« Wieder preschte Kathi voran, und Susanne hetzte ihr nach, bis ein Fuhrwerk sie aufhielt.
    »Habt ihr denn von den anderen Kindern inzwischen eine Spur gefunden?«, fragte Kathi.
    »Nein. Nur noch mehr Gerüchte. Hast du etwas Neues erfahren?«
    »Jeden Tag und jede Stunde erfahre ich etwas Neues. Der Mann wollte kein Kind kaufen, das älter ist als acht Jahre, falls dir das hilft. Ältere waren ihm nicht mehr unschuldig genug.«
    Susanne lief ein paar Schritte im Galopp, um an ihre Seite zu gelangen. »Unschuldig? Was meinst du damit?«
    »Nun, er will die Kleinen ins Paradies bringen, nicht wahr? Da darf nur hinein, wer ein reines Herzchen hat. Wie alt, sagtest du gleich, ist deine kleine Schwester?«
    Susanne überlief es kalt. »Hör auf, mir Angst zu machen. Was hat das damit zu tun?«
    »Ach nichts, keine Sorge. Nehmen wir mal an, dass es dem Mann tatsächlich um nichts Übles geht. Würdest du sagen, deine Schwester hat ein reines Herz? Der Mann scheint davon überzeugt zu sein, dass alle kleinen Kinder gut sind. Mir kommt das seltsam vor. Selbst die Kleinsten hauen sich doch schon auf die Nase, wenn sie haben wollen, was der andere hat. So wie Männer es nicht anders tun. Auch wenn die Kleinen vielleicht noch keinen Knüppel dazu nehmen wie der Mörder vom Wenzel. Hast du übrigens gehört, dass die alte Schmalzkocherin vom Visculenhof, die Mariannes Nachbarin war, eine Aussage gegen
euren Albert gemacht hat? Böse hätte er mit dem Wenzel gestritten, bevor der verschwand. So haben sie und ihr Sohn es jedem erzählt, der es hören wollte, und nun auch den Richtern. Tja, für den kleinen Schmied läuft die Zeit ab, würde ich sagen. Der neue Galgen wird ja auch schon gebaut. Au, verflixt.« Ohne anzuhalten streifte sie ihren Holzschuh ab, schüttelte ein Steinchen heraus und zog ihn wieder über.
    »Wenn du so viel weißt, warum weißt du nicht auch, wer den Wenzel in Wahrheit umgebracht hat?« Susanne fühlte sich, als müsste sie jeden Augenblick vor Angst und Aufregung platzen. Was sie tat, kam ihr unwirklich vor. Sie schickte ein Stoßgebet dafür zum Himmel, dass Regine und Liebhild ihr einfach um die nächste Hausecke entgegenkamen und alles vorbei sein möge. Was hatte sie mit diesem Mord und den fremden Kindern zu tun? Sie wollte ihre Schwestern zurück.
    Um an das Flussufer zu gelangen, mussten sie zuerst weg vom Wasser und auf der Innenseite der Stadtmauer entlang des Flusses bis zum nächsten Stadttor gehen. Der Wachmann stand schläfrig gegen die Wand gelehnt da, richtete sich aber auf, als sie sich ihm näherten. »’n Abend, Kathi. Sach, kannst du mir nicht noch ein Pastetchen vorbeibringen?

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