Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
seinen Händen genau die Form annahm, die er sich vorgestellt hatte. Es gab kaum einen schöneren Anblick für ihn als das Farbspiel, das beim Klingenhärten entstand, wenn er das rotglühende Eisen abkühlte. Aus Rot wurde helles Gelb, dann dunkleres, plötzlich war es Blau, Braun und zuletzt ein Honigton. Schon bei seinem Vater und seinem Stiefvater hatte er diesen Zauber gern beobachtet.
    Um fünf Uhr allerdings riefen die Glocken das Ende des Arbeitstages aus, und obwohl seine Tage gegenwärtig eine gute Stunde länger dauerten, riss es ihn aus der angenehmen Versunkenheit. Doppelt bedrückt fühlte er sich, als etwas später Gertrud Schmitt mit einem Korb voll Essen über dem Arm und Sorgenfalten auf der Stirn aufbrach, um Albert im Turm zu besuchen. Kurzentschlossen bat er den
Meister um die Erlaubnis, sie begleiten zu dürfen. Schmitt wollte ihn gehen lassen, doch gerade in dem Moment kam ein Kunde herein, für den Jan den größten Teil des Tages gearbeitet hatte. Herr Spornmaker war ein Waffenhändler, für den er Büchsenständer geschmiedet hatte, auf denen die teuren Schusswaffen sich besser gegen Diebstahl sichern ließen als auf hölzernen. Spornmaker hatte Sachverstand, was das Schmiedehandwerk betraf, da er eng mit den besten Büchsenmachern zusammenarbeitete. Jan unterhielt sich gern mit ihm, umso mehr, da Herr Spornmaker mit seinem Werk hochzufrieden war. Er hatte gleich eine Auswahl von Musketen mitgebracht, um die Regale auszuprobieren.
    Als Jan die neueren Entwicklungen bewunderte, lud Spornmaker ihn ein, sie beim Schießstand vor der Stadt auszuprobieren. Das Angebot führte Jan in Versuchung. Er bekam nicht oft eine Gelegenheit zum Schießen. Doch da er Rieger nicht verpassen wollte, wenn dieser zum Goldenen Stern kam, lehnte er ab.
    Später, als er sich die erste Stunde auf dem Platz am Sande herumgedrückt hatte und das Warten ihm langsam über wurde, bezweifelte er, dass er richtig entschieden hatte.
    Es würde seinem Glück ähnlich sehen, wenn er bis zur Dunkelheit am Sande wartete und Rieger nicht zu sehen bekäme.
    Eine Weile unterhielt er sich am Brunnen mit einem Kannengießergesellen aus der Nachbarschaft, der jeden Abend dort seine Liebste traf, wenn sie für ihre Herrschaft Wasser holte. Gerade am Brunnen war es um diese Zeit ein Kommen und Gehen, sodass seine Anwesenheit nicht auffiel. Bei aller Ablenkung verlor er nie die Tür vom Goldenen
Stern aus dem Blick. Männer gingen ein und aus, doch es herrschte kein Hochbetrieb. Einmal kam die zahnlose Magd vor die Tür und fegte die Eingangstreppe ab. Jan war so bedacht darauf, sich vor ihr hinter dem Brunnen zu verstecken, dass er für einen Moment auf nichts anderes achtete. Nur aus dem Augenwinkel sah er, wie zwei Doggen auf ihn lospreschten. Erschrocken wich er zurück. Die großen Hunde sprangen mit den Pfoten auf die Umrandung des Brunnentroges und tranken mit schlappenden langen Zungen. Beruhigen konnte Jan das jedoch nicht. Hastig sah er sich um und entdeckte den Hundebesitzer. Kowatz musste mit Rieger aus einem der Häuser am Sande gekommen sein. Die beiden Männer bewegten sich auf den Goldenen Stern zu. Mit klopfendem Herzen wandte Jan sich ab, senkte den Kopf und hoffte erneut, dass der Brunnen ihn verdeckte.
    Kowatz pfiff, und die Doggen liefen zu ihm. Als Jan einen Blick riskierte, standen die beiden Männer vor den Stufen des Wirtshauses. Kowatz ging hinein, Rieger kehrte um und eilte zurück über den Sand. Jan ließ ihm einen kleinen Vorsprung, dann folgte er. Bei der Druckerei Lampe blieb Rieger stehen und studierte einen Anschlag, der auf einem Brett neben der Tür angebracht war. Jans Schlenderschritt brachte ihn zu derselben Stelle, als Rieger bereits auf der Straße am Berge weitergegangen war. Dennoch blieb auch er kurz stehen und betrachtete den schön verzierten Anschlag. Nicht zum ersten Mal wurmte es ihn, dass er nicht lesen konnte. Der Anschlag pries vermutlich nur ein neues Druckwerk an und war für ihn nicht von Bedeutung, dennoch hasste er das Gefühl, es nicht sicher zu wissen. Wenn wieder Ruhe in seinem Leben herrschte, würde er sich endlich jemanden suchen, der ihm das Lesen beibrachte.

    Rieger ging Richtung Hafen, bog aber vorher zur Nicolaikirche ab, der Kirche der Schiffer und Böttcher. Jan zwang sich wieder einmal, nicht an Susanne und Lenhardt Lossius zu denken. Susanne würde ihn früh genug beschäftigen. Wenn er in seinem Bett lag und der Sehnsucht nicht ausweichen konnte.
    Die Kirche war

Weitere Kostenlose Bücher