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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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hin? Ich darf sie nicht hier einsperren.«
    Gemeinsam stöberten sie Minka in der unteren Stube auf, wo sie vor einem Loch in der maroden Wandtäfelung lauerte. Jan schnappte sie und nahm sie mit hinaus.

    »Sie hat es gut, sie darf mit dir gehen.« Zu ihrer Beschämung beneidete Susanne das Tier tatsächlich, bis Jan es auf den Boden setzte und sich wieder ihr zuwandte.
    Behutsam strich er ihr über die Wange. »Das wird schon blau. Du musst dir eine Ausrede dafür einfallen lassen.«
    Sie grinste jämmerlich. »Ich bin gegen eine Utlucht gelaufen, die gestern noch nicht da war.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie wachsen zwar mitunter rasch und unerwartet aus den Häusern, aber so ganz überzeugend klingt das nicht.«
    Sie verstand, worauf er hinauswollte. Er hatte recht. Sie musste sich ihre Geschichte sorgsam überlegen, und das würde ihr noch oft bevorstehen, wenn sie ihn weiter heimlich treffen wollte. »Es wird schon gutgehen, Jan. Wir werden es schaffen.«
    Seine Augen verrieten seine Zweifel daran. »Pass nur auf dich auf, ja?«
    Sie nickte. »Und du auf dich.«
     
    Susanne hatte sich ihre Ausrede zurechtgelegt, als sie die Böttcherei erreichte. Dennoch wurde sie überrumpelt. Es war zu ihrer Überraschung Till, der auf der Hofbank vor der Küche saß und ihr entgegenblickte. Die langen Beine hatte er ausgestreckt, eine Hand im Hosensack vergraben, in der anderen hielt er einen Becher. »Hab ihnen gesagt, du wärst spazieren, um die laue Luft zu genießen«, sagte er und musterte sie kühl.
    »Das war ich«, sagte sie.
    »Lüg mich nicht an.«
    Sie verschränkte die Arme. »Und hör mal, wer da klingt wie Vater.«
    »Du weißt nicht, was du tust.«

    »Bin ich dümmer als du?«
    Wütend richtete er sich auf. »Das ist etwas anderes. Ich bin ein Mann. Du … Sieh dich doch an! Glaubst du, ich kann nicht erkennen, was los ist? Du spielst mit dem Feuer, Schwesterchen. Und das gefällt mir nicht.«
    »Ich weiß, Till. Aber ich kann nicht anders. Und wenn du nur ein bisschen Freundschaft für mich übrig hast, dann verrätst du mich nicht.«
    Mit einem Knall setzte er den Becher auf dem Tisch ab. »Natürlich verrate ich dich nicht. Aber glaub nicht, dass ich den Schmied davonkommen lasse. Er kriegt meine Meinung zu hören.«
    »Bitte lass ihn in Ruhe.«
    »Du machst, was du musst, und ich mache, was ich muss.« Damit stand er auf, warf ihr einen funkelnden Blick zu und verließ den Hof.
    Susanne war bedrückt und verärgert. So hatte Till sich ihr gegenüber nie zuvor verhalten. Es war nicht zu leugnen, dass auch ihr Bruder sich zunehmend veränderte.

13
    Zu Gast beim Sülfmeister
    D ie prunkvolle Ausstattung der Patrizierhäuser war ein beliebter Gesprächsstoff für alle einfachen Leute.
    Da Lene so manches von ihrer Mutter erfuhr und es mit Freude weitergab, hatte Susanne eine Vorstellung davon, wie es in den Heimen der Reichen aussah. Betreten hatte sie ein solches Haus bisher noch nie. Und obwohl die ehrfurchtsvollen Bemerkungen, die ihr Vater und Martin über Lossius’ Besitz machten, sie schon auf einiges vorbereitet hatten, war sie doch überwältigt, als es schließlich so weit war. Sie stand auf Lossius’ Diele und musste achtgeben, dass ihr nicht vor Staunen der Mund offen stehen blieb.
    Der Raum war so groß, dass eine Tafel für zwanzig Personen mühelos hineingepasst hätte. Zu ihrer Linken, wo ihrer Vermutung nach eine Tür zur Küche führte, waren Wandborde und Haken über und zwischen den Türen mit großem, wertvollem Haushaltsgerät bestückt. Ein Geprunke von blank geputzten Kannen, Krügen, Platten, Tellern und Kellen aus Zinn, Kupfer und Silber, ein nagelneues Butterfass, Teigbütten, Modeln und Töpfe im Überfluss. Niemals konnten alle diese Dinge in einem einzigen Haushalt benötigt werden, überlegte Susanne. Dennoch entdeckte sie nirgends auch nur eine einzige Spinnwebe. Rechts und vor ihr an den Wänden ging die Pracht weiter: Werkzeuge, Waffen und alte Rüstungen zuhauf. Sogar der Fußboden
der Diele mit seinen kunstvoll gemusterten Fliesen zog den Blick auf sich. Dabei war dies laut ihrem Vater noch der am wenigsten kostbar ausgestattete Raum im Haus.
    Hereingebeten hatte sie ein Bediensteter, der eine burgunderrote Weste trug. Das Mieder der Magd, die, höflich vor ihnen knicksend, mit einem Korb über die Diele huschte, hatte dieselbe Farbe.
    Wenn Susanne bis hierher schon beeindruckt gewesen war, dann setzte das Erscheinen der Hausherrin dem die Krone auf. Elisabeth Lossius

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