Salz und Asche - Roman
drei Mädchen tragt auch sehr hübsche Kleider und seht ganz reizend darin aus. Nun wollen wir aber nach oben in den kleinen Saal gehen. Da ist der Tisch schon gedeckt, und ihr mögt doch gewiss gern ein Stück Kuchen essen.«
Sie wies Regine und Liebhild den Weg zur Treppe, hielt Susanne jedoch am Arm zurück und neigte sich beim Sprechen zu ihrem Ohr. »Mein liebes Kind, Lenhardt hat mir genau erzählt, wie du dich um deine Schwestern sorgst, und ich sehe, dass er recht hat. Du hast eine schwere Aufgabe auf dich genommen, aber du musst nichts befürchten. Soweit ich es beurteilen kann, hast du allen Grund, stolz zu sein. Ihr drei seid ein beglückender Anblick. Ich verstehe Lenhardt gut.« Sie sah Susanne in die Augen und hob ihre zart geformten Brauen auf vielsagende Weise.
Susanne errötete und wurde zu ihrem Glück einer Antwort entbunden, weil nun Herr Lossius und Herr von Waldfels aus einer Stube kamen, die zur Straße hin lag. Frau Lossius verließ sie, um auch diesen Gast standesgemäß zu empfangen. Susanne fühlte sich plötzlich untergehakt und eilig hinter ihren Schwestern her die Treppe hinaufgeführt. »Die Herren kannst du auch oben noch begrüßen«, sagte Lenhardt. »Ich konnte es kaum erwarten, dass ihr kommt. Es fehlte nicht viel, und ich hätte euch besucht, um uns einen dritten Badebottich zu bestellen. Dabei wird schon der zweite nicht benutzt.«
Susanne konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. »Die Ansichten über das Baden gehen ja sehr auseinander. Meine Mutter hielt Baden für ungesund, trotzdem hat sie oft genug entschieden, dass es im Vergleich zu unserem Kinderschmutz das kleinere Übel war.«
»Ich empfinde ein heißes Bad als Wohltat und kann den gelehrten Medikussen nicht folgen, die sagen, es sei schädlich. Beim Volk des Alten Rom war Baden gebräuchlich. Und diese Menschen sind, wie jeder weiß, keineswegs kränklicher gewesen als wir.«
Es ging Susanne durch den Sinn, dass Lenhardt für seine
gepriesenen heißen Bäder sicher weder selbst das Wasser trug noch das Feuer schürte, aber sie wollte ihn nicht ärgern. »Vermutlich habt Ihr recht. Vor einigen Tagen habe ich Schifferkinder im Fluss schwimmen sehen, als täten sie es jeden Tag. Sie wirkten äußerst gesund, obwohl das Wasser dort unsauber ist. Aber ich kann es nicht beurteilen, denn ich bin bisher eher dem Rat meiner Mutter gefolgt. Und ein heißes Bad habe ich wohl noch nie genommen. Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern, dass das Baden je eine Wohltat war. Was auch an Mutters harter Bürste gelegen haben mag.«
Lenhardt lächelte. »Das wäre also eine der Freuden des Lebens, die es für dich zu entdecken gälte.«
Der Schalk in seinen Augen erinnerte Susanne daran, dass er sie zu gern in diese wie auch alle anderen Freuden einführen wollte. Doch er zerstreute ihre Verlegenheit mit einem ungezwungenen Lächeln und führte sie in den Saal, wo eine weitere Magd im burgunderroten Mieder neben der gedeckten Tafel auf sie wartete. Susanne sah sich um und beschloss, sich nicht länger über Lossius’ Reichtum zu wundern. »Gibt es auch einen großen Saal?«, fragte sie.
Lenhardt zog ihr einen Stuhl zurück. »Ja. Er liegt im Obergeschoss des Seitenflügels. Warum? Möchtest du heute noch tanzen?«
Sie lächelte, ohne sich zu setzen. »Ich hatte mich nur gefragt, wie groß er wohl ist.«
Er griff nach dem Stuhl neben ihrem. »Regine, dieses ist dein Platz. Mutter hat sich die Sitzordnung wie immer genau überlegt. Ja, der große Saal böte dem halben Schützenfest Raum. Würdest du dich bloß bereiterklären, mit mir zu tanzen, dann würde ich dafür Sorge tragen, dass wir auch bei Regen die ganze Nacht dazu Gelegenheit hätten.«
Regine folgte seiner Aufforderung und setzte sich. »Darf ich auch mit Euch tanzen?«, fragte sie halb ihn, halb Susanne.
»Mit Vergnügen«, sagte Lenhardt.
Susanne schüttelte warnend den Kopf und bedeutete ihm zu schweigen. »Du musst es vorher lernen.«
»Ist es sehr schwierig?«, fragte Regine.
Lenhardt holte tief Luft und hatte den Mund schon geöffnet, um »Nein« zu sagen, doch Susanne hielt ihn mit der Hand an seinem Ärmel davon ab. »Ja«, sagte sie. »Aber wir werden sicher einen Tanz finden, den du lernen kannst.«
»Habe ich damit nun sogar einen doppelten Korb bekommen?«, erkundigte sich Lenhardt leise bei Susanne.
Sie lächelte matt. »Macht bitte Regine nicht so große Hoffnungen. Sie kann sich Tanzschritte nicht merken, und Vater wird vielleicht
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