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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Vater, seid Künstler darin. Liebhilds ehrliche Bewunderung für Eure Fertigkeit hat mich entzückt. Gibt es etwas Schöneres, als mit so einem unschuldigen Kind umzugehen? Ihr müsst der Kleinen sehr zugetan sein.«
    Susanne sah, wie Tills Bewegungen stockten, und konnte es ihm nachfühlen. Sie spürte selbst, wie sich von ihrem Nacken her eine Gänsehaut ausbreitete.
    Till bewahrte jedoch Ruhe. »Liebhild ist unser Küken, und wir lieben und hüten sie. Was die Böttcherei betrifft, würde sie gewiss ein guter Handwerker werden, wenn sie ein Junge wäre. Doch ich glaube, Susanne wird eine ebenso gute Hausfrau aus ihr machen. Wenn Ihr mir die Frage verzeihen wollt, Euer Hochwohlgeboren, aber Ihr müsst eine besondere Zuneigung zu Kindern hegen, dass Ihr so viel Gefallen an unserer Liebhild findet. Habt Ihr auch eigene?«
    Herrn von Waldfels’ Miene blieb mild und leuchtend. »Ich konnte mich nie dazu entschließen, mich zu vermählen. Daher bleiben mir die eigenen Nachkommen verwehrt. Aber Ihr habt ganz recht, mein junger Freund. Ich habe eine besondere Schwäche für die Jüngsten und Unschuldigsten unserer allzu oft brutalen menschlichen Gesellschaft. Die Unverdorbenheit derer, die erst kurze Zeit gelebt haben, erfrischt und beglückt mein Herz. Ich pflege stets zu denken: Könnte man ihnen doch diese Reinheit bewahren und sie von den bösen Einflüssen der Welt fernhalten! Um wie viel besser würde die Menschheit gedeihen. Und wäre es nur eine Stadt! Stellt Euch vor: eine Stadt der
guten Menschen. Eine wundervolle Utopia. Oder langweile ich Euch?«
    Susanne konnte den Blick ebenso wenig von ihm abwenden wie ihr Bruder. Till umklammerte seinen Silberlöffel wie ein Halteseil. »Keinesfalls. Ich muss allerdings zugeben, dass ich nicht genau weiß, was eine Utopia ist. Meint das einen Wunschtraum?«
    »Ganz recht. Nach Thomas Morus ist es der Ort, an dem wir eine ideale Gemeinschaft gründen können. Spötter nennen es Phantasterei und unmöglich. Doch warum sollte man es nicht versuchen?«
    Till nickte und drehte den Löffel nachdenklich zwischen seinen Fingern. »Wer würde nicht von einem Ort träumen, an dem Menschen einander kein Leid antun? Es wäre beinah wie das Paradies. Wo würdet ihr Eure Stadt erbauen?«
    Herr von Waldfels lächelte entrückt. »Ich wüsste den rechten Ort. Eurem Vater hatte ich bereits das Vergnügen zu erklären, dass das Elend, welches der Krieg über meine östlichen Ländereien gebracht hat, auch einen Vorteil hatte. Es gibt dort verlassene Siedlungen auf bestem Grund. Keine Rücksichtnahme muss mich hindern, diese baufälligen Reste unvollkommener Behausungen entfernen zu lassen und neue Städte zu gründen, die hohen Idealen genügen. Oft hat mich der Vorwurf getroffen, mein Vater hätte mithilfe des Krieges sein großes Vermögen erwirtschaftet. Wie könnte ich dieses Vermögen besser verwenden, als das verwüstete Land wieder zum Blühen zu bringen? Ich habe viele Jahre die Erkenntnisse der besten Baumeister und Philosophen studiert, und ich sage Euch, der Mensch wäre längst in der Lage, das Paradies zu errichten, wenn die Vernunft und der Schöpfergeist frei walten und über die Kräfte des Althergebrachten siegen dürften.«

    Susanne sah mit Sorge, wie die Begeisterung in Tills Augen aufflammte. Von Waldfels’ Worte waren Wasser auf seine Mühlen, so wie sie Zunder für den Zorn ihres Vaters sein mussten. Ein Seitenblick auf dessen Profil bestätigte ihr diese Vermutung. Der Respekt würde ihn davon abhalten, sich abfällig gegen den hohen Herrn zu äußern, und ein Fremder hätte ihm nichts angemerkt, doch Susanne kannte die Zeichen seiner Missbilligung.
    Offenbar war auch Herr Lossius dem Gespräch zwischen Till und Herrn von Waldfels gefolgt, denn er räusperte sich verlegen und berührte den Herrn leicht am Arm. »Ich bin überzeugt, dass Ihr Euer Unterfangen mit großer Weisheit beginnt. Doch müsst Ihr einräumen, dass der größte Teil aller ungestümen Erneuerer mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Gerade den jungen, unerfahrenen Männern muss doch nahegelegt werden, Respekt vor dem Hergebrachten zu bewahren. Besonders in einer Stadt von so ehrwürdigem Alter und mit so bewährten Gebräuchen wie unser Lüneburg dient die Tradition dem allgemeinen Wohle zumeist besser.«
    »Oh, gewiss. Der Erneuerungswille kann eine Unart sein, wenn er nicht mit der notwendigen Bildung und vor allem Macht einhergeht. Außerdem lässt sich das junge Reis der Utopia nicht von

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