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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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unerfahrenen Gesellen auf alte Bäume pfropfen. Es muss ein junger Setzling sein, der unter der Obhut eines wohlausgebildeten Gärtners heranwächst und vor allen schädlichen Einflüssen bewahrt wird.«
    Er hat die Kinder, dachte Susanne. Auf einmal sah sie es so klar, als hätte er es selbst ausgesprochen. Herr von Waldfels wollte die Kinder tatsächlich für seine Utopia, und es wirkte, als wäre er überzeugt davon, dass er damit nur Gutes tat. Sie konnte ihn nicht einmal von Herzen
dafür verurteilen. Was war sein Verbrechen? Kindern ein Heim im Paradies auf Erden zu bieten, die vorher stets hungrig zu Bett gegangen waren, war nicht frevelhaft. Dennoch war etwas an dieser Geschichte, was die Gänsehaut auf ihrem Rücken nicht abklingen ließ. Es geziemte sich für sie nicht, sich in das Gespräch einzumischen. Sie würde tadelnde Blicke ernten, aber schweigen konnte sie nicht. »Verzeiht, Euer Hochwohlgeboren, darf ich Euch etwas fragen?« Schlagartig legte sich Stille über die Gesellschaft am Tisch. Susanne konnte darin förmlich die Gedanken ihres fassungslosen Vaters hören. Was fällt ihr ein? Den Tadel würde sie später erhalten.
    »Aber gewiss, mein Kind.« Falls Herr von Waldfels erstaunt war, zeigte er es nicht.
    »Wenn dem Gärtner trotz aller Obhut und Pflege ein junger Setzling nicht nach seinem Wunsch gedeiht, was wird er dann tun?«
    Zum ersten Mal musterte er sie anders als mit milder Miene. Sein Blick wurde wacher, gerade nur so viel, dass der aufmerksame Beobachter es wahrnehmen konnte. Sorgsam stellten seine mit weiß glitzernden Juwelen geschmückten Finger das Weinglas ab. »Liebe Jungfer, ich verstehe Eure Frage so, dass Ihr Euch sorgt, was mit einer jungen Utopia geschieht, die den Gärtner enttäuscht. Nun, es ist ausgeschlossen, dass so etwas passiert. Seht, junge Pflanzen sind unendlich formbar. Lässt man nur Ordnung und Gewissenhaftigkeit herrschen, werden sie in der gewünschten Form wachsen. Es würde wohl nur im äußersten Falle nötig werden, sie auszureißen und neu zu beginnen. Beruhigt Euch das?«
    Susanne hielt ihre zitternden Hände unter dem Tisch verborgen und bemühte sich um ein unschuldig wirkendes
Lächeln. »Ja, so habe ich es gemeint. Vergebt mir, wenn ich zu unwissend bin, aber Eure Gedanken sind wunderbar, und ich würde sie gern verstehen. Ihr wünscht Euch, dass in Eurer Utopia niemand dem anderen einen Schaden zufügt. Glaubt Ihr, dass es sich vermeiden lässt, dass das Gute etwas Böses hervorbringt? Kann man so weit vorausschauen, dass nie eine gute Tat einen Schaden anrichtet?«
    Er lächelte zurück. Es wirkte ehrlicher, als sich ihr eigenes Lächeln anfühlte. »Ich bin entzückt, dass Ihr so tiefgehend nachdenkt, meine Liebe. Ganz reizend für so ein junges Geschöpf. Ich beglückwünsche Euch, Meister Büttner, Ihr seid wahrlich gesegnet. Ja, gewiss, ich kann nur wiederholen: Es ist eine weise Vorausschau nötig, um das Gewünschte zu erzielen. Doch ich bin zuversichtlich, dass sich der Prozess nach gewisser Zeit verselbstständigt und die Utopianer lernen, stets im Sinne höchsten Allgemeinwohles zu handeln.«
    Susanne nickte demütig und senkte den Kopf. »Ich danke Euch vielmals.« Sie würde nicht mehr aus ihm herausbringen, doch genügte ihr, was sie gehört hatte. Bei allem guten Willen schien Herr von Waldfels ein wenig wahnsinnig zu sein. Ihre Sorge um die Kinder kehrte mit Macht zurück. Sie mochte sich nicht vorstellen, was für eine Herrschaft ihr Besitzer über sie errichten würde, wenn sie begannen, ihn zu enttäuschen. Und enttäuschen mussten sie ihn. Welches Kind, welcher Mensch würde seinen phantastischen Idealen genügen können?
    Till gab im Gegensatz zu ihr noch keine Ruhe. »Wer wird Euch Euer Utopia bauen, und wie wird es aussehen?«
    Susanne hätte gern weiter zugehört, doch nun begann Regine neben ihr eine Melodie zu summen. Wer will fleißige
Handwerker sehen, der muss zu uns Maurern gehen. Stein auf Stein … Sie summte leise, klar und selbstvergessen. Susanne wandte sich ihr zu. »Das klingt hübsch, Gine, aber sing es lieber später. Möchtest du noch etwas trinken?«
    »Lass deine Schwester ruhig singen«, sagte Lenhardt. Er saß leicht zurückgelehnt, seiner Miene nach war er glücklich und unterhielt sich bestens. Regines Gesumm brach ab. Sie lächelte ihn strahlend an. »Ich singe gern«, sagte sie.
    »Ja. Regine hat eine schöne Stimme und ein gutes Gedächtnis für die Worte«, pflichtete Susanne ihr bei.
    »Singst du

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