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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Es war, als würde sie im ruderlosen Boot auf das offene Mühlenwehr zutreiben. Sie sah nicht nur das Unglück auf sich zukommen, sondern auch noch Unheil an beiden Ufern, das sie ebenfalls nicht aufhalten konnte. Wenn sich nun auch Till gegen sie stellte, dann war es nicht leicht, Mut und Hoffnung zu bewahren. Niemals hätte sie von ihm geglaubt, dass er Jan so sehr ablehnte. Vor Kurzem hatte er noch für ihn Partei ergriffen. Was war seitdem geschehen? Alle um sie her schienen ihr Dinge zu verschweigen, die für ihr Leben eine wichtige Bedeutung hatten.
    Im Obergeschoss angekommen drehte sie sich noch einmal
zu Till um und machte einen letzten Versuch. »Ich verstehe das nicht. Was hast du auf einmal gegen Jan?« Sie hörte, dass sie kläglich klang, und ärgerte sich darüber, doch vermutlich machte es nicht den geringsten Unterschied. Till gönnte ihr keine Antwort mehr. Er hob die Brauen, und seine Miene besagte, sie wüsste es doch selbst genau. Dann verschwand er in seiner Kammer, um den Sonntagsstaat abzulegen. Ratlos verweilte sie einen Augenblick, bevor sie zum Schrank ging, der im Flur neben der Kammertür ihres Vaters stand. Gewissenhaft hängte sie zuerst Martins braunen Rock hinein, dann Tills blauen, von dem sie vorher noch Krumen abschüttelte.
    Seit zwei Jahren tat sie die Arbeit einer erwachsenen Hausfrau und war von ihrer Familie nie für zu jung oder zu unerfahren gehalten worden. Dabei war es oft nicht einfach gewesen. Und nun auf einmal wurde sie von allen Seiten wie ein Kind behandelt, dem man keine klugen Entscheidungen zutraute. Frau Lossius lobte sie über den grünen Klee und sagte damit dennoch nur, dass ihre Bemühungen nur so eben ausreichten. Ihr Vater schämte sich bei Tisch ihrer Worte. Martin meinte, sie bräuchte Ermunterung, Lenhardt zu heiraten, Till meinte, sie wäre durch und durch unvernünftig. Lenhardt sagte, sie wüsste nichts von den Freuden des Lebens. Und Jan … Er hatte sie vom ersten Moment an nicht ernst genommen und gemeint, sie wüsste nicht, was sie täte. War sie wirklich unbedarft?
    Eine ganze Weile hatte sie vor dem Schrank gestanden, als Liebhild zu ihr getappt kam. »Bist du traurig, weil Vater geschimpft hat? Weißt du, Suse, der Herr von Waldfels hat sich doch gar nicht über das geärgert, was du gesagt hast. Er fand es klug. War es bestimmt auch, ich habe es
nämlich nicht verstanden. Aber wie wir heute gesungen haben, Gine und ich, das war schön, oder?«
    Susanne lächelte, nahm ihr die schief sitzende Haube ab und strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Ja, Liebchen. Das war schön. Und du warst überhaupt sehr brav.«

14
    Der Rote Berthold
    A ls wolle er Susanne in ihrem Gefühl bestärken, teilte ihr Vater ihr am Montagmorgen mit, dass er eine weitere Dienstmagd einstellen würde. Eine verantwortungsvolle und geduldige Person wolle er finden, die sich um Regine und Liebhild kümmern solle. Susannes Einwände fegte er mit einer Geste beiseite. »Die Böttcherei wird wachsen, und alle in meinem Haus werden genug Arbeit haben.«
    »Was meinst du damit, dass die Böttcherei wachsen wird?«
    »Nun, ich gebe meine Pläne nicht auf, nur weil Marquarts Dorothea nicht heiraten will. Ich hoffe noch, dass der Alte ihr Beine machen wird, aber selbst wenn nicht, habe ich vor, über kurz oder lang seinen Werkhof zu übernehmen. Es hatte damals seine Gründe, dass eure Mutter und ich hierhergezogen sind, aber die Gebäude hier waren schon immer zu klein.«
    »Mutter hätte es nicht gefallen, dass du mit der Werkstatt zurück in die Böttcherstraße gehst.«
    »Du weißt, ich lasse nichts auf deine Mutter kommen, aber sie war abergläubisch. Nachdem die Pest damals die Böttcher so sehr geschlagen hatte, hat sie gemeint, es läge ein Fluch auf der Gegend. Aber so wie ich es sehe, geht es den Leuten dort heute nicht schlechter als anderenorts.
Und die Pest hat uns seit Jahrzehnten in Ruhe gelassen, dem Himmel sei es gedankt.«
    Im Laufe des Tages wurden drei große Bestellungen aus der Böttcherei abgeholt, und Susanne musste ihrem Vater in Gedanken recht geben. Die schweren Fuhrwerke mussten auf der Straße warten, weil sie im Hof nicht wenden konnten. Bis die Salztonnen, Wasserfässer und Heringstonnen aus der Werkstatt nach vorn gebracht waren, dauerte es seine Zeit. So lange war die Straße verstopft. Das Gepolter auf dem Hof und in der Durchfahrt brachte das Haus zum Beben, und die Stimmen der Knechte mussten noch drei Häuser weiter zu hören sein. Es

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