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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gerechnet, dass sie dabei so verwirrt und begierig danach sein würde.
    Mit ihrem Einverständnis überschritt Jan eine letzte Grenze zwischen ihnen. »Ein einziges Mal«, flüsterte er, und sie nickte.
    Er war weder geübt noch ruhig, aber er wusste, was er wollte und wie er es anstellen musste. Es tat ihr zuerst weh, doch sie beklagte sich nicht. Er konnte es nicht ganz vermeiden, ihr wehzutun. Auch das hatte sie vorher gewusst. Der Schmerz ließ schnell nach.
    Jan wirkte nicht mehr unbeholfen. Sein Körper wusste, wozu die Natur ihn bestimmt hatte, und ließ keine Zeit für Zweifel.
    Sosehr Susanne das Wunder ihres Zusammenseins genoss, fühlte sie sich doch bald nüchterner als er. Je mehr er
in seiner Lust aufging, desto weiter schien er sich von ihr zu entfernen. Und dann war es zu Ende, und sie bestaunte, wie er das Gesicht verzog. Er ließ sich auf sie sinken, und sie umarmte ihn, weil er plötzlich schwach wirkte, und sie bei aller Ernüchterung vor Zärtlichkeit für ihn überlief.
    Das erste Mal war nie das Beste, auch so viel hatte sie den anderen Frauen abgelauscht, wenn sie sich hinter vorgehaltenen Händen unterhalten hatten. Um Hochzeitsnächte war es dabei gegangen. Hochzeitsnacht. Wenn Jan sie tatsächlich nie heiraten wollte oder konnte, dann durfte niemals jemand etwas von dem erfahren, was sie getan hatten. Ihr schlechtes Gewissen setzte mit einem Schlag ein, der sie dazu gebracht hätte, Jan von sich zu stoßen, wenn sie ihn nicht geliebt hätte. So hielt sie ihn bloß noch fester.
    Noch immer schweigend half er ihr später dabei, sich wieder anzuziehen, nachdem er selbst nur seine Hose verschnürt und lose sein Hemd übergestreift hatte. »Das wirst du mir nie verzeihen«, sagte er schließlich.
    »Jan …« Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er schüttelte den Kopf und entfernte sich von ihr. An die gegenüberliegende Wand lehnte er sich und sah so müde und niedergeschlagen aus, als wäre es nicht schön gewesen, was er gerade erlebt hatte, sondern nur bedrückend.
    Susanne richtete den Blick zu Boden, brachte ihr Haar in Ordnung und setzte ihre Haube wieder auf. Neben dem schlechten Gewissen und leiser Scham wuchs ihr Trotz. »Es war schön«, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu ihm. Ohne ihn anzusehen hob sie seinen Gürtel auf, dann sein Wams, schüttelte es aus und brachte es zu ihm.
    Sie wünschte, er möge sie wenigstens noch ein Mal umarmen.
Stattdessen umfasste er plötzlich fest ihren Arm und legte einen Finger auf seine Lippen.
    Vom Hinterhof her drang Hundegebell zu ihnen herauf, dann das herzzerreißende Kreischen einer Katze. Susanne sah sich im Raum um und entdeckte Asche nicht.
    Bevor sie ihre Sorge äußern konnte, schob Jan sie hastig in den Winkel hinter der Tür und postierte sich selbst auf deren anderer Seite an der Wand. Da die Tür nicht durch ein Schloss zuhielt, sondern weil sie klemmte, war es unmöglich, sie leise zu öffnen. So warteten sie lautlos, lauschten auf die Tiere, die wieder verstummt waren, und wechselten beredte Blicke. Da hast du’s. Wir haben den Hals in der Schlinge , sagte Jans Miene. Ich liebe dich , sagte ihre eigene, doch sie vermutete, dass er es nicht verstand.
    Die Treppenstufen knarrten, dann die Bretter des Treppenabsatzes. Das Licht vor dem Türspalt änderte sich, dann verharrte der Ankömmling so regungslos wie sie. Susanne schloss die Augen und versuchte die Tür mit allen anderen Sinnen zu durchdringen. Wer stand dort? Es war ein Mann - er roch nach altem Schweiß, Bier und Leder. Und nach Hunden. Ruckartig blickte sie zu Jan hinüber. Kowatz? , formte sie mit ihren Lippen. Er nickte, als hätte er es längst gewusst. Dann zeigte er auf sein Wams, das sie noch in der Hand hielt, und zog ein unsichtbares Messer. Sie musste schlucken. Ungeduldig winkte er mit der Hand. Sie zögerte nicht länger, sondern zog vorsichtig sein Messer aus der Gürtelscheide. Weit beugte sie sich zu ihm hinüber, damit er es erreichen konnte, ohne vor den Türspalt zu treten, dann nahmen sie ihre Haltung wieder ein.
    Erneut warteten sie, bis Susanne glaubte, ihre Nerven würden zerreißen. Jan beruhigte sie mit einer Geste seiner Hand. Er zeigte kein Anzeichen von Nervenschwäche,
sondern stand da, als könnte er ewig warten. Sein Blick ruhte auf dem schrägen Stützbalken in der hinteren Ecke des Raumes.
    Susanne versuchte, sich seine Ruhe zum Vorbild zu nehmen, doch das scharfe, lange Messer in seiner Hand machte ihren Vorsatz zunichte. Ihr

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