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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auf den Leuchter, der nun still in Schmitts Händen lag. Er fühlte, wie sein Herz sich mit einer Eisschicht überzog. Seine Kehle war so eng, dass er glaubte, keinen Laut hervorbringen zu können, dabei musste er nur versprechen, was er doch ohnehin vorgehabt hatte. Es kam nur früher als erwartet. Reiß dich am Riemen. Ein letztes Mal durfte er sie noch sehen. Mühsam schluckte er, dann sah er seinem Meister in die Augen. »Ich gebe Euch mein Wort.«
    Schmitt nickte mit ernster Miene. »Das reicht mir, Jan Niehus. Und du sollst wissen, dass das nicht bei jedem so wäre.«
     
    Den jungen Morgen begrüßte Jan im Schmiedehof, nach einer weiteren schlaflosen Nacht. Als er am Abend nach der Aussprache mit Schmitt zu Bett gegangen war, hatte
er sich vor Kummer krank gefühlt. Die ganze Nacht über hatte er im Geiste zu Susanne gesprochen und ihr alles erklärt. Je länger er seine Rede probte, desto näher kam er der Einsicht, dass seine Erklärungen es für sie beide nur schlimmer machen würden. Sie gar nicht zu sehen und in Zukunft einfach nicht mehr zu beachten war vielleicht das Beste. Dann könnte sie ihn hassen und würde auf lange Sicht weniger traurig sein. Zu seinem Bedauern brachte er auch das nicht über sich. Nicht nur, dass er es als unehrlich empfunden hätte - er konnte auf diese letzten Minuten mit ihr nicht verzichten. Er musste sie noch ein Mal sehen, um sich ihren Anblick für alle Zeit einzuprägen, damit er wenigstens eine Kleinigkeit von ihr behielt.
    Nun, in der kühlen Morgendämmerung, wich seine Verzweiflung Nüchternheit. Worüber hatte er phantasiert? Er musste Susanne nichts erklären, was sie selbst wusste. Nur verabschieden musste er sich. Sie würde es verstehen.
    Die folgenden Stunden zogen sich in die Länge. Schmitt war ernst und wortkarg, Rudolf auch deshalb zunehmend schlecht gelaunt. Vor Alberts Verhaftung waren sie trotz aller Anstrengung bei der Arbeit unbeschwert gewesen. Einer von ihnen hatte immer mal ein Liedchen gepfiffen oder einen Scherz gemacht.
    Seit dem unglückseligen Ereignis hatten sie nicht mehr zusammen gelacht, doch so bedrückend wie dieser Tag war vorher noch keiner vergangen. Die Stimmung erschien Jan wie ein Vorgeschmack auf den Rest seines Lebens.
    Nachdem sie abends endlich die letzten Handgriffe in der Schmiede getan hatten, zogen Schmitt und er sich wortlos um und trafen sich im Hof wieder, um sich gemeinsam zum Goldenen Stern zu begeben. Schmitt wollte sich Rieger und Kowatz zumindest einmal von Jan zeigen lassen,
bevor er entschied, was sie weiter tun konnten. Sie standen lange vor der Schenke und unterhielten sich, um nicht aufzufallen. Gesprächsstoff zu finden fiel ihnen leicht. Schmitt hatte es nie unter seiner Würde gefunden, sich mit Jan über die Schmiedekunst auszutauschen.
    Viel neues Wissen hatte sein Meister ihm inzwischen nicht mehr zu bieten. Häufig hörte er nun mehr Jan zu, als dass er selbst sprach.
    Schmitt war eigentlich kein Schlosser, bekam aber dennoch gelegentlich Anfragen für Truhen- oder Türschlösser, weil der Bedarf in der Stadt groß war. Jan hatte sich viele Gedanken dazu gemacht und war sicher, dass er taugliche Schlösser herstellen konnte. Er erklärte seinem Meister einige seiner Einfälle, hielt aber inne, als er Rieger entdeckte. Der Mann hielt seinen Gehstock anders als sonst. Er trug ihn vor sich und klammerte beide Hände darum, während er sich auf unterwürfige Art halb dem Herrn zuwandte, der neben ihm her spazierte.
    Jan gab Schmitt das vereinbarte Zeichen, damit er sich umdrehen und Rieger erkennen konnte, während er selbst sich verbarg, so gut es ging.
    Der Herr neben Rieger musste von Waldfels sein. Er schritt förmlich in einer Wolke von Reichtum und adliger Überlegenheit einher. Hinter ihm ging ein Leibdiener, gekleidet in einen Anzug, der allein zwei von Jans Jahreslöhnen kosten mochte. Hinter dem Leibdiener wiederum hielt sich ein vielleicht zehnjähriger Junge, dessen Gewand einfacher, aber immer noch teuer war. Der Kleine trug die gleiche erhabene Miene zur Schau wie der Diener. Er machte den Eindruck eines Pagen am Beginn seiner Ausbildung. Jan hätte gern gewusst, ob von Waldfels diesen Jungen ebenfalls gekauft hatte.

    Die Gesellschaft näherte sich und betrat den Goldenen Stern. Rieger hielt seinem Herrn die Tür auf und wandte sich dabei der Stelle zu, wo Jan und Schmitt standen. Zu ihrem Glück hatte er jedoch nur Augen für von Waldfels.
    Als sich die Schenkentür hinter dem kleinen Pagen

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