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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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wilden Blumen gesprenkelten Wiesen entlangspaziert, um die Gäste dieses Abends mit seiner Musik zu betören und zu verführen. Schon war es Bosch, als höre er leise Flötentöne. Das Stakkato der hohen Absätze bemerkte er erst, als es dicht neben ihm verstummte.
    »Und so was nennt sich nun Kunst.«
    Bosch wandte sich um. Neben ihm stand Katharina. Sie trug ein schlichtes grünes Cocktailkleid, und um ihren Hals war ein bunter Chiffonschal geschlungen. Den Ausstellungskatalog an die Brust gedrückt, hielt sie mit gerunzelter Stirn den Blick auf das Kunstwerk gerichtet.
    »Grauslich, findest du nicht auch? Wo passt denn so was hin?«
    »In einen solchen Wintergarten«, sagte Bosch. »Oder unter alte Bäume, an einem heißen Sommertag, wie heute. Es ist Mittag, kein Blatt regt sich, sogar die Bienen haben aufgehört zu summen. Nur Pan mit seiner Flöte …«
    »Na, na«, sagte Katharina und versetzte ihm einen Klaps mit dem Ausstellungskatalog. »Du hast ja eine unheimliche Phantasie, Hans, weißt du das? Warum bist du nicht drüben bei den Bildern? Und was sagst du überhaupt zu Morellis Vernissage?«
    »Ich bin gerade erst gekommen.«
    »Aha, und gleich hierher verschwunden, was? Na, macht nichts. Ich wollte sowieso mit dir reden.« Sie beugte sich zu ihm und senkte die Stimme. »Ich habe einen Termin bei Wüsthofen für uns gemacht.«
    »Was hast du?« Bosch meinte, sich verhört zu haben.
    »Ich habe über unser Gespräch in der Goldenen Gams nachgedacht. Und meiner Meinung nach muss unser nächster Schritt Wüsthofen heißen. Da schaust du, was? Aber glaub mir, mein Instinkt hat mich noch nie getrogen.«
    Er konnte sich keinen Reim auf ihre Worte machen. »Welcher nächste Schritt denn? Und wieso Wüsthofen?«
    »Zwei Todesfälle in nur einer Woche, ein Einbruch, bei dem nichts gestohlen wird, und eine Kunststiftung, bei der es um viel Geld geht, die aber nun nicht mehr zustande kommt, weil zwei der drei Gründer kurz nacheinander unter mysteriösen Umständen sterben? Das ist der Stoff, aus dem gute Geschichten sind, Hans – Titelstorys!« Sie schaute Bosch mit ihren schrägen grünen Augen an. »Übrigens, wer profitiert eigentlich vom Tod deines Professors?«
    Bosch schüttelte nur den Kopf.
    »Seine Tochter, nehme ich an, oder? Wie heißt sie noch gleich … Michaela? Versteht die auch was von Pilzen?«
    Wollte Katharina etwa andeuten, dass Michi etwas mit dem Tod ihres Vaters zu tun hatte? Diese Ungeheuerlichkeit konnte er nicht einfach so hinnehmen. »Also, jetzt reicht’s aber!«
    »War nur so ein Gedanke … Aber mit Wüsthofen müssen wir reden. Der ist schließlich der einzige Überlebende.«
    Bosch war dieses Gespräch geradezu zuwider, und er wandte sich wieder dem bronzenen Teufel zu. Die Sonne versank gerade mit einem letzten roten Aufflammen hinter dem Untersberg. Schwarz hob sich die Skulptur gegen den feurigen Abendhimmel ab.
    »Na los, komm mit! Du bist doch Kunsthistoriker. Der Konsul wird entzückt sein, dich zu sehen.« Katharina trat einen Schritt näher.
    »Mich?« , fragte Bosch, ohne seinen Blick von der Figur zu lösen. Der Teufel war jetzt nur noch als Schattenriss erkennbar. Trotzdem hatte Bosch das Gefühl, als nähme seine Präsenz Einfluss auf ihr Gespräch. Er spürte, wie in ihm das Misstrauen wuchs, dass Katharina mit ihren Worten gesät hatte.
    »Ja, klar. Wüsthofen hat in den letzten Jahren viel Geld in seine Sammlung gesteckt. Der bildet sich einiges auf sein Fachwissen ein. Ich habe uns drei – mein Fotograf wird auch dabei sein – zu einer Homestory in Wüsthofens Landhaus angemeldet. Die war sowieso längst überfällig. Und ein befreundeter Kunsthistoriker würde gerne mitkommen, habe ich gesagt. Wegen der Sammlung. Na, was sagst du dazu?«
    »Nein.«
    Katharina verdrehte die Augen. »Ich will doch nur, dass du dabei bist. Ich hab keine Ahnung von Kunst oder Kunststiftungen. Aber vielleicht fällt dir ja was auf, was ich für meine Recherche gebrauchen kann. Den Gefallen könntest du mir doch tun, oder?« Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
    »Nein.« Bosch war heute Abend nicht in der Stimmung, irgendwem einen Gefallen zu tun. Allein die Aussicht, Franz Schwarzenberger zu begegnen, gab ihm schon den Rest. Das Gespräch mit Katharina tat sein Übriges.
    »Schade.« Sie klang ehrlich betrübt und klopfte mit dem Nagel ein paarmal auf den Katalog, den sie noch immer vor der Brust hielt. »Ach, übrigens – ich wollte in den nächsten Tagen mit deiner Mutter

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