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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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flüssiger Schokolade. Geschmolzene Sahne rann in dünnen weißen Bächen seine Flanken hinab. Vielleicht war es der einsetzenden Wirkung der Tablette geschuldet oder auf die süßen Düfte zurückzuführen, die vor ihm aufstiegen, doch Bosch fühlte sich schlagartig besser.
    Katharina bestellte zwei Espressi, während er in das saftige Gebäck stach.
    »Welche Geschäfte?«, fragte sie.
    »Die beiden hatten eine gemeinsame Stiftung geplant. Eine Kunststiftung, um genau zu sein. Hat mir zumindest Michi, ich meine, Salcheneggers Tochter erzählt.« Der Mohr im Hemd war ausgezeichnet. In Bosch breitete sich Wohlbehagen aus.
    »Interessant«, murmelte Katharina und zerkrümelte ihren Schokoladengugelhupf mit ihrer Gabel.
    »Zusammen mit einem Bauunternehmer«, fuhr Bosch fort. »Heinrich Wüsthofen.«
    »Wüsthofen? Der Baulöwe …«
    »Du kennst ihn?« Er griff nach einer fünfzackigen Sternfruchtscheibe, die grün schimmernd auf einem Bett von Himbeeren lag. Von der festen Schale standen einzelne Fasern ab und gaben der Frucht das Aussehen eines mittelalterlichen Wurfsterns.
    »Der sollte den Großteil des Kapitals zur Verfügung stellen.« Bosch biss in das glasige Fleisch. Es fühlte sich kalt an und schmeckte sauer. »Die Stiftung stand kurz vor ihrer Gründung, aber dann … tja.« Er hob die Achseln.
    Katharina schob ihr Dessert beiseite und sah Bosch zu, der sich genussvoll Löffel um Löffel des ausgezeichneten Gugelhupfs in den Mund schob. Sie wirkte nachdenklich. Der Kellner brachte zwei silberne Espressotassen und einen Teller mit winzigen Gebäckstücken.
    Katharina zog ihre Tasse zu sich heran. »Sag mal, woher weißt du das eigentlich alles?«
    »Von Salcheneggers Tochter. Ich war gestern Abend bei ihr, um noch Post vorbeizubringen. Ihr verdammter Köter war es auch, der mich gebissen hat.« Bei dem Gedanken an die riesige Dogge meinte Bosch, trotz der Tablette ein Pochen in seinem Bein zu spüren. »Eigentlich gehört dieses Monster den Nachbarn. Aber sie liebt ihn heiß und innig, weil er doch so ein guter Wachhund ist und sogar eingebildete Einbrecher aus dem Haus vertreibt …«
    »Einbrecher?« Katharina sah von ihrer Tasse auf.
    Bosch seufzte und wischte sich den Mund mit seiner Serviette ab. »Ich glaube das ja auch nicht. Zumal Michaela sagt, dass nichts gestohlen wurde. Meiner Meinung nach hat dieser Hund irgendwas im Schlaf gehört und dann angeschlagen. Er wirkt nicht sehr intelligent auf mich.«
    »Hm.« Katharina winkte dem Kellner, der sich sofort in Bewegung setzte. »Also, zwei mysteriöse Todesfälle und ein Einbruch.« Bosch wollte schon aufbegehren, da sagte sie schnell: »Kannst du mir sagen, was einen Mann wie Heinrich Wüsthofen dazu treibt, sein Geld in eine Kunststiftung zu stecken?«
    Bosch zuckte mit den Schultern. »Michaela behauptet Geltungssucht.«
    Der Kellner brachte die Rechnung. Bosch sah zu, wie Katharina sie, ohne den Betrag eines Blickes zu würdigen, mit einem goldfarbenen Stift abzeichnete.
    »Lädst du öfter Leute hierher ein?«
    »Nur Informanten, von denen ich mir was verspreche.« Sie grinste. »Und die sich sonst nicht hierher verirren. Stimmt’s?«
    Bosch hob wieder die Achseln. Es war ihm etwas peinlich, dass sie ihn für die wenigen Informationen zum Essen eingeladen hatte. »Ich fürchte, ich war dir nicht sehr nützlich.«
    »Das kann man nie wissen«, sagte Katharina. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Oh Gott, ich muss los! Das verdammte Wildessen im Jagdhof. Und vorher natürlich noch Umtrunk. Und mein Fotograf hat sich auch noch nicht gemeldet. Sehen wir uns bei der Vernissage?«
    »Welche Vernissage?«
    »Die Festspielvernissage von Franz Johann Schwarzenberger natürlich!« Sie verdrehte die Augen. »Na, ich muss los … also – Bussi und Servus!«
    Bosch sah ihr nach, wie sie in ihrem tadellos sitzenden Trachtenkostüm den Raum durchquerte, als schritte sie über einen Laufsteg. Er blieb noch eine Weile sitzen, trank seinen Zweigelt und sah zu, wie sich das Lokal langsam leerte. Die Luft war kühl, und es roch nach Kaffee. Vor dem Fenster rauschte unablässig der Regen.

ACHT
    Die gut hundert Jahre alte Villa, die Tappeiner als würdigen Rahmen für seine Galerie gewählt hatte, lag am Fuße des Untersbergs im Süden von Salzburg. Bosch war schon einmal hier gewesen und wusste, dass man von den großen Rundbogenfenstern aus einen unvergleichlichen Blick auf die Stadt mit der Hohensalzburg und das umliegende Gebirgspanorama hatte. Heute

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