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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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jedenfalls schön, Sie kennengelernt zu haben.«
    Das war das Stichwort zum Aufbruch. Die knapp bemessene Zeit Wüsthofens war offensichtlich erschöpft. Bosch räusperte sich. »Herr Konsul, nochmals kurz zu der Madonna …«
    Aber in der Halle waren auf einmal Stimmen zu hören, und Wüsthofen warf einen Blick auf seine klobige goldene Armbanduhr. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet, und Sabine Wüsthofen, gefolgt von Katharina, kam kichernd herein. An ihren Knien vorbei drängte sich der braune Schweißhund ins Zimmer.
    »Ich weiß, ich weiß, mein guter Doktor. Ein andermal.« Wüsthofen hob kurz die Hand. »Lassen Sie sich einfach einen Termin von meiner Frau geben. Max, mein Lieber, du musst dableiben.«
    Er schenkte den Anwesenden ein knappes Kopfnicken und verschwand dann in der Halle. Max’ Ohren und Schwanz waren bei seinen letzten Worten herabgesunken. Er schnüffelte über den Boden, als verfolgte er eine Fährte und fand schließlich den Platz vor dem Kamin, an dem Wüsthofen zuletzt gestanden hatte. Mit einem Knurren ließ er sich darauf nieder und starrte unverwandt auf die Tür, hinter der sein Herr verschwunden war.
    Der Regen hing wie ein Schleier vor dem Haus, als Bosch, Katharina und ihre Gastgeberin auf den Vorplatz hinaustraten. Die Temperatur war empfindlich gesunken, und es dämmerte bereits. Schemenhaft konnte Bosch sehen, wie der Fotograf seine Arbeitsutensilien im Kofferraum des zerbeulten Kombis verstaute. Sie eilten zu Katharinas kleinem grünen Sportwagen, und er zwängte sich auf den viel zu engen Beifahrersitz.
    Katharina hupte zum Abschied dreimal, und ehe Bosch es sich versah, waren erst die in der Tür stehende Hausherrin, die eifrig winkte, und dann das ganze Anwesen hinter einer dichten Nebelwand verschwunden.
    Der Wagen schoss die gewundene Bergstraße hinab, das Licht der Scheinwerfer durchdrang kaum die Regenschleier. Bosch kamen Zweifel, ob es eine gute Idee gewesen war, mit Katharina mitzufahren. Zunächst traute er sich nicht, Kritik zu üben, zumal er ja selbst keinen Führerschein besaß. Doch als Katharina einem quer auf der Fahrbahn liegenden Ast auswich, stieß Bosch heftig gegen die altmodische Fensterkurbel der Beifahrertür. Vorwurfsvoll schaute er Katharina an und hielt sich den Arm.
    »Vielleicht fährst du eine Spur zu schnell …«, sagte er vorsichtig.
    Katharina blickte zu ihm hinüber und musterte ihn amüsiert, ohne dabei vom Gas zu gehen. Bosch ließ seinen Arm los und klammerte sich an den Griff der Beifahrertür.
    »Um Gottes willen, schau doch auf die Fahrbahn!«, schrie er.
    Vor ihnen huschte ein Schatten über die Straße, irgendein querendes Tier, dessen Umriss das Licht der Scheinwerfer zerschnitt. Mit einem eleganten Schlenker wich Katharina aus.
    »Ein Fuchs«, stellte sie lapidar fest.
    »Na wunderbar«, sagte Bosch. Das arme Tier hatten sie jedenfalls nur knapp verfehlt. »Soll das hier eine Treibjagd werden, oder was?«
    Katharina lachte und blickte ihn kurz an, wandte sich aber gleich wieder nach vorne. »Was hat übrigens deine Recherche bei unserem Jagdfreund ergeben?«
    Durch das dünne Dach des Kabrios strömte kalte Luft herein. Bosch zog seinen Regenmantel fester um sich. »Bei der Raserei kann ich beim besten Willen nicht auch noch Berichte abliefern«, sagte er. Solange er um sein Leben fürchten musste, würde er schweigen.
    Katharina grinste nur, reduzierte aber die Geschwindigkeit.
    Bosch entspannte sich so gut, wie es in dem engen Wagen möglich war. »Wüsthofen hat eine gotische Madonna in seiner Sammlung«, sagte er. »Sie soll von Michael Pacher sein.«
    Katharina drehte ihm ihr Gesicht zu. »Was heißt ›soll sein‹?«
    »Schau nach vorne«, krächzte er. »Es ist eine Fälschung.«
    »Was?« Katharina trat voll auf die Bremse. Ein Ruck, die Reifen quietschten auf der regennassen Fahrbahn. Bosch wurde mit voller Wucht gegen den Sicherheitsgurt gepresst.
    »Spinnst du eigentlich?«, schrie er, während er nach Luft schnappte. Es fühlte sich an, als hätte der Gurt sich in seine Brust eingeschnitten. Bestimmt würde er blaue Flecken von Katharinas unverantwortlichem Fahrstil davontragen.
    »Bist du sicher?«, fragte Katharina zurück, als wäre nichts geschehen.
    »Natürlich bin ich sicher«, antwortete Bosch und schlug sich mit den Händen auf die Knie.
    »Das ist ja ein Ding.«
    Sie legte den Gang ein, fuhr an und beschleunigte den Wagen innerhalb von wenigen Sekunden. Bosch beobachtete sie mit Misstrauen, aber

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