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Salzige Küsse

Salzige Küsse

Titel: Salzige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tine Bergen
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schrill, dass ihr selbst davon die Ohren schmerzten, aber sie konnte nicht aufhören.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?« Verärgert kam Max in das Zimmer zurück.
    »Eine Maus! Eine tote Maus!« Angeekelt sah Eve auf das Loch im Fußboden.
    Max beugte sich vor. »Mensch, Eve, das war vielleicht mal ne Spitzmaus! Die kann dir ganz sicher nichts mehr tun, sie ist bestimmt schon ein Jahrhundert tot.«
    Eve beruhigte sich und schaute wieder in das Loch. Das kleine Skelett war nicht größer als ihr Daumen. Sie hatte wirklich Glück, dass Max sie nicht lauthals auslachte.
    »Kann ich jetzt den Hammer leimen? Wirst du das hier überleben?« Weil Max dabei lächelte, wurde Eve nicht sauer.
    Sie hockte sich wieder hin und hob das Mäuseskelett auf den Fußboden. Es fiel sofort in sich zusammen, so trocken und alt war es.
    »Geh nur«, sagte Eve abwesend und fegte die Reste der Maus auf ein Kehrblech. Sie wusste nicht, was sie damit machen sollte. Sie in den Mülleimer zu werfen fand sie zu brutal. Im Garten begraben klang irgendwie übertrieben. Schließlich ließ sie das Mäuseskelett behutsam in eine Plastiktüte rutschen, die sie auf die Fensterbank legte. So konnte sie sich später immer noch entscheiden.
    Eve machte sich wieder an die Arbeit. Jetzt, da die erste Diele aus dem Fußboden gelöst war, ging der Rest viel leichter. Sie war schon fast in der Zimmermitte, am offenen Kamin, angelangt, als Max endlich zurückkehrte.
    Ohne ihren Hammer zu gebrauchen, hebelte Eve die Diele vor dem Kamin heraus. »Diese ging besonders leicht«, freute sie sich, während sie die Diele aus dem Zimmer trug.
    Erst als sie wieder auf dem Fußboden hockte, sah sie, warum. Unter der Diele lag etwas. Eine Kiste. Sie war kaum zu sehen, weil sie genau die gleiche Farbe hatte wie der Fußboden. Auch die nächste Diele ließ sich leicht entfernen. Eve schob sie zur Seite und hob die Kiste aus dem Loch. Sie blies darüber und eine enorme Staubwolke zog durch das Zimmer.
    »Max, guck mal!«
    »Hast du etwa noch eine Leiche gefunden?«
    Genervt schüttelte Eve den Kopf. Max setzte sich neben sie. »Mach auf, dann können wir sehen, was drin ist.«
    Eve zerrte an dem Kupferschloss, aber es ließ sich nicht öffnen.
    »Festgerostet.« Max nahm ihr die Kiste aus den Händen und versuchte sich auch an dem Schloss. Er griff nach seinem Hammer, aber Eve hielt ihn zurück. »Nicht kaputt machen, Max, wir wissen nicht, was drin ist.«
    »Wahrscheinlich ein richtiger Schatz«, sagte ihr Bruder grinsend.
    »Wer weiß. Vielleicht beschädigst du was, wenn du so grob darauf rumschlägst.«
    »Ich will ja nicht die Kiste kaputt machen, sondern nur das Schloss.«
    Eve versuchte erneut die Kiste zu öffnen. Vergeblich. »Nur das Schloss?«, fragte sie sicherheitshalber noch einmal.
    »Ich bemühe mich«, zischte Max, während er mit beiden Händen an der Kiste zog. Laut krachend brach das Schloss schließlich entzwei.
    »Was ist drin? Zeig her!« Mit einem Ruck riss Eve die Kiste an sich.
    »Immer mit der Ruhe! Es ist nur Papier. Briefe, schätze ich.«
    Eve spähte in die Kiste. Sie war von innen mit einem dunkelroten Stoff ausgeschlagen, an dem die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein schien. Fünf Briefstapel lagen ordentlich zusammengebunden darin. Vorsichtig holte Eve einen nach dem anderen heraus und legte sie in ihren Schoß. Die Umschläge waren vergilbt, irgendwann einmal musste es wunderschönes, teures, handgeschöpftes Papier gewesen sein. Das Muster von Trockenblumen war noch auf ihnen zu erkennen. Dann bemerkte Eve, dass sich noch etwas in der Kiste befand.
    Der Ring funkelte so stark im Sonnenlicht, dass Eve für einen Moment nichts mehr sehen konnte. Sie ließ das Schmuckstück in ihrer Hand hin und her rollen. Es war ein ganz feiner Silberring aus ineinandergeflochtenen Bändern. Fast verborgen in einem der Bänder steckte ein einfacher Stein. Er war wunderschön.
    Es fühlte sich an, als sei es verboten, aber Eve konnte sich nicht beherrschen. Sie probierte den Ring an ihrer rechten Hand. Zu klein. Doch an ihrer linken passte er perfekt.
    »Hübsch«, brummte Max. »Aber was steht nun in den Briefen?«
    Eve löste langsam die Schleife des ersten Stapels.
    »Los, Eve, mach mal ein wenig Dampf«, murmelte Max ungeduldig.
    »Ja, immer mit der Ruhe, sie sollen nicht zerknittern.« Mit dem Ellbogen wehrte Eve die neugierigen Finger ihres Bruders ab. Sie legte die Briefe auf den Boden und nahm den obersten in die Hand. Erst als sie auf den Namen

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