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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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sich seiner jungen Ehefrau gegenüber verhalten sollte, wußte sie auch nicht, obgleich sie sie kennengelernt hatte, als das Mädchen noch Corrisande Jarrencourt gewesen war. Es war unwahrscheinlich, daß ein Mann seiner Frau von früheren Affären erzählte. Oder doch? Es wäre ihm zuzutrauen gewesen, so etwas gänzlich Unglaubliches zu tun. Wie auch immer – sie hatte den Gedanken, sich mit den beiden zu treffen, degoutant gefunden. Manche Dinge beließ man besser in der Vergangenheit. Zudem legte Delacroix seiner ehemaligen Geliebten gegenüber immer ein eklatant schlechtes Benehmen an den Tag, und es ging nie ohne einen heftigen Streit ab.
    Das mochte sich natürlich geändert haben. Oder auch nicht.
    Sie blickte wieder verkrampft in den Spiegel. Gewiß nicht in Hochform. Sie hatte Ringe unter den Augen, und ihr Lächeln wirkte müde. Doch das tat nichts zur Sache. Delacroix war nicht da, hatte die Hausangestellte gesagt, und konnte sie nicht so sehen, und selbst wenn er dagewesen wäre, so wäre es ihm vermutlich erschreckend gleichgültig gewesen, ob sie Ringe unter den Augen hatte oder nicht. Das allein war unerfreulich genug.
    Gleichwohl wollte sie so gut aussehen, wie sie konnte. Das wollte sie immer, doch besonders jetzt, da sie der Ehefrau ihres einstigen Liebhabers begegnen würde. Unerklärlicherweise war es ihr wichtig, besser auszusehen als die kleine, hübsche Person mit den großen blauen Augen, die das Herz des wilden Recken erobert hatte. Denn das war es letztlich, was Delacroix war, ein Kämpe, ein Kämpfer, ein Krieger, stark, entschlossen und einfallsreich, mutig und leidenschaftlich.
    Die Tür öffnete sich, und ihr wurde klar, daß sie sich keine Sorgen hätte machen müssen. Corrisande sah furchtbar aus. Sie war blaß, verhärmt und hatte etwas Verlorenes an sich. Tatsächlich wirkte sie krank, und die Ringe unter ihren Augen waren ganz gewiß übler als die Cérises. Ihr dunkelblaues Kleid ließ sie zusätzlich blaß wirken. Eine schlechte Wahl.
    Die Sängerin lächelte.
    „Guten Morgen, Mrs. Fairchild“, grüßte sie. „Es tut mir leid, daß ich so früh störe, doch ich muß mit Delacroix sprechen. Es ist ausnehmend wichtig.“
    Die kleine, blauäugige Frau blickte sie streng an und deutete auf einen Stuhl.
    „Guten Morgen“, antwortete sie mit einem porzellanenen Lächeln. „Nehmen Sie doch Platz. Philip ist nicht da. Es tut mir leid.“
    Die Stille zog sich. Keine der beiden rührte sich vom Fleck. Sie standen nur da und starrten einander an in dem Versuch zu ergründen, was die jeweils andere wollte. Hinter ihrer bockigen Bewegungslosigkeit tobte ein lautloser Revierkampf. Cérise wußte, daß sie auf fremdem Gebiet wilderte. Bedeutungslos. Sie würde das hier ausfechten, wenn es sein mußte.
    „Oh“, sagte sie nach einer Zeit und schenkte ihrem Gegenüber ein leutseliges Lächeln. „Wann kann ich ihn erreichen?“
    Mrs. Fairchild senkte den Blick.
    „Ich weiß nicht“, sagte sie, und diesmal waren Besorgnis und Furcht in ihrer Stimme unverkennbar. „Ich weiß es einfach nicht“, wiederholte sie, dann setzte sie sich mit einem Mal auf einen Stuhl, noch bevor ihr Gast saß, ein eklatanter Bruch der Etikette, der Cérise überraschte und wütend gemacht hätte, wäre ihr nicht aufgefallen, daß die Gemahlin ihres einstigen Liebhabers zitterte.
    Wenn dies ein Duell war, hatte Delacroix ’ Frauchen es gerade verloren. Doch Cérise kostete ihren Sieg nicht aus. Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich dazu.
    „Was ist geschehen?“ fragte sie freundlich und spürte mit einem Mal allzu deutlich Corrisandes Panik.
    Mrs. Fairchild rang um Fassung.
    „McMullen brauchte seine Hilfe, um seinen im Gebirge vermißten Neffen zu finden. Er ist abgereist. Er sagte, er sei bald zurück. Aber ich habe nicht einmal eine Nachricht von ihm. Keinen Brief. Nichts.“ Ihr Blick war immer noch auf den Teppich zu ihren Füßen gerichtet, dann sah sie in die schönen, grünen Augen der Sängerin. „Ich mache mir Sorgen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Sie sind weiter ins Gebirge gereist, an einen Ort namens Aussee. Es ist nicht weit. Er hat versprochen, Nachricht zu senden.“
    „Er ist mit McMullen zusammen?“ fragte Cérise.
    „Sie sind gemeinsam losgeritten. Sie wollten an den Ort, von dem der letzte Brief des Jungen kam. Ehe er spurlos verschwand – und sein Lehrer dazu.“
    Cérise spürte, daß das noch nicht alles sein konnte. Sie kannte McMullen, hatte den freundlichen

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