Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
funktionieren könnte, doch Asko hielt es für möglich, und der war ein sehr guter Techniker. Von Görenczy versuchte, sich die schiere Anzahl von Fey vorzustellen, die das Militär fangen mußte, um die Waffe im Kriegsfall nutzbar zu machen. „Hexenjagden“ gewaltigen Ausmaßes würden stattfinden. Die Bruderschaft würde auf ihre Kosten kommen.
Er dachte an Arpad. Er respektierte den Mann, auch wenn Asko das nicht konnte. Asko und seine Voreingenommenheit. Doch selbst er hatte den Gedanken nicht gemocht, Geschöpfe als Munition zu verheizen. Warnen Sie ihn, hatte er die Briten gebeten, doch die würden ihn wahrscheinlich nicht treffen – und was hatte es mit dem Mädchen auf sich? Askos Stimme hatte mehr als nur besorgt geklungen.
Udolf ging nun vorsichtig, denn der Tunnel wurde immer heller, und gleich würde er in der Haupthöhle sein. Er hielt an und lauschte. Ein Geräusch von Metall auf Metall klang an sein Ohr, dann Stimmen. Er versuchte angespannt, mehr wahrzunehmen. Eine Stimme gehörte Asko.
„Wo sind alle hin?“ fragte Asko jemanden.
„Also“, begann eine rauhe Stimme, „eine Gruppe von vier Leuten geht gerade los. Meister Marhanor hat eine Fey-Emanation wahrgenommen – aus Richtung der Poststation. Also sind sie los.“
Asko schnaubte verächtlich.
„Die wievielte schwache Fey-Emanation mag das sein? Dutzende waren es schon. Im See, im Forst, auf dem Mond, und nie hat man was gefunden. Die hätten auch hierbleiben können.“
„Stimmt“, gab die Stimme zurück. „Sie sind auch nicht gern gegangen, so spät. Doch der Meister bestand darauf. Er sagt, er spürt den Feyon, der Ihnen und den Jägern entkam, im Berg. Er ist noch drin und braucht noch eine Weile hierher, und weil Meister Marhanor den Berg blockiert, konnte er mit der Vierergruppe nicht mitgehen. Das hätte er sonst gern getan.“
„Höchstwahrscheinlich wieder nichts.“
„Ich wünsche ihnen Glück. Zwei Sí wären besser als einer.“
Udolf hörte wieder Metall auf Metall.
„Sind sie schon lange weg?“ fragte Asko. „Ich habe bis jetzt geschlafen. Ich habe sie nicht gehen sehen.“
„Sie gehen eben los.“
„Sehen Sie“, sagte Asko. „Da. Das meine ich. Sehen Sie die Schrauben? Sind sie nicht verrostet?“
„Ich sehe nichts. Warum sollten sie verrostet sein?“
„Sie müssen genauer hinsehen. Klettern Sie hier rauf. Ich helfe Ihnen. Hier. Lehnen Sie sich direkt hinein!“
„Ich kann nichts sehen …“ sagte eine hohle Stimme, und von Görenczy nahm das als Stichwort und trat in die Höhle. Er rannte nicht, das wäre auffällig gewesen. Auf dem unebenen Steinboden konnte man nicht geräuschlos gehen. Also ging er ganz normal, als ob er ein Recht hätte, genau hier zu sein.
Er sah Asko, der mit dem Rücken zu ihm stand und einen Mann stütze, der mit dem Oberkörper halb in einer eindrucksvollen Maschine verschwunden war, die wie eine kleine Miniaturlokomotive mit einem umgestülpten Schirm aussah.
Askos Kopf drehte sich und deutete eine Richtung an. Ein dunkler Schatten an der Wand stellte sich als eine Felsspalte heraus, von der ein weiterer Gang sich abtrennte.
„Können Sie es jetzt erkennen?“ fragte Asko, und einen Augenblick lang dachte Udolf, er sei gemeint. Er nickte und wandte sich dem Gang zu.
„Nein“, erklang die Stimme aus der Maschine. „Ich kann keine Korrosion feststellen. Sieht alles tipp topp aus. Sie machen sich zu viele Gedanken. Wird schon klappen. Ist doch eine ausgezeichnete Arbeit. Wir brauchen nur Munition.“
Der Kopf tauchte aus der Maschine auf, und der Mann sah Asko an, der sich so hingestellt hatte, daß der Mann mit dem Rücken zum Gang stand.
„Ich dachte nur“, sagte er, „es wäre unangenehm, wenn wir dann endlich Munition haben und feststellen, daß die Maschine wegen einer korrodierten Schraube nicht funktioniert.“
Udolf glitt in die Schatten den Ganges und preßte sich gegen die Wand. Einen Augenblick lang blieb er reglos stehen. Der Mann drehte sich um.
„Ich könnte schwören“, brummte er, „ich habe jemanden vorbeigehen hören. Wer war es?“
„Tut mir leid, ich habe nicht hingeschaut“, entgegnete Asko. „Eventuell Bilecki? Ich weiß es wirklich nicht. Schauen Sie, diese Schraube …“ Er zog den Mann auf die andere Seite der Maschine, wo die Erfindung selbst ihre Sicht einschränkte.
Leise kroch Udolf weiter durchs Dunkel. Er hatte eine Laterne an sich genommen, die am Ende des Ganges gestanden hatte, als warte sie auf ihn. Noch
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