Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
ausgestattet ist, möchte ich dir Recht geben. Doch ich finde es nicht leichter, mit einer Frau durch die Berge zu steigen, die die Niederlage wie einen Umhang um sich trägt. Wir kommen hier heraus. Gewiß. Ich weiß es.“
    Sie seufzte.
    „Wenn du so hellsichtig bist, Arpad, dann, muß ich sagen, wundert es mich, daß du die Einladung meines Onkels nicht von vornherein abgelehnt hast.“
    Er lachte.
    „Du bist entschieden zu gewitzt.“
    „Nicht, daß es mir etwas nützt.“
    „Natürlich nützt es. Es heißt, daß du überlegen kannst, was du willst, und deine Entscheidungen auf gescheiten Schlußfolgerungen gründen. Viele Menschen können das nicht.“
    „Welche Entscheidungen bleiben mir denn noch? Kaum welche“, gab sie unfreundlich zurück.
    „Du bist so jung. Du darfst nicht einfach aufgeben. Wir sind noch nicht besiegt. Du lebst und bist gesund – nur zerschlagen, und du hast im Moment ein Abenteuer, von dem du später mal deinen Enkelkindern erzählen wirst. Nun ja, vielleicht nicht alle schrecklichen Details. Vielleicht nur eine tugendhafte Kurzversion. Die Dinge, die von Mut handeln, von Vertrauen und Freundschaft und Durchhaltevermögen. Das wird deinen Enkeln gut tun und hübsch moralisch erbaulich sein, und sie werden immer wieder zu dir kommen, sich um deinen Lehnstuhl drapieren und betteln ‚Oma, kannst du uns noch mal von der Höhle erzählen und von dem lustigen Mann mit den spitzen Ohren?‘“
    Sie kicherte, dann kippte ihr Kichern mit einmal um und wandelte sich zu Tränen. Er zog sie in seine Arme, und sie weinte in seine Schulter.
    „So ist‘s gut“, sagte er und hielt sie fest. „Viel besser. Es passiert nicht oft, daß sich Menschen bei mir ausweinen. Natürlich würde ich dich lieber lächeln sehen. Du hast ein so charmantes Lächeln. Doch weinen ist ein Anfang.“
    Sie weinte nicht lange, aber es half, den Krampf in ihrem Herzen zu lösen.
    „Besser?“ fragte er, als sie ihre Tränen trocknete.
    „Besser“, versicherte sie und grinste. „Du bist ein großartiger Mann. Wenn ich schon in einer Höhle eingeschlossen sein muß, sollte ich dankbar sein, daß gerade du bei mir bist. Einen rücksichtsvolleren Gefährten hätte ich nicht finden können.“
    Seine Lippen streiften ihre Braue in einem flüchtigen Kuß.
    „Weißt du“, sagte er, „vielleicht solltest du davon Abstand nehmen, ein solches Höhlenabenteuer zu wiederholen. Einmal im Leben sollte reichen.“
    „Da magst du Recht haben“, pflichtete sie ihm bei, „und wenn ich doch noch mal ein Höhlenabenteuer erleben möchte, dann nicht ohne Picknickkorb voller Proviant und viele gute Laternen.“
    „Nicht zu vergessen einen Führer mit anderen Eßgewohnheiten“, fügte er beschämt hinzu.
    „Das auch“, gab sie zurück, wurde rot. „Bist du … willst du …?“
    „Noch nicht. Gehen wir erst noch ein Stück.“
    Er half ihr auf. Dann hielt er sie plötzlich in Walzerpose, wirbelte sie herum, hob sie dabei von ihren Füßen, damit sie nicht stolpern konnte.
    „Weißt du“, sagte er, „ich bin ein guter Tänzer. Wenn das hier vorbei ist, will ich mit dir tanzen gehen. Du wirst ein herrliches Ballkleid mit einem absolut skandalösen Dekolleté tragen und ich meinen besten Frack und eine weiße Nelke im Knopfloch. Was meinst du?“
    „Das klingt fabelhaft, Arpad. Soll ich die schönste Frau der Welt vorher in punkto Ballkleid konsultieren? Oder nehmen wir sie mit?“
    Er lachte.
    „Das wäre keine so gute Idee. Wir werden es ihr nicht sagen. Wir werden einfach zum Ball gehen und tanzen, und dann werde ich dich nach Hause zu deinem Onkel bringen, ganz tugendsam und wohlanständig.“
    „Wohl kaum. Für ein unverheiratetes Mädchen wäre es weder tugendsam noch wohlanständig, zum Ball zu gehen mit einem Mann, der eine Affäre mit einer anderen Frau hat. Es wäre gänzlich unmoralisch, aber zugegeben sehr aufregend.“
    Sie ließ ihn wieder in ihren Geist ein und lief, durch ihn geleitet. Jedes Mal, wenn sie sich zusammenschlossen, wurde es einfacher. Ihre Barriere wurde schwächer, ihr Ekel davor, manipuliert zu werden war zu dumpfem Nichtmögen zusammengeschmolzen und verschwand, sobald sie unterwegs waren.
    Manchmal sah sie noch Sevyos Gesicht vor sich, und manchmal war es das Herrn Meyers. Dann schmolzen seine strengen Gesichtszüge zum einzig fröhlichen Lächeln, das sie in ihrer Erinnerung an ihn finden konnte. Sie erinnerte sich an ihren Traum und das Wesen im Kilt, das sein Herz mit ihrem

Weitere Kostenlose Bücher