Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
gehen lassen“, sagte sie und seufzte. Ihre Stimme war belegt vom Weinen. „Ich hätte mich nie so aufführen dürfen. Niemals. Doch Sie können sich nicht vorstellen … und ich kann es auch nicht sagen.“ Sie unterbrach sich. „Wir müssen reden. Man sagte mir, wir sollen uns morgen bei einem Schrein für drei Heilige einfinden, St. Barbara, St. Katharina und St. Margarethe. Man wird uns prüfen.“
    „Wer?“ fragte Cérise, die sich auf ihrem Bett niedergelassen hatte und ein wenig ungehalten klang. Sie wurde nicht gerne geprüft. Bewundert zu werden lag ihr mehr.
    „Ich weiß nicht. Sie sagte, sie würde unsere Tapferkeit und die Kraft unserer Liebe prüfen und daß wir den Test besser bestehen sollten. Viel mehr hat sie nicht gesagt, nur daß schreckliche Dinge in dem Berg vorgehen und es unsere Aufgabe ist, sie zu beenden. Sie sagte, sie würde …“ Corrisande schluckte, als ob ihr das nächste Wort Schwierigkeiten bereitete, „…Philip helfen, wenn wir ihm helfen.“
    „Wer ist sie?“ fragte Sophie.
    „Sie ließ sich von mir Mutter nennen. Sie klang auch wie eine Mutter, eine strenge, aber gütige Mutter.“
    „Wie sah sie aus?“
    „Ich habe sie nicht gesehen, nur ihre Stimme gehört. Sie war sehr überzeugend.“
    „Warum sollten wir tun, was sie sagt?“ unterbrach Cérise. „Eine Stimme im Wasser. Liebe Corrisande, Sie waren nicht einmal bei Bewußtsein, als wir sie mit von Görenczy am See fanden, und wo wir schon dabei sind: Was um Himmels Willen hat Sie dazu gebracht, ihr Badekostüm auszuziehen? War es diese ‚Mutter‘?“
    Schweigen legte sich über die Anwesenden, und Corrisande begann wieder zu zittern. Sie starrte zu Boden, ihre Lippen waren zusammengepreßt, ihr Atem ging in vorsichtigen Zügen, die verrieten, daß sie um ihre Fassung rang.
    Einen Moment lang sagte keiner etwas. Dann schaltete sich Sophie ein.
    „Es geht mich nichts an, und der Anstand sollte mir verbieten nachzufragen, aber im Hinblick auf das, was hier geschieht, werde ich meine Hemmungen über Bord werfen. Was ist im See geschehen? Die Stimme einer Mutter, die Hilfe verspricht, kann Sie nicht so verwirrt haben!“
    Corrisande saß verkrampft und aufrecht da, das Kinn abwehrend hochgereckt, ihre Augen geschlossen. Sie schwieg.
    „Außerdem – wer hat Ihnen die Erinnerung genommen? Welche Erinnerung?“ fragte Sophie stur weiter.
    Langsam öffnete Corrisande die Augen. Eine Träne entschlüpfte ihrer Contenance. Ihr Blick ging zur gegenüberliegenden Wand.
    „Alles. Er hat mich alles vergessen lassen. Wer ich bin und wen ich liebe, meinen Namen und den Philips, meine Vergangenheit, meinen Anstand, die Tatsache, daß ich ein Mensch bin und keine Nereide. Er hatte mein Gedächtnis leergewischt, und ich habe alles verloren. Ein Zustand vollkommenen Vergessens. Meinen Verstand zu verlieren war qualvoll. Ihn wiederzuerlangen war unerträglich.“
    Keine der Frauen sprach. Sie versuchten beide, dem Gesagten einen Sinn zu entnehmen.
    „Sind Sie einem Feyon begegnet?“ fragte Sophie schließlich.
    Corrisande nickte errötend.
    „Sah er gut aus?“ fragte Cérise mit einem seltsamen Lächeln.
    Corrisande zögerte, dann wandte sie sich der Sängerin zu und blickte ihr in die Augen.
    „Er sah sehr gut aus. Er hätte Ihnen gefallen. Er hat mich an Arpad erinnert. Attraktiv, anziehend, Herr seines Reiches, und ich war in seinem Reich.“
    „Hat er Zauber gegen Sie gewirkt?“ fragte Sophie. „Hat er Ihr Bewußtsein vernebelt und Sie vergessen lassen?“
    „Hat er Ihnen Ihre Hemmungen gestohlen?“ fragte Cérise. „Ich weiß, wie das ist.“
    „Ich auch“, sagte Frau Treynstern. „Doch er hat wohl mehr getan als das. Das ist unverzeihlich.“
    „Unverzeihlich, ich weiß“, sagte Corrisande und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Er wird mir nie verzeihen. Er wird mich nicht mehr lieben, und ich kann es nicht ertragen, seine Liebe zu verlieren. Er wird mich für diese Treulosigkeit aus seinem Leben entfernen, wie er auch Sie …“ Sie beendete ihren Satz nicht, hörte jedoch die Sängerin, die eben begriff, wer „er“ war, wütend zischen.
    Wieder wurde es still. Dann sprach Sophie wieder.
    „Das habe ich nicht gemeint. Ich weiß nicht, was Sie getan haben, Kind, aber was immer es war, die Kreatur hat Ihnen offenbar keine Wahl gelassen.“
    „Ich hätte mich wehren müssen. Ich habe es versucht. Ich habe es so sehr versucht, großer Gott. Aber von mir war nichts übrig.“
    Ein säuerliches Lächeln

Weitere Kostenlose Bücher