Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Abenteuer“, sagte sie glücklich.
Er lächelte, und ihm wurde wieder bewußt, wie atemberaubend schön sie war und daß es ihm schwer fiel, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Ihre grünen Augen blitzten vor Lebensfreude, und ihre Locken strahlten in der Morgensonne intensiv rot. Ihr Lächeln war frei und verlockend, und ein Anflug von Keßheit war darin, der ihn herauszufordern schien. Sie war ein Traum.
Außerdem würde sie seine Ehefrau spielen. Er freute sich schon darauf, ihren Gemahl darzustellen. Die Tarnung, die sie gewählt hatten, bürgte für eine interessante Nähe.
Das Boot schaukelte, und er balancierte es sorgfältig aus. Er mußte sich besser konzentrieren. Nicht ganz leicht, bei der Aussicht.
Er hatte schon früher mit ihr geschäkert. Ein halbes Jahr zuvor hatte er ihr einen Kuß geraubt, und es war ein sehr süßer Kuß gewesen. Doch trotz ihrer unkomplizierten Offenheit hatte sie ihm klargemacht, daß sie nicht leicht zu haben war. Was sie wirklich wollte konnte er nicht ausmachen. Der Ehebund konnte es nicht sein. Sie war eine Angestellte. Also stand das außer Frage. Er wußte das. Sie mußte es genauso wissen.
Vielleicht suchte sie einen Beschützer, einen begüterten Herrn möglicherweise, der ihr ihre Wünsche erfüllte und im Gegenzug die seinen erfüllt bekam. Alle seine Wünsche von einer solchen Traumvision erfüllt zu bekommen mußte verdammt noch mal überwältigend sein. Nur war er vermutlich nicht begütert genug, um sich ein so über alle Maßen exquisites Spielzeug leisten zu können.
„Es kann gefährlich werden, Christine“, sagte er, und ihm wurde bewußt, daß er sich für seine Antwort zu lange Zeit gelassen hatte. „Wir müssen wachsam sein. Du mußt versprechen, immer zu tun, was ich dir sage.“
„Sind Sie sicher, daß Sie mich nicht Lola nennen wollen?“
„Ganz sicher, Liebling, und du mußt mich duzen. In diesem Abenteuer bist du schließlich meine Ehefrau, nicht wahr?“
Sie nickte und sah ihn offen an.
„Ich verstehe“, sagte sie und schenkte ihm ein heiteres Lächeln. „Sie – du würdest eine Lola nie heiraten.“
„Richtig“, erwiderte er. „Meine Eltern würden mir das nie verzeihen.“
Das Lächeln verschwand, und der Mund verzog sich zu einem anmutigen Schmollen.
„Du tust natürlich immer nur, was deinen Eltern gefällt“, murrte sie. „Du bist sehr tüchtig und gesittet. Vor einem halben Jahr warst du noch anders.“
Er seufzte.
„Nein.“ Er hatte sie geküßt. Er hatte sie nicht gebeten, seine Ehefrau zu werden. Lieber Himmel. Was für ein Thema am frühen Morgen! Er mußte sie auf andere Gedanken bringen. „Marie-Jeannette, ich meine, Christine, wenn wir im Dorf ankommen, möchte ich, daß du dich … vielleicht … ein wenig … verliebt gibst. Wir sind ein Ehepaar auf Hochzeitsreise. Wenn die Leute das auf den ersten Blick sehen, kommen sie möglicherweise gar nicht auf die Idee, uns mit etwas anderem in Verbindung zu bringen.“
Sie nickte.
„Leute sehen stets nur, was sie sehen wollen. Ich weiß das. Corrisande, ich meine, Mrs. Fairchild, hat mir viel beigebracht, weißt du.“
Er sah sie mißtrauisch an.
„Was denn?“
„Englisch, und inzwischen lerne ich auch Deutsch. Sie hat mir auch Manieren beigebracht und wie man mit Herren von Stand konversiert.“
„Du lieber Himmel, wozu das denn?“
„Weil ich nicht immer Zofe bleiben möchte. Ich habe andere Pläne. Ich könnte … Schauspielerin werden.“
Sie wäre sogar eine gute Schauspielerin. Selbst wenn ihr dramatisches Talent nicht überragend sein sollte, würde ihr Aussehen ihr doch eine Karriere bescheren und sie berühmt machen. Er musterte sie genau. In der exquisiten Kleidung der Sängerin wirkte das Mädchen wie eine Dame. Nicht ein Hauch von Gesindetrakt haftete ihr an. Sie zeigte einen Stolz, der ihre Grazie in Einklang mit ihrem Wesen setzte. Sie hielt den Kopf erhoben und saß anmutig und ruhig da.
Er riß sich von dem Anblick los und konzentrierte sich auf ihr Fortkommen.
„Wir sind gleich da. Ich werde am Steg anlegen, und wir werden zu einer Gaststätte gehen. Wir könnten uns ein Zimmer nehmen. Sei es nur, damit es aussieht, als hätten wir die Nacht dort verbracht und würden nun nach Aussee zurückreisen.“
„Das ist eine gute Idee“, nickte sie. „Ich hoffe, wir finden bald eine Transportmöglichkeit“, fuhr sie fort und kopierte ganz selbstverständlich den Sprachstil ihrer Arbeitgeberin. „Der Gedanke an jene Männer
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