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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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seine ungeheure Zähigkeit. Nur wenige Dinge konnten ihm etwas anhaben. Es war möglich, ihn zu töten, das wußte sie, doch man brauchte Kalteisen dafür, und das war schwer zu bekommen. Er war nie krank. Kleine Verletzungen heilten in Sekunden. Sie wußte nicht, wie lange er gebraucht hatte, um sein Herz zu heilen, vermutlich nicht länger als eine Stunde.
    Fey zeugten nur selten Kinder, hatten generell wenig Nachwuchs. Das war erstaunlich, wenn man bedachte, was für körperlich orientierte, leidenschaftliche Kreaturen sie waren. Doch Liebe war für sie nicht nur Mittel zum Zweck. Genaueres wußte sie nicht, denn Torlyn hatte nie viel darüber erzählt.
    Sie hoffte, das Fey-Element in Corrisande würde ihre Schwangerschaft schützen, denn die war etwas Außergewöhnliches. Das Schwimmen bei eiskalten Temperaturen schien sie gut überstanden zu haben. Vielleicht war ihr geheimnisvoller Vorfahr ein Wasserwesen? Dafür sprach die Fähigkeit, unter Wasser zu atmen. Arpad konnte es nicht. Er mochte keine großen Wasserläufe und haßte Bergquellen. Zu lebendig, hatte er ihr einmal erklärt. Wasser war voller Leben, das in seiner Gesamtheit stärker war als er.
    Sie hatte damals kaum glauben können, daß es etwas geben sollte, das ihn an Stärke übertraf. Er war in vielerlei Hinsicht ein so starker Mann. Sie fürchtete sich davor, ihn wiederzusehen. Ihre Empfindungen für ihn hatten sich nie geändert. Ihre Entscheidung, ihn zu verlassen, war von der Vernunft bestimmt gewesen, nicht vom Gefühl. Sie wußte nicht, wie sie damit umgehen würde, daß er sie alt sah, über Fünfzig, mit grauem Haar und Falten um den Augen.
    Sie verdrängte den Gedanken. Sie hatten ihre Zeit gehabt. Sie war damals jung und hübsch gewesen, wie heute die Sängerin. Nun waren andere Dinge wichtiger, das Wohlergehen ihres Sohnes, das der jungen Frau, die sie unter ihre Fittiche genommen hatte, und natürlich das Torlyns.
    Während sie versuchte, sich ohne die Hilfe einer Zofe anzukleiden, beobachtete sie die anderen beiden Frauen im Schlaf. Die Diva sah selbst schlafend exquisit aus. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, ihr Haar war der Nachthaube entkommen und hing wie ein goldener Seidenvorhang vom Kissen. Sie verstand Torlyn. Die Frau war ein Traum.
    Corrisande konnte mit Cérises Aussehen nicht konkurrieren. Sie war süß und liebenswert, doch nicht schön. Die zielbewußte Sachlichkeit, die sie bisweilen an den Tag legte, war das einzige Indiz, daß sie älter war als achtzehn. Doch das Talent zu tun, was nötig war, hatte sie in dieser Nacht verraten. Sie zuckte unruhig. Ihre Fingernägel krallten sich ins Deckbett. Was immer sie träumte, es schien unangenehm zu sein.
    Vielleicht träumte sie von dem Wassermann, der sie verführt hatte – wenn man es denn Verführung nennen konnte. Notzucht war ein passenderes Wort, denn eine Wahl hatte sie nicht gehabt. Dennoch hatte die heftige Reaktion der jungen Frau ihren Grund eher in Schuld als in Abscheu und Ekel.
    Er war Torlyn ähnlich, hatte sie gesagt, und Torlyn wußte, wie man Frauen gefügig und willfährig machte, wie man sie mit wilder Leidenschaft und Lust erfüllte. Er wußte diese Leidenschaft auch zu befriedigen. Das Talent war Teil von ihm, und die von ihm Erwählten genossen es. Sie erinnerten sich nicht daran, wenn er nicht ausdrücklich entschied, daß sie das sollten, doch sie erwiderten seine Lust und sein Vergnügen und gaben ihm, was er zum Überleben brauchte, Leidenschaft und Blut.
    Der Unterschied zwischen ihm und – wie hatte sie ihn noch genannt? – Iascyn war vermutlich nicht sehr groß. Corrisande fühlte sich schuldig, nicht weil dieser sie überwältigt hatte, sondern weil sie es genossen hatte.
    Frau Treynstern schmunzelte. Sie war ehrlich genug, sich einzugestehen, daß ihr eine solche Begegnung ganz recht gewesen wäre. Im Leben der über jeden Zweifel erhabenen Witwe fehlten manche Dinge nun schon sehr lange. Ein kleines, geheimes Fey-Abenteuer wäre angenehm. Nur sollte man vermutlich für diesen Herrn des Sees unter Wasser atmen können. Wenn das so war, bekam er wohl nicht oft die Gelegenheit zur Liebe. Doch vielleicht konnte er aus dem Wasser heraus? Sie wußte es nicht.
    Sie gab es auf, sich anzukleiden, denn sie konnte ihr Korsett nicht schließen. Marie-Jeannette fehlte.
    „Philip!“ Corrisande erwachte mit dem Namen ihres Gemahls auf den Lippen. Ihre Liebe zu ihm war rührend. Frau Treynstern hoffte inständig, der enigmatische Gentleman würde nie

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