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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Marie-Jeannette wiederholte das Wort, als hätte man ihr eröffnet, sie müsse in einem Schubkarren reisen. „Die sind doch viel zu klein!“
    „Ein Tilbury ist in Ordnung. Was willst du nur?“ Seine Stimme klang ein wenig entnervt. Allzu viel schauspielerisches Talent war dazu nicht nötig.
    Die Wirtin drehte sich um und verließ den Austragungsort der Diskussion.
    Marie-Jeannette grinste ihn verschwörerisch an, nahm sich dann zusammen und zog ihren hübschen Mund wieder in Schmollstellung. Sie jammerte:
    „ De vrai , meine Eltern hatten vollkommen Recht. Ich hätte auf sie hören sollen. Nun muß ich die Konsequenzen meiner unüberlegten Liebe tragen! C’est si triste! “
    Wieder zitterte ihre Lippe, doch nach einem Augenblick der Unsicherheit stellte Udolf fest, daß sie mühsam ein Kichern unterdrückte.
    Er sah sie strafend an.
    „Mein Kind“, begann er in strengem Ton, konnte jedoch seine Schelte nicht zu Ende bringen.
    „Nun bist du auch noch böse auf mich. Oh, mein Ehemann, ich kann es nicht ertragen, wenn du böse auf mich bist.“ Wieder verschwand ihr Gesicht in ihrem Spitzentaschentuch. Gleichzeitig trat sie zu ihm hin und flüsterte: „Sie lauscht gewiß. Das tun sie alle.“
    „Wer?“ fragte er leise zurück.
    „Du weißt schon. Leute ihres Standes.“
    Udolfs Kinnlade klappte herunter. Doch er hatte keine Zeit, sie darum zu bitten, ihm ihre Version von Klassenunterschieden zu erklären. In diesem Augenblick hörte er, wie sich die Haustür öffnete und eine Gruppe Männer in den Korridor kam. Ihre Stiefel klangen laut auf den Steinfliesen. Durch die geschlossene Tür konnte Udolf sie hören, ohne alles genau zu verstehen.
    Was er jedoch verstand, war, daß die Männer jemanden suchten, der ihnen entschlüpft war. Die Stimmen hörten sich anders an als nachts am See, aber er erkannte sie dennoch.
    Jemand trat auf die Tür zum Hinterzimmer zu, und er sah, wie sich der Türgriff bewegte. Dann hörte er die Stimme der Wirtin.
    „Da sind Gäste drin. Sie kommen besser in den Schankraum.“
    „Gäste? Was für Gäste?“
    „Flitterwöchner. Sie haben nicht aufgehört zu streiten, seit sie hier sind. Am besten, man läßt sie in Ruhe.“
    „Was tun sie denn hier?“
    „Sie versuchen, romantisch zu sein.“
    Die Tür öffnete sich einen Spalt, und Udolf griff nach seiner liebreizenden Gefährtin, zog sie in seine Arme und küßte sie leidenschaftlich, während er darauf achtete, mit dem Rücken zur Tür zu stehen und ihre Gesichter zu verbergen.
    Nach einigen Augenblicken schloß sich die Tür wieder.
    „Das scheint ihnen zu gelingen“, kommentierte eine belustigte Stimme, dann erschallte dreckiges Gelächter. Die Schritte entfernten sich.

Kapitel 58
    Frau Treynstern versuchte, sich so leise wie möglich zu bewegen. Der Morgen war längst angebrochen, aber ihre Reisegefährtinnen schliefen noch, die eine aus Erschöpfung, die andere aus Gewohnheit. Sie selbst hatte nur ein Schläfchen gehalten, nachdem sie mit den Wirtsleuten gesprochen hatte, während der Leutnant und die Zofe sich nach Grundlsee aufmachten.
    Sie hatte für das geliehene Boot bezahlt und unterließ es, eine Erklärung abzugeben, von wem oder warum es geliehen wurde. Niemand fragte. Die Leute wollten es nicht wissen. Sie sahen sie nur ein wenig mißtrauisch an und rieten ihr dann aufs Neue, mit den Damen zusammen abzureisen und das Ausseer Land zu verlassen. Im Gegenzug wollte auch Frau Treynstern nicht wissen, weshalb man annahm, sie wären in Gefahr oder wer hinter dieser Gefahr stecken mochte. Sie hatte die Wirtsleute nur informiert, daß sie am Nachmittag ein Boot mit Ruderer brauchen würde, da man vorhatte, einen Ausflug in die Berge zu machen.
    Danach war sie in ihr Zimmer gegangen und hatte ein wenig geruht.
    Ein wenig sorgte sie sich um das feingliedrige Mädchen, das am Vorabend ein solches Abenteuer erlebt hatte. Das zarte Aussehen der jungen Frau rührte ihre mütterlichen Gefühle. Gern hätte sie sie zurück nach Ischl geschickt.
    Doch sie würde sie nicht dazu überreden. Ihr war klar, daß ein Teil der Informationen, die sie hatten, aus Quellen stammte, die nur Corrisande offenstanden. Ohne sie konnten sie nichts ausrichten. Zudem würde sie nicht heimreisen wollen. Dennoch hatte Frau Treynstern kein gutes Gefühl dabei.
    Vielleicht sollte sie sich keine Sorgen machen. Sí waren um einiges widerstandfähiger als Menschen. Arpads Antlitz erschien vor ihrem geistigen Auge, seine schmale, junge Gestalt,

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