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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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Übermaß an Müttern zu leiden“, seufzte der Sí mit einem unfreundlichen Lächeln. „Mehr Mütter, als sie jemals braucht – und auch mehr Männer. Sie braucht nur mich. Doch ich werde sie euch lassen. Sie darf mit euch gehen und ihre Aufgabe erfüllen. Davon will ich sie nicht abhalten.“
    Sophie verbeugte sich erneut.
    „Danke. Sie werden Sie also in Frieden lassen?“
    Er grinste sie boshaft an.
    „Das habe ich nicht gesagt, Menschin. Ich werde sie rächen, wenn sie in Ausübung ihrer Pflicht fällt. Ich werde sie holen, wenn sie siegt und überlebt.“
    „Bitte, Hoheit …“
    „Geh zurück aufs trockene Land, Menschin. Sag ihr, ich warte darauf, daß sie ihren Kampf gewinnt. Dann ist sie mein, und sie wird glücklich sein. Ich werde sie weit mehr erfreuen, als es ihr menschlicher Liebster je könnte.“
    „Ich bitte Sie inständig, Hoheit – Sie werden ihr und ihm das Herz brechen …“
    „Menschenherzen heilen schnell, Frau. Ein Augenzwinkern, und der Schmerz ist fort. Ein weiteres Augenzwinkern, und ihr seid vergangen. Kannst du dir nicht vorstellen, wie es ist, einsam zu sein? Ich entstand zusammen mit diesem See. Gefährten, mit denen ich mein Reich teilen kann, sind selten. Du kannst nicht ermessen, wie lange ich schon allein bin, und da besitzt du die Unverfrorenheit, mir die Liebe verweigern zu wollen, weil sie einen Sterblichen unglücklich macht, der in ein, zwei Atemzügen zu Staub zerfällt und zu Asche wird?“
    „Fürst Iascyn!“ sprach Sophie, obgleich sie fühlte, daß seine Ungeduld stetig wuchs. „Auch sie ist ein Menschenwesen und wird sterben, noch bevor Sie mit Ihrem Augenzwinkern fertig sind. Was wird aus ihrem Kind?“
    Er lächelte sie mit geschlossenen Lippen an, und in der nächsten Sekunde war er verschwunden. Nichts blieb zurück außer einer funkelnden Welle.
    „Ich werde es ihr nicht sagen, Hoheit“, murmelte sie dem Wasser zu. „Gar nichts werde ich sagen. Sie sind nicht das einzige Wesen auf der Welt, das weiß, was Alleinsein bedeutet. Ich kenne das Alleinsein zur Genüge. Doch das gibt mir und Ihnen nicht das Recht zu zerstören.“
    Sie wandte sich um. Ihre Knie waren weich und bebten. Viel wußte sie nicht über andere Fey. Nur Torlyn hatte sie gut gekannt, und er hatte ihr nicht viel erzählt. Nur daß sie Leben bewahrten oder es zerstörten – ein Konzept, das sich von dem der Menschen unterschied und doch ähnlich war. Zerstört hatte diese Kreatur sie nicht. Doch sie hatte ihre Macht und ihren Willen gespürt, und auch seine Verachtung Menschen gegenüber. Torlyn verachtete die Menschen nicht. Er benutzte sie, entflammte sie, manipulierte sie und manchmal, manchmal mordete er sie. Doch er sah sie nie als nichtig an.
    Vielleicht würde er eingreifen, wenn sie ihn befreiten. Oder vielleicht würde der Ehemann seine junge Frau retten können, sofern sie ihn fanden und man ihn über die Gefahr informierte. Das hieße freilich, ihm die Angelegenheit in ihrer Gesamtheit zu schildern. Nichts, was sie vorhatte.
    Vor der Gaststätte stand eine Holzbank, und sie ließ sich schwerfällig darauf nieder und blickte zu Boden. Nach einer Weile bemerkte sie, daß sie nicht allein war. Die Wirtin stand neben ihr und musterte sie.
    „Er hat mit Ihnen geredet“, sagte sie. „Er hat schon lange mit keinem mehr geredet. Das letzte Mal ist Generationen her.“
    Sophie nickte.
    „Kein Wunder, daß er einsam ist“, sagte sie.
    Die Wirtin setzte sich neben sie und sah über den See.
    „Sind Sie eine weise Frau, daß Sie ihn dazu bringen können, mit Ihnen zu reden?“ fragte sie nach einer Weile, und Sophie sah, daß sie mit der Hand eine versteckte Geste gegen den bösen Blick machte.
    Sophie schüttelte den Kopf.
    „Leider nicht. Er hat sich einfach entschlossen, mit mir zu sprechen.“
    Sie blickte über den sonnenbeschienenen See. Ein herrliches, einsames Gewässer mit verborgenen Untiefen.
    „Die Männer letzte Nacht“, fuhr die Wirtin fort, „würden ihn gerne finden. Haben Sie ihm das erzählt?“
    „Er weiß es“, antwortete Sophie. „Er weiß so vieles und will von anderem gar nichts wissen.“
    Die Wirtin nickte.
    „So sind sie. Ich werde den Proviantkorb für Sie fertig machen. Mein Sohn wird Sie am Nachmittag selbst nach Gössl rudern. Seien Sie vorsichtig. Wir können Ihnen nicht helfen. Der Baron ist ein mächtiger Mann. Wir leben hier.“
    „Das verstehe ich“, sagte Sophie.

Kapitel 59
    Marie-Jeannette hatte ihm auf dem Weg nach Aussee keinen

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