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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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die Wahrheit über diese Nacht erfahren, doch sie machte sich keine allzu großen Hoffnungen.
    Himmelblaue Augen starrten in ihre Richtung und nahmen sie schließlich wahr.
    „Oh“, flüsterte Corrisande enttäuscht. „Guten Morgen, Frau Treynstern.“
    „Sophie“, berichtigte die Ältere leise. „Guten Morgen. Ich habe Sie jetzt schon so oft beim Vornamen genannt. Wenn es Ihnen recht ist, wollen wir nicht wieder förmlich werden. Das Schicksal hat uns zusammengeführt.“
    „Ich stehe nach gestern Nacht nicht auf so gutem Fuße mit dem Schicksal“, brummte Corrisande.
    Sophie nickte lächelnd.
    „Gewiß. Aber Grollen nützt nichts. Es ist sinnlos, über das zu klagen, was bereits geschehen ist. Sie müssen nach vorn blicken.“
    Corrisande seufzte.
    „Ich weiß“, flüsterte sie. „Ich weiß es. Ich sollte aufstehen. Schläft Cérise noch?“
    „Wie ein Murmeltier.“
    „Sie ist Sängerin. Ihre Aktivitäten finden vermutlich meist abends oder nachts statt. Kein Wunder, daß sie kein Morgenmensch ist“, sinnierte Corrisande. „Durchtanzte Nächte, erlauchte Gesellschaft und eine Flut von Verehrern. Das muß sehr anstrengend sein.“
    Frau Treynstern schmunzelte.
    „Wir müssen sie nicht allzu sehr bemitleiden. Corrisande, meine Liebe, ich inkommodiere Sie nur ungern, aber könnten Sie mir mit meiner Schnürung helfen? Marie-Jeannette ist ja nicht da. Ich hoffe, es geht ihr gut. Ich habe das Mädchen nicht gern mit diesem jungen Mann fortgeschickt.“
    Corrisande schwang die Beine aus dem Bett und griff nach ihrem Morgenmantel.
    „Solange von Görenczy ihre einzige Sorge ist, ist sie in keiner großen Gefahr. Ich bin sicher, daß er sie nicht gegen ihren Willen belästigen wird, und sie ist viel zu gewitzt, um irgendwelchen falschen Eheversprechen Glauben zu schenken. Sie kennt die schicklichen Grenzen. Sie ist viel vernünftiger, als man glauben möchte. Vermutlich schützt sie den Leutnant vor seinem eigenen Draufgängertum. Er ist ein guter Kämpfer, aber ich halte ihn nicht für einen gewieften Pläneschmied.“
    Sie stand behende auf und stellte sich hinter Sophie, um ihr das Korsett stramm zu ziehen.
    Während die ältere Frau eine graue Wollbluse und einen grünlichen Rock anlegte, suchte sie selbst im Schrank nach ihren Sachen und breitete sie auf dem Bett aus.
    „Ziehen Sie sich warm an“, empfahl Sophie. „Ich weiß nicht, was heute Nachmittag geschehen wird, doch sollten wir in diesem Höhlensystem landen, sollten wir entsprechend gekleidet sein. Ich werde Sie jetzt allein lassen, damit Sie Ihre Morgentoilette halten können. Ich werde einen Picknickkorb bestellen. Vielleicht sollten wir zur Sicherheit auch eine Laterne und Kerzen mitnehmen.“
    Sie nahm ihren Mantel und verließ das Zimmer.
    Die Luft war frisch, und obgleich die Sonne schien, war es eher kühl und windig. Der Herbst hatte Einzug gehalten. Sie wußte, daß der Winter hier droben nicht mehr weit war.
    Der See glänzte im Sonnenschein wie Silber. Fast wirkte er glücklich. Kleine Wellen schlugen ans Ufer wie die Begleitung zu einem Lied. Das Laub der Bäume trudelte fröhlich im Wind, der an den Ästen zerrte. Blätter schwammen auf dem Wasser und zierten es wie ein farbenprächtiger Blütenteppich. Wie Hochzeitsschmuck wirkte es und bekümmerte Frau Treynstern außerordentlich.
    Sie trat auf den Anlegesteg, der sich hinaus aufs Wasser erstreckte. Eine Reihe Boote war dort angebunden und hob und senkte sich rhythmisch mit der Bewegung der Wellen.
    Sie ging ans Ende des Stegs, blieb am Rand stehen und blickte über den See. Sie konzentrierte sich, faltete die Hände, damit sie nicht nervös zappelten.
    Sie kannte seinen Namen und konzentrierte sich auf das, was sie von ihm wußte. Iascyn. Corrisande hatte nicht gewußt, welche Ehre ihr zuteil geworden war, als er ihr seinen Namen offenbarte. Wahrscheinlich rechnete er nicht damit, daß sie ihn weitergab. Vielleicht hatte er aber auch nicht angenommen, daß sie ihn wieder verlassen würde. Iascyn, der ein prächtiges Wesen war und ein Reich von berauschender Pracht regierte. So viel wußte Sophie von ihm.
    Viel war es nicht, doch vielleicht würde es reichen.
    „Fürst Iascyn“, sagte sie und sandte ihre Stimme weit über das Wasser, ohne allzu laut zu werden. „Fürst Iascyn, bitte gewähren Sie mir ein Gespräch. Ich bin Sophie. Ich stehe hier für die Mutter des Mädchens.“ Sie nannte Corrisandes Namen nicht. Vielleicht wußte er ihn nicht. Vielleicht hatte er nicht

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